Wo Tiere in der Bibel wichtig sind - ein Gespräch - und Bileams Eselin (4. Mose 22,21-41)

Ziele

  • wahrnehmen und bedenken, wie es in der Bibel auch um Mitgeschöpflichkeit des Menschen mit den Tieren geht
  • bedenken, wie die Beziehung zwischen Gott und Mensch auch die Welt der Tiere einschließt
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Denk- und Argumentationsfähigkeit
  • Verständnis für die Gemeinschaft alles Lebendigen

Vorüberlegungen

Tiere in der Bibel wurden früher meist nur am Rande beachtet. Es ging doch vielmehr um die Menschen und ihre Beziehung zu Gott. Aber im Lichte der Schöpfung als Lebensgemeinschaft von Menschen, Tieren und Pflanzen samt den zugehörigen Aufgaben für die Menschen gewinnen diese Geschichten neue Bedeutung. Denn auch den Tieren gilt Gottes Segen. Einblicke in die kaum sichtbare Welt des Göttlichen sind nicht nur den Menschen vorbehalten.
Die folgende Erzählung ist ein kurzer, exemplarischer Streifzug durch biblische Geschichten, in denen auch Tieren viel Beachtung zukommt. Sie setzt zwei Akzente: zum einen zur Lebensgemeinschaft von Menschen und Tieren, zum anderen zu der Frage, ob auch Tiere eine Beziehung zum Göttlichen haben können.

Die Erzählung ist ein erzähltes Gespräch in der Kita-Gruppe, das die Kinder anregt, sich immer wieder selbst in das Gespräch einzubringen. Erzählunterbrechungen sind also durchaus gewollt. Breiter ausgeführt ist eine Erzählung zu Bileam und seiner Eselin (4. Mose 22,21-41). Die einzelnen Erzähl- und Gesprächsabschnitte können auf mehrere Tage verteilt werden. Und sie können ergänzt werden, z.B. mit der Geschichte von Tobias, der seinen Schutzengel erst ganz zum Schluss erkennt. Aus der Sicht seines – im biblischen Text erwähnten – Hündchens ergibt sich da auch eine andere Perspektive (Tobias und sein Hündchen).

 

Gespräch

Wenn die Kinder im Morgenkreis beisammen sitzen, erzählt ihnen Corinna, die Leiterin der Gruppe, immer wieder mal eine Geschichte aus der Bibel. Die Kinder hören ihr gerne zu, denn sie kann die Geschichten lebendig und spannend erzählen, und dann erzählen auch die Kinder von ihren Gedanken. Heute macht sie es umgekehrt und fragt zuerst die Kinder: „An welche der Geschichten könnt ihr euch noch gut erinnern?“ Die Kinder müssen gar nicht lange nachdenken: „Von Jesus und wie er die Kinder zu sich gerufen hat… Von dem blinden Bartimäus…. Von Abraham…. Von König David….. An viele Geschichten können sich die Kinder erinnern.

Gespräch: An welche Geschichten könnt ihr euch gut erinnern?

Dann sagt Corinna: In all diesen Geschichten geht es um Menschen. Aber weil wir uns zur Zeit viel mit Tieren beschäftigen, frage ich euch: „Kennt ihr auch Geschichten aus der Bibel, in denen es um Tiere geht?“ Jetzt müssen die Kinder länger nachdenken. „Ach ja“, sagt Sebastian, „in der Geschichte von Noah und der Arche kommen ja viele, viele Tiere vor“. Jetzt können sich die anderen auch erinnern und erzählen, was sie noch von dieser Geschichte wissen.

Gespräch: Was wisst ihr noch von dieser Geschichte?

„Warum mussten eigentlich die Tiere in der Flut sterben?“ fragt Ines. Jetzt ist es still, alle denken nach. „Eigentlich ist das ungerecht“, meint Martin. „Die Tiere können ja nichts dafür, dass die Menschen nicht gut zueinander waren“.

Gespräch: Welche Gedanken habt ihr dazu?

Corinna sagt: Ich weiß keine Antwort auf diese Frage. Aber mir ist an der Geschichte besonders wichtig, dass Gott und Noah dafür gesorgt haben, dass von jeder Tierart ein Pärchen in der Arche war, so dass auch in der neuen Welt nach der großen Flut keine Tierart fehlte. Gott hat dann alle Tiere gesegnet, damit sie alles finden können, was sie zum Leben brauchen. Er hat sie gesegnet, so wie er auch die Menschen gesegnet hat.

