Gottes Versprechen für König David (2. Samuel 7)

Vorüberlegungen

Der Wechsel vom Leben als Nomaden ohne eigenes Land zur Sesshaftigkeit in einem eigenen Staatsgebiet mit einem erfolgreichen König als Regent war nicht nur eine gesellschaftlich und politisch zu bewältigende Neuorientierung, sondern auch eine theologische Herausforderung. Gott war in den bisherigen Erfahrungen und Überlieferungen der mitgehende, leitende und begleitende große ‚Hirte‘. Jetzt war es notwendig, die Beziehung zwischen Gott und dem irdischen Herrscher genauer zu bestimmen, Das geschah in der Verpflichtung des Königs auf Gottes Weisungen und im Gegenzug in der Zusage eines über die Generationen hinweg beständigen, verlässlichen Königtums.

Genau darum geht es mit der biblischen Vorlage auch in der Erzählung. David will Gott einen Tempel bauen – da war die Gefahr nahe, dass er –mit Blick auf Könige von Nachbarländern - seine erworbene, ihm anvertraute Macht auch in die religiöse Sphäre hinein ausdehnen könnte. Das wäre die Versuchung, als König nicht unter, sondern neben Gott zu stehen. David muss die Verweigerung des Tempelbaus durch den Prophet Nathan als Begrenzung möglicher Machtansprüche hinnehmen. Gleichzeitig wird er mit seiner neuen Rolle als König in die bisherige Vertrauensbeziehung zwischen Gott und seinem Volk ausdrücklich hineingenommen: Gott baut ihm das Haus seiner Zusagen, die weit über Davids eigenes Leben hinausreichen. Dieser Bogen führt nach christlichem Verständnis hin zu Jesus dem „Davidssohn“, dem endgültigen Ziel dieser Generationenreihe. Dieses Ziel ist allerdings zugleich ein ganz neues Königsverständnis, nämlich der Auftrag und die Vollmacht seiner Gottesbotschaft.

Die Erzählung gibt Einblicke in die Veränderungen in Jerusalem und führt mit der Weisung Nathans zu einem Spiel im Verständnis des Wortes und Symbols ‚Haus‘. Vom äußeren Wert eines mit wertvollen Materialien geschmückten Gebäudes geht es weiter zum unsichtbaren Reichtum der zugesagten Beständigkeit. Das kann zum Nachdenken darüber anregen, was für das Leben letztlich am wertvollsten ist und wie sich daran die Beziehung zu Gott festmachen kann.

 

Mögliche Lernziele

  • Wahrnehmen, wie sich unter dem erfolgreichen König David Jerusalem zu einer ansehnlichen Hauptstadt entwickelt hat.
  • Entdecken, wie sich damit Machtverhältnisse verschoben haben – mit Vorteilen und möglichen Gefahren.
  • Entdecken, welche Aussagen in dem Wortspiel mit dem Begriff und Symbol ‚Haus‘ stecken.
  • Nachempfinden, wie David die Weisung und Zusage des Propheten Nathan als wertvolle Bereicherung seiner Gottesbeziehung aufnehmen konnte.
  • Wo liegt heute solch ein Wortspiel mit ‚Haus‘ nahe?

Erzählanregung

In der Stadt Jerusalem ist viel los. Bauern aus dem Umland bringen ihre Waren auf den Markt. Stadtbewohner stehen in Grüppchen beieinander und tauschen sich Neuigkeiten aus. Sie sprechen auch über König David. „Er ist ein guter König“, sagen die einen, „von ihm lassen wir uns gerne regieren. Er sorgt für Gerechtigkeit und Frieden. So können wir sicher im Land leben“. Andere nicken zustimmend, meinen dann aber nachdenklich: „Hoffentlich steigt ihm seine Macht nicht zu Kopfe. Er ist schließlich mächtiger als alle Anführer, die wir bisher hatten“. So gehen die Gespräche hin und her.

Soldaten gehen mit prüfendem Blick durch die Gassen und über die Plätze und schauen, ob alles in Ordnung ist. Eselskarren sind beladen mit all dem, was man zum Bau von Häusern braucht, vor allem mit Hölzern aller Art. Dass hier viel los ist, hört man schon aus der Entfernung. Am lautesten aber ist das Rufen, Klopfen und Sägen der Bauhandwerker. Seit diese Stadt hoch auf dem Berg von König David erobert und zur Hauptstadt seines Königreichs wurde, wirkt sich viel mächtiger als früher. Dass es hier etliche Menschen gibt, die gut verdienen, sieht man an den geräumigen Wohnhäusern. Sie fallen neben den einfachen Behausungen oder gar Zelten der ärmeren Leute auf. Das höchste der neu erbauten prächtigen Häuser ist der Palast des Königs.

