Erzählvorschlag zu: Die Hirten bekommen eine wichtige Botschaft (Lukas 2)

1. Sehnsucht nach dem neuen, gerechten König

Vor dem Dorf Bethlehem ist weites Land. Dort leben die Hirten mit ihren Schafen. Diese Schafen gehören nicht ihnen selbst, sondern den Leuten in den Dörfern. Ihre Aufgabe ist es, mit den Schafen über die Weiden zu ziehen, für Wasser zu sorgen und darauf zu achten, dass es den Schafen gut geht und ihnen nichts passiert.
Abends sitzen die Hirten oft am Lagerfeuer zusammen und erzählen einander, was sie den Tag über erlebt haben. „Heute war wieder so viel Arbeit, von früh bis a-bends“, sagt einer. „Die Leute in Bethlehem, die haben gar keine Vorstellung von dem, was wir alles zu tun haben. Und sie knausern immer mit dem Geld, das wir für unsere Arbeit bekommen. Ob das einmal anders wird?“ „Es müsste einer kommen,“ sagt ein anderer, „der uns versteht und der ein Herz für uns hat. Der würde uns nicht nur vorrechnen, dass wir zu wenig tun. Der würde sich zu uns setzen und sich für das interessieren, was wir machen! Es müsste einer kommen, der den anderen sagt: Die Hirten, das sind gute Leute. Die arbeiten viel für euch. Die haben es schon ver-dient, dass man freundlicher mit ihnen umgeht!“ – „Wer soll das sein?“ fragen die anderen. Da meldet sich ein alter Hirte zu Wort: „Früher, vor langer, langer Zeit, da gab es in unserem Volk ein König, der war in seiner Jugendzeit selbst Hirte gewesen. Der kannte sich mit unserem Beruf aus, der wusste Bescheid. So einer müsste es sein!“ „Ob so ein König wiederkommt,“ fragt ein anderer, der nicht nur in seinem Pa-last wohnt, sondern der weiß, wie es bei uns zugeht? Ob so einer in unserem Land König wird?“

2. Was die alten Schriften ankündigen

„Erinnert ihr euch daran, was wir gestern Abend geredet haben?“ fragt einer der Hirten am Abend, als sie wieder zusammensitzen. „Ja“, antworten die anderen, es müsste wieder einer kommen, so wie der König David!“ „Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht“, erzählt der Hirte weiter. „Irgendetwas habe ich doch schon früher einmal gehört, von einem König, der zu uns kommen wird, und der dafür sorgen wird, dass es nicht nur den Reichen, sondern allen Menschen gut geht. Das hat mich nicht in Ruhe gelassen. Und deshalb bin ich gestern nach Bethlehem gegangen, da kenne ich einen, der kennt sich in den alten Schriften gut aus. Und den habe ich gefragt. Und der hat geblättert in seinen Schriftrollen und gesucht. Und dann hat er auch ei-nen Satz gefunden. Der ist vor langer, langer Zeit aufgeschrieben worden. Das hat er mir erklärt. „Und wie heißt dieser Satz?“ fragen die anderen neugierig. „Ich habe ihn mir genau gemerkt“, antwortet der Hirte. „Du Bethlehem, bist zwar eine winzig kleine Stadt. Aber in dir soll einer geboren werden, der zum König wird über das ganze Land.“ – „In unserem Ort?“ fragen die anderen ganz erstaunt. „Ja,“ antwortet der an-dere. „Und mein Bekannter, der sich in den alten Schriften so gut auskennt, hat auch noch andere Sätze gefunden. „So wie sich ein Hirte um seine Herde kümmert, so wird sich der neue König um sein Volk kümmern, und ganz besonders um die, denen es nicht so gut geht wie den anderen.“ – „Das klingt gut“, sagt ein anderer, „der soll nur bald zu uns kommen, der neue König!“