Jetzt erzählen Kinder von Bildern zur Arche Noah und vom Regenbogen nach der Flut, und wie auf diesen Bildern viele, viele Tiere zu sehen waren.
Mia meint: „So einen Noah könnten wir auch heute brauchen, weil bei uns so viele Tiere aussterben. Davon haben mir meine Eltern erzählt“.
Corinna antwortet: Vielleicht könnten auch wir ein bisschen Noah sein und mithelfen, dass die Tiere genug Platz zum Leben haben“.

Gespräch: Habt ihr dazu Ideen?

Lukas meint: „Wenn Gott die Tiere gesegnet hat, heißt das, dass auch die Tiere an Gott glauben können? Corinna gibt die Frage an alle weiter: „Was meint ihr, können auch Tiere an Gott glauben?“ Sebastian antwortet: „Auf jeden Fall glauben sie anders an Gott als wir Menschen“. „Warum?“ fragen die anderen. Und sie sagen, was sie dazu denken.

Gespräch: Was würdet ihr zu dieser Frage von Lukas sagen?

Corinna erzählt: „Ob und wie Tiere an Gott glauben, das werden wir wahrscheinlich nie genau erfahren. Aber dass Tiere Engel sehen können, dazu gibt es eine Geschichte in der Bibel“. Die Kinder machen es sich in der Runde gemütlich und sind gespannt auf die Erzählung.

 

Erzählung zu Bileam und seiner Eselin

 „Vor langer, langer Zeit wohnte in einer Gegend, die heute ‚Vorderer Orient‘ heißt, ein Mann mit dem Namen Bileam. Der hatte die besondere Gabe, mit Gott zu reden und auch Antworten von ihm zu hören, so wie ich es auch von Abraham und anderen erzählt habe. Und er konnte mit ganz besonderer Kraft Menschen segnen oder es auch nicht zu tun. Sein Segen war den Menschen in Israel besonders wichtig. Wenn sie ihn nicht bekamen, dann hatten sie Angst, dass es ihnen schlecht geht. Es war dann wie eine schwere Last für sie. Zum Glück konnten sehr viele Menschen, die zu Bileam kamen, mit Gottes Segen wieder weiterziehen.

Eines Tages bekam Bileam Besuch von Menschen, die er vorher noch nie gesehen hatte. Sie begrüßten ihn höflich und er lud sie in sein Haus ein. „Wollt ihr auch Gottes Segen?“ fragte er. Einer der Männer antwortete: „Es geht nicht um uns, sondern um unseren König. Wir sind Abgesandte des Königs Balak. Unser König lässt dich grüßen und hat eine große Bitte. Er mag die Israeliten nicht und hat Angst, dass sie ihm etwas von seinem Königreich wegnehmen. Wenn du aufhörst, sie zu segnen und stattdessen zu unserem König kommst, um bei ihm zu wohnen und ihn zu segnen, dann wird es den Israeliten schlechter gehen und wir können sie aus dem Land vertreiben“.

Bileam schüttelte den Kopf: „Das ist unmöglich. Gott hat dieses Volk seit langer, langer Zeit mit seinem Segen begleitet und so wird es auch weiter geschehen. Sagt eurem König, dass ich seinen Wunsch nicht erfüllen kann“. Betrübt zogen die Boten des Königs Balak wieder ab.

Doch nach einigen Wochen kamen sie wieder, und es waren noch viel mehr. Sie hatten kostbare Geschenke dabei. Und wieder baten sie Bileam eindringlich, den Wunsch ihres Königs zu erfüllen. Bileam zog sich nun zurück, um mit Gott zu sprechen und sagte zu ihm: „Mein Gott, ich kenne ja meine Aufgabe gut, aber ich bin jetzt auf einmal ganz unsicher, was ich tun soll. Vielleicht hat es der König Balak ja verdient, dass nun er deinen Segen bekommt und nicht mehr die Israeliten“. Gott antwortet ihm: „Du kennst deine Aufgabe und weißt, was du zu tun hast. Du kannst auch mit den Boten zurück zu ihrem König gehen und es ihm selbst sagen“.

