Der alte Simeon (Lukas 2,25ff.)
 
Ziele: 
- Sich anhand einer biblischen Gestalt in die besondere Atmosphäre des adventlichen Wartens
  begeben
- Sich bewusst werden, wie Menschen damals den von Gott geschickten Retter erwartet haben
- Sich über eigene Erfahrungen mit dem Warten austauschen
 
Adventszeit ist Zeit des Wartens auf Jesu Geburtstag, auf den Tag seiner Ankunft bei den Menschen. Im Lukasevangelium wird im Umfeld der Geburt Jesu von dem alten Simeon erzählt, der die letzte Zeit seines Lebens als ein Wartender gelebt hat. Auch wenn das Ziel dieser Geschichte ein Ereignis nach der Geburt Jesu ist – die Erzählung von Simeon kann zum einen all das aufnehmen, was die Kinder in ihrem Warten erleben, zum anderen den Inhalt dieses Wartens vor Augen stellen: die Geburt Jesu und ihre Bedeutung für damalige und heutige Menschen. Gegenüber der biblischen Vorlage werden in der folgenden Erzählanregung die Akzente etwas verschoben: das Warten bekommt mehr Gewicht, und das biblische Danklied des Simeon wird in einfachen Worten verständlich gemacht, nämlich in seinem Dankgebet und in Gesprächen mit den anderen.
 
Wenn der alte Simeon aus seinem Leben erzählt, dann hat er aufmerksame Zuhörer. Nach dem Gottesdienst im Tempel von Jerusalem trifft er sich oft in der großen Vorhalle mit Freunden und Bekannten, und dann plaudern sie über alles Mögliche. „Simeon, was meinst du dazu?“ fragen sie ihn oft. „Du hast doch schon so viel erlebt!“
Im Gottesdienst wurde heute vorgelesen, was in den alten Schriften über den König erzählt wird, der kommen soll. Er wird klug sein und guten Rat in allen Schwierigkeiten wissen, hieß es. Er wird einer sein, der auf Gott hört und Frieden schafft. Und dann haben sie alle gesungen: „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe!“
„Simeon, was meinst du“, fragt ihn sein Nachbar Jonas, „kommt der neue König bald?“ Und ein anderer ergänzt: „Du hast doch schon so viele Jahre vergeblich auf den neuen König gewartet. Hat es denn überhaupt einen Sinn, noch länger zu warten?“ Simeon antwortet bedächtig: „Ja, ich bin über dem langen Warten alt geworden. Und oft schon habe ich mich gefragt, ob ich es überhaupt noch erleben werde“. Die anderen nicken verständnisvoll, denn so ähnlich ging es ihnen auch. Immer wieder redeten die Leute davon, dass der neue König, der Messias kommen wird, und dann war es doch nichts. Aber dann spricht Simeon weiter: „Und trotzdem weiß ich ganz genau, dass ich den neuen König noch sehen werde!“ Die anderen schauen ihn verwundert an: „Woher weißt du das?“ Simeon antwortet: „Es war wie eine Stimme in mir drin, die hat zu mir gesagt: ‚Du wirst ihn noch sehen, du wirst ihn als ein noch ganz kleines Kind in deinen Händen halten’. Und ich weiß, dass diese Stimme von Gott kam. Und deshalb fällt mir das Warten nicht schwer.“ Wenn das so stimmt, denken sich die anderen, dann muss das wirklich bald sein, denn Simeon ist doch schon sehr alt.
Die Zeit vergeht. Immer wieder fragen die Leute den alten Simeon: „Stimmt es wirklich, was du gesagt hast? Hast du dich wirklich nicht getäuscht?“ Dann lächelt Simeon still vor sich hin und meint nur: „Da bin ich mir ganz sicher!“ Manche wollen nicht mehr daran glauben und sagen zueinander: „Ach, der alte Simeon! Ich glaube, der ist nicht mehr ganz richtig im Kopf. Woher will der denn wissen, ob der neue König bald kommt?“ Aber andere halten daran fest: „Auf den Simeon ist Verlass. Wir müssen nur Geduld haben!“
Und dann ist es auf einmal soweit. Simeon macht sich wie sonst auch auf den Weg zum Tempel. Aber in seinem Inneren spürt er plötzlich eine Unruhe, die er sonst gar nicht an sich kennt. Es ist eine Freude und Neugierde, die ihn auf dem Weg richtig vorantreibt. „Mein Gott, ist es endlich soweit?“ betet er. Im Tempel begegnet er jungen Eltern mit einem kleinen Kind. Und da weiß er es ganz genau: Das kleine Kind, das muss der neue König sein. Und noch eins wird ihm klar: Das wird ein ganz anderer König werden als die Könige, die er bisher erlebt hat: ein König ohne eine Krone, ohne ein Schloss und ohne Diener – aber ein König der Freundlichkeit und der Liebe zu den Menschen, ein König der guten Botschaft von Gott.
„In Bethlehem ist unser Kind geboren, Jesus heißt es“, erzählen die beiden, Maria und Josef, „in einem alten Stall. Nun wollen wir noch im Tempel unser Dankopfer bringen und dann wieder zurückkehren nach Nazareth in unsere Heimat.“ Simeons Gesicht leuchtet. Ganz behutsam nimmt er den kleinen Jesus auf seinen Arm und streichelt ihn. Danach betet er laut: „Gott, ich danke dir, dass du den Retter zu uns geschickt hast, und dass ich ihn gesehen habe. Jetzt weiß ich, dass mein Warten nicht umsonst war, und dass du uns nicht im Stich lässt! Mit meinen eigenen Augen habe ich dein großes Geschenk für uns alle gesehen. Ich danke dir dafür!“
Auch die anderen sind herzu getreten und freuen sich mit Simeon mit. Aber später fragen sie ihn: „Simeon, Jesus ist doch noch ein ganz kleines Kind! Du wirst ihn doch als erwachsenen Mann gar nicht mehr erleben! Das dauert doch noch so viele Jahre, bis er groß wird!“ Aber Simeon antwortet: „Das macht mir nichts aus. Ich weiß, dass Jesus jetzt da ist, und dass die Menschen später mit ihm viel Gutes erleben werden. Das genügt mir. Darüber kann ich mich schon jetzt von Herzen freuen!“ Und die Leute sagen immer wieder zueinander: „Von dem alten Simeon kann man das Warten lernen. Von ihm kann man auch das Sich-Freuen lernen. Erinnert ihr euch noch, wie sein Gesicht gestrahlt hat, als er den kleinen Jesus in seinem Arm gehalten hat?“
 