3. Ärger mit den Bauern von Bethlehem

Am nächsten Abend kommen ein paar von den Hirten erst später zum gemeinsamen Lagerfeuer. „Wo wart ihr denn so lange?“ fragen die anderen. „Wir waren im Dorf und wollten mit den Schafsbesitzern abrechnen und einige Sachen einkaufen. Aber es gab so viel Ärger. Die Bauern, denen die Schafe gehören, die wollten genau wissen, wie viele Schafe es jetzt sind. Es müssten doch viel mehr sein, riefen sie dann, da müssten doch viel mehr Lämmer inzwischen geboren sein! Wir haben ihnen dann berichtet, dass einmal wilde Tiere in die Herde eingebrochen sind und einige der Schafe getötet haben. Aber die Bauern sagten bloß: Das habt ihr euch doch ausge-dacht. Wahrscheinlich habt ihr die Schafe anderswo verkauft und wollt uns weisma-chen, dass wilde Tiere sie gefressen hätten. Für den Schaden müsst ihr selbst auf-kommen, das geht uns nichts an! Und deshalb bekommt ihr heute kein Geld von uns! Wir haben lange mit ihnen gestritten, aber sie haben uns einfach nicht geglaubt. Wir haben uns so geärgert. Und jetzt konnten wir nichts einkaufen. Ach, wenn doch bloß einer käme, der uns gerecht behandelt! Der würde es nicht zulassen, dass andere so ungerecht mit uns umgehen! Der würde dafür sorgen, dass alle das bekommen, was ihnen zusteht.“

3. Der Traum vom neuen König

Am nächsten Abend erzählt der alte Micha: „Freunde, gestern Nacht habe ich einen seltsamen Traum gehabt. Ich habe geträumt, der neue König der Gerechtigkeit ist geboren worden. Und das seltsamste ist, ich habe ihn gesehen!“ – „Ach, das gibt es doch gar nicht!“ rufen die anderen dazwischen. „Erstens kommt doch keiner von uns in den Königspalast hinein, das dürfen doch nur die Reichen und Mächtigen, die schöne Kleider haben. Aber wir doch nicht! Und außerdem, was nützt es uns, wenn der neue König noch so klein ist, das dauert ja noch viele Jahre, bis er groß ist.“ – „Komisch,“ sagt der Alte, „ich habe im Traum an den Satz aus den alten Schriften gedacht, und ich habe im Traum das Gesicht des neuen Königs gesehen, und er hat mir zugelächelt. Und ich habe mir dabei gedacht: Es macht gar nichts aus, dass der neue König noch so klein ist. Ich habe ihn gesehen und weiß, dass es ihn gibt. Und er hat mich angelacht, als wollte er mir sagen: Habt keine Sorge, ich will euer Freund sein! Das war so schön. Ich habe ein so gutes Gefühl dabei gehabt“. – „Ja, so ein Traum ist etwas Schönes“, meint da ein anderer nachdenklich. „Ich kann dich ganz gut verstehen. So etwas Schönes möchte ich auch einmal träumen.“ – „Noch schö-ner wäre es, wenn wir so etwas wirklich erleben könnten“, meint einer der anderen. „Aber darauf werden wir wohl umsonst warten müssen“. – „Ich weiß nicht“, sagt da der alte Micha, „der Traum war so nah und so kräftig in mir! Ich glaube, da steckt et-was ganz besonderes dahinter! Ich weiß nur noch nicht, was!“