Gerade ist David mit zwei wichtigen Männern in der Stadt unterwegs. Der eine ist König Hiram aus dem befreundeten Nachbarland Libanon, der andere der Gottesbote für den König, der Prophet Nathan. Die drei müssen sich nicht durch die Menge drängen. Soldaten gehen ihnen voraus, die Leute treten zur Seite und begrüßen höflich die königlichen Personen.

Hiram staunt, wie sich die Stadt verändert hat und meint zu David: „Deine Hauptstadt ist ja kaum wiederzuerkennen. Ich war schon einige Zeit nicht mehr hier. Jetzt ist diese Stadt wirklich zu einer echten Königsstadt geworden“. Nathan nickt und meint: „Seit Gott uns mit David einen so erfolgreichen König geschenkt hat, blüht das ganze Land auf. Und solange unser König ein gerechter Herrscher nach dem Willen Gottes ist und bleibt, wird das auch sicherlich so weitergehen“. Hiram nickt und ergänzt: „Das soll auch für die Freundschaft unserer beiden Länder gelten“.

Dann bleibt Hiram auf einmal stehen, zeigt auf ein großes Zelt, das ganz allein auf einem geräumigen Platz steht und fragt: „Was ist denn das? Dieses Zelt passt doch überhaupt nicht zu dem neuen Jerusalem!“ David nickt und meint: „Dieses Zelt ist mir schon länger wie ein Dorn im Auge. Es ist zwar ein ganz besonderes Zelt. Es ist unser Gotteszelt, aber….“. Hiram unterbricht ihn,schaut die beiden fragend an und Nathan erklärt ihm: „Viele, viele Jahre ist unser Volk durch die große Wüste und das Steppenland gezogen, bis es hier eine neue Heimat gefunden hat. Gott war auf diesen Wegen unsichtbar immer mit dabei. Das Erinnerungszeichen dafür ist dieses Zelt, in dem in einem Gehäuse die Gebote Gottes aufbewahrt sind, Gottes Weisungen für uns alle. Wir dürfen nie vergessen, dass es unser Gott war, der uns sicher in dieses Land geführt hat“.

Da schaltet sich David wieder ins Gespräch ein: „Das, was Nathan dir erklärt hat, ist für uns alle sehr wichtig. Aber ich frage mich, ob dazu die Weisungen Gottes immer in einem Zelt bleiben müssen. Sie könnten doch noch besser in einem schönen, würdigen Haus aufbewahrt sein. Je prächtiger dieses Haus ist, umso deutlicher zeigt das uns, wie wichtig uns die Weisungen Gottes sind“. Er macht eine kleine Pause und spricht dann weiter: „Es könnte ein großes Haus für Gott sein, das zusammen mit dem Königspalast das Bild unserer Stadt bestimmt und das Kennzeichen unseres neuen Jerusalems ist“. In diesem Haus kommen dann die Menschen zusammen, um in Gebeten und Liedern daran zu denken, wie wichtig Gott für uns alle ist“.

David schaut Nathan an und fragt ihn: „Wie findest du diese Idee?“ Der nickt und meint: „Ich denke, das ist ein guter Plan. Wir erinnern uns auch weiterhin an unsere Geschichten mit Gott. Ein prächtiges Haus muss dem ja nicht im Weg stehen“. Auch König Hiram schließt sich an: „Wenn ihr dann am Bauen seid, schicke ich Euch beste Qualität von unseren berühmten Zedernstämmen und dazu die Handwerker!“

Als David wieder zuhause in seinem Palast ist, erzählt er seiner Frau Michal von seinem Gespräch mit Hiram und Nathan. Die beiden überlegen weiter, wie sie sich solch ein Haus für Gott vorstellen könnten: „Groß muss es sein und Platz haben für viele, viele Menschen“. Michal meint: „Und es muss mit den wertvollsten Materialien ausgestattet sein: Zwischen den Säulen aus Libanon-Zedern sehe ich Mauern aus kostbaren Steinen, bemalt mit den leuchtendsten Farben, geschmückt mit Silber und Gold“. David meint noch: „Dieses Haus soll das Zeichen dafür sein, dass Gott uns nicht nur bis hierher geführt hat, sondern auch weiterhin mit uns sein wird“. Und mit Nachdruck ergänzt er: „Natürlich gilt das in besonderer Weise für mich, den König, der für das ganze Volk Verantwortung trägt“.