Gesprächsimpulse
- Manchmal kann einem das Warten ganz schön schwer fallen! Erinnert ihr auch daran?
- Noch schwieriger ist es oft, wenn man noch gar nicht genau weiß, wann das Erwartete kommen wird. Manchmal gibt es ja auch   Enttäuschungen.
- Simeon hat gewusst, dass aus diesem kleinen Kind ein ganz besonderer König werden wird. Was weißt du über diesen König der   Freundlichkeit und Liebe zu den Menschen?
- Wir wissen genau, auf was wir an Weihnachten warten. Darum können wir uns diese Wartezeit mit Vielem angenehm machen,     das uns an Weihnachten erinnert. Was von den Zeichen der Vorfreude magst du besonders gerne?
 
Lucia, die Lichtbringerin
Ziele:
- An einem ausgewählten Ausschnitt aus der Biographie der hl. Lucia wahrnehmen, was 
  christlicher Glaube für das Leben bedeuten kann
- anhand dieser Geschichte der symbolischen Bedeutung des Lichts nachgehen
- aus der überlieferten Geschichte Ideen für eigenes Gestalten der Adventszeit gewinnen
Bei dieser Erzählung für Kinder soll anstelle der grausamen Details von Lucias Leiden und Sterben das in den Mittelpunkt gerückt werden, was an ihrem Wirken auch für die Kinder vorbildhaft erscheinen kann und zugleich das reizvolle Heiligen-Attribut - den Lichterkranz auf dem Kopf – verständlich macht.
Die nachfolgende Erzählung setzt zwei Akzente: zum einen das Bedenken, wie empfangenes Gutes einen von innen heraus dazu drängen kann, es auch an andere weiter zu geben; zum anderen, was alles Licht in unser Leben bringen kann, damals wie heute.
Um der elementaren Gestalt der Erzählung willen werden die äußeren Umstände stark vereinfacht bzw. ganz ausgeklammert – sei es die Wallfahrt zum Grab der hl. Agathe als auch die Christenverfolgung, die der Legende nach die Gläubigen dazu nötigte, in Katakomben, d.h. in unterirdischen Grabanlagen zu leben.
 
