Jakob träumt seine Begegnung mit Gott (1. Mose 28)

Ziele

  • Zusammenhängen von Gottes Wirken im Himmel und auf der Erde nachgehen
  • Sich mit biblischen Bildern zu Gottes Wirken in unserer Welt vertraut machen
  • Zugang zur Symbolkraft biblischer Vorstellungen und Bilder
  • Eigenständigen Umgang mit biblischen Gottesvorstellungen und –bildern


Vorüberlegungen

Einen besonderen Impuls zum Nachdenken über Gott gibt uns die Geschichte von Jakobs Traum in Bethel (1. Mose 28, 10ff.). Diese biblische Traumgeschichte stellt Beziehungen zwischen Gottes Wohnen im Himmel und Wirken auf der Erde her, also zwischen der Zone des Unsichtbaren und für uns Menschen Unzugänglichen und der irdischen, sichtbaren Lebenswelt. Wie kann Gott zugleich im Himmel und auf der Erde sein? Das ist die Frage, die wir hier weiterverfolgen. Eine Arzttochter hat einmal das Problem für sich so gelöst: Im Himmel wohnt Gott, auf der Erde hat er seine Praxis. Aber dann folgt rasch die nächste Frage: Und wie geschieht das Hin und Her?

Die biblische Geschichte erzählt von Jakob, in der alttestamentlichen Genealogie Sohn von Isaak und Rebekka und Enkel von Abraham und Sara. Mit seinem Zwillingsbruder Esau hatte er heftigen Streit, in dessen Folge er das Elternhaus verlassen musste, besser gesagt, die Zelte, denn diese Geschichte ist ja in der Nomadenzeit Israels angesiedelt. Jakob hatte durch List seinen Bruder um dessen Erstgeburtsrecht betrogen, sich den Segen des Vaters erschlichten; die Wut Esaus auf ihn ist also durchaus verständlich.

Auf seiner Flucht in die Wüste sucht er einen Schlafplatz und findet ihn an einem Heiligtum anderer Sippen. Er träumt von einem offenen Himmel, aus dem so etwas wie eine Leiter bis zur Erde reicht. Engel steigen hinauf und hinab, und Jakob hört Gottes Zusage an ihn: Ich bin bei dir und beschütze dich. Ich begleite dich in die Fremde und später auch wieder zurück in die Heimat. Das ist für Jakob ein wichtiges Versprechen auf seinem beschwerlichen Weg. Aus altorientalischen Kulturen sind sog. Stufentempel bekannt, auf denen eine Treppe nach oben führt. Die Menschen wollten so weit wie möglich zum Himmel als dem Ort der Götter kommen. In unserer Geschichte ist es umgekehrt: Von Gott führt ein Weg zur Erde. Wie dieser Weg zu denken ist, dazu haben die Kinder sicherlich interessante, phantasievolle Ideen. Im Abschnitt zur kreativen Gestaltung nehmen wir mit einem Bild von Sieger Köder diese Überlegungen wieder auf.

 

Erzählvorschlag


Jakob ist müde und erschöpft. Den ganzen Tag schon ist er gelaufen. Der Weg durch die Wüste war steinig und die Hitze kaum zu ertragen. Am Abend wird es etwas kühler, aber bald kommt die Nacht. Jakob sieht sich nach einem Platz zum Übernachten um. Jetzt wird ihm so richtig bewusst, dass er alleine ist, mitten in der Wüste. Das ist kein angenehmes Gefühl. Angst schleicht in ihm hoch. Bin ich hier sicher? Niemand ist da, der mich beschützen könnte! Jakob seufzt tief. Da sieht er einen Lagerplatz und daneben so etwas wie einen kleinen Altar. Da sind also schon früher Menschen gewesen, denkt er sich. Vielleicht haben die auch hier übernachtet. Er sucht sich eine angenehme Stelle zum Schlafen. Es ist mittlerweile Nacht geworden, die Sterne leuchten über ihm. Da oben ist Gott, denkt er sich, weit, weit weg. Und ich bin hier unten, ganz alleine in dieser riesigen Wüste! Ob Gott mich da überhaupt sehen kann? Er spricht das Gebet, mit dem er jeden Tag beschließt. Wieder seufzt er tief.

In dieser Nacht hat er einen eigenartigen Traum. Es ist ganz hell. Das Licht aber kommt nicht von der Sonne, sondern von einer Stelle im Himmel. Und von dort führt so etwas wie eine Leiter hinunter auf die Erde, genau zu ihm. Alles wirkt angenehm und freundlich. Und dann sieht Jakob, wie Engel auf dieser Leiter auf und ab steigen. Sie schauen zu ihm her, nicken ihm zu, er meint sogar, dass einige zu ihm hin winken. Engel sind gut, denkt er sich, das sind Boten von Gott. In ihrer Nähe fühlt er sich wohl. Er schaut hinauf bis ans Ende der Leiter, aber dort ist es nur hell, er kann nichts weiter erkennen.

Doch dann hört er von oben eine Stimme, und er weiß, dass es Gottes Stimme ist. Ganz aufmerksam hört er hin, damit ihm kein Wort entgeht. „Jakob“, sagt die Stimme, „hab keine Angst! Ich lasse dich nicht im Stich! Ich bin bei dir, und ich begleite dich! Ich behüte dich auf deinem Weg durch die Wüste und ich bringe dich auch wieder zurück nach Hause! Vertrau darauf!“ Jedes dieser Worte hat sich Jakob genau eingeprägt. Er wiederholt sie für sich, murmelt sie vor sich hin, und das tut ihm gut.

Mitten in seinem Murmeln wird es richtig hell, die Nacht ist vorbei, die Morgensonne leuchtet und Jakob weiß, dass er geträumt hat. Aber diese Worte, die hat er sich genau gemerkt. Die gelten für mich in der Nacht und am Tag, denkt er sich, heute und an jedem Tag. Er ist jetzt ganz vergnügt, richtet seine Sachen zusammen, macht sich sein Frühstück zurecht und zieht dann weiter auf seinem Weg durch die Wüste.


Gesprächsanregungen

  • Am Abend allein in der Wüste zu sein, das war kein angenehmes Gefühl für Jakob. Kennt ihr solch ein Gefühl?
  • Das Bild von der Leiter ist Jakob nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Es war doch nur ein Traum, denkt er sich; aber die Leiter, die Himmel und Erde verbindet, die gefällt ihm. Was meint ihr, warum?
  • Gott konnte Jakob in seinem Traum nicht sehen. Aber die Engel. Es sind gute Boten von Gott, denkt er sich. Die Engel und die Botschaft für Jakob, die passen gut zusammen. Meint ihr das auch? Warum wohl?
  • Den Traum hat Jakob nur einmal geträumt. Aber immer, wenn er in den Himmel hinaufgesehen hat, oder wenn er sich alleine gefühlt hat, dann her er an ihn gedacht. Und er hat ein Gebet gesprochen. Was meint ihr, was er da wohl gebetet hat?
  • Als ihn später einmal jemand fragte, wie denn Gott im Himmel und auf der Erde sein kann, da hat Jakob gleich eine Antwort geben können. Was meint ihr wohl, was er geantwortet hat?

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