Am nächsten Morgen meldet sich Nathan bei David und sagt zu ihm: „Ich habe dir eine neue Weisung von Gott zu überbringen“. David ist neugierig und fragt: „Geht es schon darum, wie wir das Haus für Gott bauen sollen?“ Aber Nathan schüttelt den Kopf: „Gott will nicht, dass du das Haus für ihn bauen lässt“. Auf Davis enttäuschte Miene hin spricht er gleich weiter: „Gott wird dir ein ganz anderes Haus bauen!“ Jetzt wartet David gespannt auf Nathans nächsten Satz, und der fährt fort: „Es ist ein Haus aus Menschen, eine Menschenkette, die von dir weit in die Zukunft reicht“. David schaut Nathan immer noch fragend an und meint: „Was für ein Haus soll das sein?“ Und der erklärt weiter: „Es soll das Haus deiner Nachkommen sein, deiner Nachkommen als Könige des Landes, das von ihnen nach dem Willen Gottes regiert wird“. Nun geht David ein Licht auf und er sagt: „Dieses andere Haus ist also ein Versprechen Gottes, das weit in die Zukunft weist. Es heißt, dass Gott unser König bleiben wird und meine Nachkommen die menschlichen Könige, die sich auf seinen Schutz verlassen können“. Nathan nickt zustimmend.

Als David später wieder mit Michal beisammen sitzt und ihr von dem Gespräch mit Nathan berichtet, ist sie zunächst auch enttäuscht, meint aber dann: „Dieses Versprechen ist eigentlich doch viel wichtiger als ein Haus aus Holz und Stein. Es sind zwar nur Worte, aber ein Versprechen von Gott ist viel dauerhafter als das, was Menschen bauen können. Ein Haus kann zerstört werden, aber Gottes Worte bleiben immer gültig“. Gerade schaut auch Nathan noch einmal vorbei, erkundigt sich, wie es den beiden geht und freut sich, dass sie wohl ganz gut verstanden haben, welches Geschenk ihnen Gott gemacht hat. Dann meint er noch: „Dass Gott euch und damit uns allen dieses Menschen-Haus versprochen hat, heißt ja nicht, dass das Haus aus Stein nie gebaut werden darf. Zu seiner Zeit wird Gott auch dazu die richtige Weisung geben“.

Bevor sich David an diesem Abend zu Bett legt, betet er noch: „Gott, ich danke dir von Herzen für dieses große Geschenk. Ich weiß zwar immer noch nicht, warum ich dir nicht auch das Gotteshaus aus Stein bauen darf, aber das ist jetzt nicht wichtig. Dein Geschenk für mich ist viel größer als das, was ich dir mit dem von Menschenhand geschaffenen Gotteshaus schenken könnte. Bitte hilf mir, dass ich ein guter König sein kann und damit ein guter Anfang für dieses Menschen-Haus“.

Gesprächsanregungen

  • David hat sich immer wieder Gedanken darüber gemacht, warum er dieses Haus für Gott nicht erbauen lassen darf. Es hätte doch eine Zierde für die ganze Stadt sein können. Was hättest du an Nathans Stelle vielleicht darauf geantwortet?
  • Etliche Jahre später hat dann Salomon, der Sohn Davids, mit einer Weisung von Gott die Erlaubnis bekommen, das Gotteshaus aus Holz und Stein errichten zu lassen. Da konnten dann die Menschen immer wieder darüber nachdenken, was das Haus der Menschen für Gott mit dem Haus von Gott für die Menschen zu tun hat. Wie würdest du ihnen diesen Zusammenhang erklären?
  • In dem Gottes-Zelt wurden die Gebote vom Sinai aufbewahrt. Sie waren auch für den König wichtig, damit er ein König nach Gottes Willen sein konnte. Welche Gebote waren da wohl für einen König besonders wichtig und warum?
  • Auch ein Gottes-Haus aus Stein soll mit den Erinnerungen verbunden bleiben, wie Gott Menschen begleitet hat und mit dem Vertrauen darauf, dass dies auch für die Zukunft gilt. In welcher Weise kann das auch für unsere Kirchen – auch für die Gotteshäuser anderer Religionen - gelten? Wo und wie kommen in ihnen solche Erinnerungen und solches Vertrauen zur Geltung?
  • Im Neuen Testament wird Jesus als der neue David, als der wichtigste Nachkomme in dem „Haus Davids“ benannt. Was hat Jesus mit König David und seinen folgenden Nachkommen auf dem Königsthron gemeinsam und was unterscheidet ihn von ihnen?

 

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