In der Adventszeit zünden wir Kerzen an und freuen uns an ihrem Licht. Die Tage werden immer kürzer, draußen wird es schon bald dunkel. Da tut uns das warme Licht der Kerzen gut.
Heute möchte ich euch von einer Frau erzählen, die für andere zu einer ganz besonderen Lichtbringerin geworden ist.
Lucia hat es als Kind immer gut gehabt. Sie hatte Eltern, die für sie sorgten und darauf achteten, dass ihr nichts fehlte. Aber später zogen doch Sorgen in ihr Leben ein: die Mutter wurde krank, und niemand wusste, wie man ihr helfen könnte. Sie wurde immer schwächer. Arzneimittel, die ihr von den Ärzten verordnet wurden, hatten keine Wirkung. Jeden Tag betete Lucia zu Gott und bat ihn, der Mutter wieder Gesundheit zu schenken. Aber es wurde nicht besser. Trotz aller Enttäuschung verlor Lucia nicht die Hoffnung. „Gott wird uns helfen“, tröstete sie immer wieder die kranke Mutter. „Verlass dich darauf!“ Aber die Geduld der beiden wurde auf eine harte Probe gestellt – bis dann doch eines Tages das lang Ersehnte geschah. Nach den Gebeten in einer Kirche, zu der die beiden reisten, ging es der Mutter endlich wieder besser. Sie fühlte sich wieder kräftiger, und die Schmerzen verschwanden.
Die Freude im Elternhaus der Lucia war groß, und alle dankten Gott für die neu geschenkte Gesundheit der Mutter. Immer wieder musste Lucia mit anderen über ihre große Freude und Erleichterung reden. „Ich bin ja so froh“, sagte sie, „dass Gott uns so sehr geholfen hat!“ Aber dann wurde sie nachdenklich: „Es gibt so viele Menschen, denen es nicht so gut geht wie uns!“ Sie dachte dabei an die Kranken, die nicht wieder gesund wurden, vor allem an die, die kein Geld hatten, um sich gute Medizin zu kaufen. Und dann sagte sie: „Ich will meinen Dank nicht nur an Gott richten, sondern ihn auch an Menschen weitergeben, denen es schlecht geht!“
„Wie willst du das machen?“ fragten ihre Freundinnen, „es gibt doch so viele arme und kranke Leute, das schaffst du nie, denen allen zu helfen!“ Aber Lucia meinte: „Allen kann ich ganz bestimmt nicht helfen. Aber ich kann mit dem Helfen anfangen. Mit dem Geld, das ich habe, baue ich ein Haus für diese Leute, bezahle die Ärzte und all das, was die Menschen brauchen“. Und so geschah es. Als dieses Krankenhaus für Arme fertig war, ging Lucia immer wieder hin, besuchte die Kranken, tröstete und ermunterte sie, so wie sie es mit ihrer eigenen Mutter getan hatte. Die Kranken freuten sich auf ihre Besuche und sagten: „Lucia bringt uns Mut und Hoffnung, sie bringt uns Licht in unsere Dunkelheit“.
Einige Jahre später kamen Soldaten, und viele Menschen mussten sich vor ihnen verstecken. Sie lebten nun in Höhlen in den Bergen und unter der Erde und trauten sich kaum heraus. Lucia machte sich jetzt Gedanken, was diese Leute brauchten, und wie sie ihnen helfen konnte. Jeden Tag packte sie Sachen zum Essen und Trinken ein, so viel, wie sie nur tragen konnte. Und die brachte sie heimlich zu den Menschen in den Höhlen.
Aber dort war es ja dunkel, und Lucia musste deshalb immer ein Licht mitnehmen. „Ich könnte eine dritte Hand brauchen, die das Licht hält“, dachte sie sich, „denn meine beiden Hände brauche ich unbedingt, um all die Sachen zu tragen“. Da kam ihr eine Idee. Sie befestigte Kerzen an einem Ring, der genau auf ihren Kopf passte. Ihr Kopf war jetzt ihre dritte Hand.
„Du bringst so viel Licht zu uns in unsere Höhlen“, sagten die Leute. „Du bringst uns all die Sachen, die wir zum Leben brauchen, du bringst uns so viel Freundlichkeit und auch Nachrichten von der Welt draußen, wo die Sonne scheint. Du bist eine richtige Lichtbringerin“. Und damit meinten sie nicht nur das Licht der Kerzen auf ihrem Kopf, sondern auch all das andere, das Licht in ihre Dunkelheit brachte.
 
Gesprächsanregungen:
- Mit dem Licht, das Lucia brachte, meinten die Leute auch das, was Menschen im Inneren hell machen kann. Was ist es, das       einen Menschen in seinem Inneren dunkel, und was ihn hell machen kann?
- Lucia hat den Entschluss gefasst, ihren Dank über das Gesundwerden ihrer Mutter an andere weiter zu geben. Gibt es auch         andere Gelegenheiten, in denen man seinen Dank an andere weitergeben kann?
- Kennst du auch Lichtbringer in deinem Leben?
- Warst du selbst schon einmal Lichtbringer für andere?
- In früheren Zeiten wurden Kinder oft nicht am Hl. Abend, auch nicht am Nikolaustag, sondern am Lucia-Tag beschenkt. Kannst     du dir denken, warum?
 
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