Jetzt ging Bileam so viel im Kopf herum, er überlegte hin und her. Und dann setzte sich in seinem Kopf fest, dass – wenn er schon zum König mitgehen sollte, er ihn vielleicht doch segnen könnte und dann auch bald wieder zurückkehren. Vielleicht war das jetzt auch seine Aufgabe. Die Boten des Königs waren hoch erfreut, als sich Bileam mit ihnen auf den Weg in ihr Land machte. Er belud seine Eselin mit allem, was er brauchte, und dann ging es los. ‚Einen König zu segnen, das kann doch nichts Schlechtes sein‘ dachte er sich immer wieder. Sein Esel trug ihn brav, so dass der Weg für ihn ganz bequem war.
Doch plötzlich stockte die Eselin, verließ den Weg und lief in das Feld neben dem Weg hinein. „Was soll das?“ rief Bileam laut und gab dem Tier ein paar Schläge mit dem Stock, bis es endlich ein Wegstück weiter zurück auf den Weg kehrte. „Was ist bloß in meine Eselin gefahren“, murmelte er vor sich hin. So etwas hat sie doch noch nie getan!“

Nach einer Weile war der Weg auf beiden Seiten durch hohe Mauern begrenzt. Und wieder blieb die Eselin stehen und weigerte sich weiterzugehen. Bileam konnte überhaupt kein Hindernis erkennen. Er redete auf das Tier zuerst mit guten und dann ungeduldig mit bösen Worten ein, schlug es wieder mit dem Stock, bis es endlich weiterging. Die Eselin drückte sich aber ganz eng an der Mauer entlang, so als ob ein großes Hindernis den Weg versperrte und auf der Seite fast kein Platz mehr war. Dabei drückte sie Bileams Fuß so sehr an die Mauer, dass es ihm weh tat. Wütend brüllte er seine Eselin an, schlug sie mit dem Stock, bis sie endlich wieder in der Mitte des Weges weiterging. Und wieder machte sich Bileam Gedanken, was wohl in seine Eselin gefahren war, dass sie sich auf einmal so eigenartig verhielt.

Dann führte der Weg durch eine ganz enge Schlucht. Wieder bockte die Eselin und war durch nichts mehr zu bewegen, weiterzugehen. Bileam wurde wütend und schlug auf sie ein, aber sie ließ sich nun einfach auf den Boden fallen und blieb da auf ihren Knien liegen. Und dann geschah Seltsames. Er hörte seine Eselin sagen: „Warum schlägst du mich? Ich kann doch nicht anders als stehenbleiben. Siehst du es denn nicht?“ Bileam schaute nach vorne und jetzt sah er es. Es war auf einmal ganz hell und er sah einen mächtigen Engel mit leuchtendem Gewand und mit einem Schwert, der den Weg versperrte.
Und jetzt wurde ihm alles klar. Jetzt wusste er, dass es zum dritten Mal der Engel war, der ihm den Weg versperrte, und er wusste auch, warum. Aber am meisten wunderte er sich, dass zuerst seine Eselin und nicht er den Engel erkannte.

Gespräch

  • Wenn der Engel gesprochen hätte, welche Botschaft hätte er wohl dem Bileam ausgerichtet?
  • Warum wohl konnte er den Engel erst so spät sehen?
  • Bileam hat seine Eselin jetzt bestimmt mit ganz anderen Augen gesehen. Was meint ihr dazu?

Stefan meint: „Esel kommen in den biblischen Geschichten öfter vor, und er beginnt zu erzählen.

Gespräch: Welche Geschichten fallen dir dazu ein?

Stefan erzählt: „Als Jesus am Palmsonntag in Jerusalem einzog, da saß er auch auf einer Eselin. Simona ergänzt: „Und Maria saß auf ihrem Weg nach Bethlehem auch auf einem Esel, und der barmherzige Samariter hatte auch einen Esel dabei, der dann den Überfallenen trug.

Corinna meint: „Wenn in der Bibel Tiere genannt werden, dann ist immer etwas Wichtiges dabei. In den letzten beiden Geschichten, die uns Simon erzählt hat, steht in der Bibel allerdings nichts von einem Esel. Warum wohl denken alle, dass auch ein Esel dabei war?

Gespräch

  • Erinnerst du dich, was für dich bei Bileams Eselin das Wichtigste war?
  • Warum wohl war es wichtig, dass Jesus in Jerusalem nicht auf einem Pferd, sondern auf einem Esel eingeritten ist?
  • Ist für dich der Esel in den beiden anderen Geschichten auch wichtig? Warum?

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