4. Der Traum wird zur Gewissheit

Der jüngste unter den Hirten, das ist der Simon. Der hat an den Abenden vorher den anderen aufmerksam zugehört. Das mit der Geburt des neuen Königs, das ist ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Immer wieder muss er daran denken, was der alte Micha gesagt hatte. Er spürt ganz genau, dass dieser Traum etwas ganz Wichtiges war. Und er stellt sich vor, dass auch er den neuen König sehen wir, wenn es so weit ist. Den anderen erzählt er nichts davon, die würden ihn ja wahrscheinlich nur auslachen. Aber er denkt sich immer mehr hinein in diesen Besuch bei dem ganz kleinen neuen König. Und weil das in Bethlehem geschehen sollte, hat er ja keinen weiten Weg dorthin. Er ist sich ganz sicher, dass er es bald erleben wird. „Wenn ich den neuen König besuche“, sagt er sich, dann muss ich ihm auch ein Geschenk mitbringen. Aber ich habe ja kein Geld, um etwas zu kaufen!“ Und dann denkt er angestrengt nach. „Ich muss etwas finden, was der kleine König brauchen kann! Vielleicht warme Wolle von den Schafen? Daraus kann man eine Jacke stricken für die Nächte, wenn es kalt ist. Oder soll ich ihm aus Holz etwas schnitzen? Eine Figur von einem Schaf? Oder ich schnitze ihm eine Flöte, auf der er spielen kann!“ Das mit der Flöte gefällt ihm am besten. Er macht sich gleich auf die Suche nach geeigneten Stecken und schnitzt gleich zwei, eine für sich selbst und eine für das Königsbaby. Und auf seiner eigenen übt er gleich ein paar Lieder, die er kennt. „Vielleicht darf ich ja dem neuen König etwas vorspielen,“ denkt er sich. Immer wieder erfindet er neue Melodien und das macht ihm großen Spaß.

5. Die Engelsbotschaft

Auf einmal wird es hell, mitten in der Nacht. Erschreckt fahren die Hirten hoch. Und mitten in diesem Licht am Himmel sehen sie eine Gestalt und hören, dass sie zu ih-nen spricht. „Fürchtet euch nicht, ihr Hirten! Ich habe für euch eine wunderbare Nachricht. Für euch ist heute in Bethlehem der neue König geboren!“ Verwundert reiben sich die Hirten die Augen, sie können kaum glauben, was sie da sehen und hören. „Ihr sollt die ersten sein, die das neue Kind besuchen“, sagt der Engel weiter. „Und wo soll das sein?“ fragen sich die Hirten gegenseitig. „Der neue König wird ein König für alle und besonders der Armen sein“, fährt der Engel fort. „Und darum ist er in keinem schönen Haus zur Welt gekommen, sondern in einem Stall, bei einem Ochs und einem Esel. In deren Futterkrippe liegt das Kind. Jesus ist sein Name!“ Und dann sehen die Hirten noch voller Staunen, wie unzählige Engel einen wunderbaren Gesang anstimmen. Der wird leiser, und das Licht verschwindet. „Ich habe es geahnt“, sagt Benjamin ganz aufgeregt, „aber das mit dem Stall hätte ich nie gedacht“. Eilig beraten die Hirten, was sie für das neugeborene Kind mitbringen könn-ten: ein Fell gegen die Kälte, und Milch von den Schafen. Und Benjamin beschließt, dem Kind das Schäfchen zu schenken, das er vor ein paar Tagen geschnitzt hat. So machen sie sich auf den Weg und finden es so, wie es der Engel gesagt hat. Sie werden von Maria und Josef willkommen geheißen und bleiben lange bei dem Neu-geborenen und seinen Eltern. „Es ist unser König“ sagt Benjamin auf dem Heimweg stolz zu den anderen, „wir waren die ersten, die ihn gesehen haben!“

Gesprächsanregungen:

-  Den Hirten ging es damals nicht so gut. Könnt ihr euch vorstellen, wie sie darunter gelitten haben?
- „Mit solch einem neuen König könnte vieles anders werden“, sagten die Hirten. An was denken sie da wohl? Was erwarten sie
     sich von dem neuen König?
- Benjamin war sicher sehr aufgeregt, als er Maria und Josef sein Geschenk übergab. Was meint ihr wohl, was er sagte, und was
     Maria und Josef antworteten?

Weiter zu: Sie folgen dem Stern (Matthäus 2)

Zurück zu Situationen und Bezüge

Zurück zu Bibelgeschichten