Erzählvorschlag zu: Marias und Josefs Weg nach Bethlehem (Lukas 2)

1. Der Befehl des kaiserlichen Herolds

Auf dem Marktplatz von Nazareth haben sich viele Menschen versammelt. Ein Bote aus der Hauptstadt ist gekommen. Laut und deutlich liest er einen Befehl des Kaisers aus Rom vor: „Befehl des Kaisers. In den letzten Jahren sind in diesem Land zu we-nig Steuern bezahlt worden. Das muss jetzt geändert werden. Aus diesem Grund werden für alle Familien und Sippen Steuerlisten angelegt. Jede Person muss an den Ort gehen, aus dem ihre Vorfahren stammen und sich dort in die Steuerliste ein-tragen lassen. Es gibt keine Ausnahme. Wann ihr in den Ort eurer Vorfahren reisten müsst, bekommt ihr noch mitgeteilt!“ Auch Maria und Josef stehen da und hören zu. Da sagt Josef zu Maria: „Meine Vorfahren stammen aus Bethlehem. Das ist sehr weit von hier entfernt. Da werden wir etliche Tage unterwegs sein!“ Wieder bekommt Maria einen Schreck. „Was wird mit meinem Kind?“ denkt sie sofort. „Der Bote von Gott hat mir so etwas Schönes gesagt, und der Bote vom Kaiser bringt jetzt so viel Unruhe in unser Leben. Was ist, wenn wir uns kurz vor der Geburt auf den Weg machen müssen? Die Wege nach Bethlehem sind schlecht. Und wo werden wir übernachten? Und was ist, wenn mein Kind in einem fremden Dorf zur Welt kommt? Wer wird mir dabei helfen?“ Maria macht sich große Sorgen. Dem Josef hat sie ja von der Begeg-nung mit dem Engel noch gar nichts erzählt. – „Aber mit welchen Worten hat sich der Engel bei mir verabschiedet? Gott ist bei dir, Maria, mit seiner Kraft, seinem Schutz und Segen! Ja, daran will ich mich halten!“ denkt sie sich. „Gott wird uns nicht im Stich lassen!“ Und langsam wird sie auch wieder ruhiger.

2. Reisevorbereitungen

Die Zeit zum Aufbruch ist gekommen. Der Reisebefehl vom kaiserlichen Steueramt ist da. Maria und Josef packen zusammen, was sie brauchen. Kleider, zum Essen geröstete Körner und Oliven, zum Trinken Lederschläuche mit Wasser. „Wer weiß“, sagt Josef, „ob wir überall Gasthäuser und Unterkunft finden? Mit diesen Sachen können wir auch eine Weile alleine zurecht kommen.“ Seit Josef von ihrem Baby weiß, macht er sich viele Gedanken, wie er Maria die Reise erleichtern kann. Das gefällt ihr. „Lieber noch eine Decke, wenn es kalt wird“, sagt er und legt sie auf den Rücken des Esels. „Was gäbe ich darum, wenn wir jetzt hier bleiben könnten!“ seufzt Josef. „Der Reisebefehl ist doch wirklich im dümmsten Augenblick gekommen!“ – „Denk an die Botschaft des Engels!“ antwortet Maria, „Gott geht mit uns und be-schützt uns. Und ich bin mir sicher, dass wir auf dieser Reise noch Großartiges erle-ben werden. Ich spüre es.“ Josef umarmt Maria, und dann arbeiten sie weiter, pa-cken alles so zurecht, dass es auf den Esel passt. Maria legt auch ein paar Windeln dazu und denkt: „Hoffentlich brauche ich die auf der Reise noch nicht. Aber was Gott mit uns vorhat, das ist gut. Darauf will ich mich verlassen.“

„Warst du schon einmal in Bethlehem?“ fragt Maria den Josef. „Ja, vor langer Zeit einmal. Es ist ein Dorf, gar nicht weit weg von Jerusalem, etwa eine Tagereise. Wenn wir in Jerusalem sind, dann schauen wir uns den Tempel an und den Palast des Kö-nigs. Du wirst staunen, wie prächtig diese Gebäude sind.“ – „Komisch“, sagt Maria, „und dann ziehen wir in das kleine Dorf Bethlehem, und dort sind wir am Ziel. Viel-leicht kommt dort unser Kind zur Welt!“ – „Wer weiß“, sagt Josef. Gott wird uns hel-fen!“

3. Weggeschichten

Am Anfang kommen die beiden ganz gut voran. Eine Weile gehen die beiden und führen den Esel mit dem Gepäck mit sich. Wenn Maria erschöpft ist, setzt sie sich auf den Esel, um ein bisschen auszuruhen. Wenn sie an eine Wasserstelle kommen, machen sei eine Pause, trinken, erfrischen sich und füllen die Wasserschläuche wie-der auf. Die erste Nacht übernachten sie in einem Gasthaus, zusammen mit vielen anderen. Der Wirt räumt im Gastraum die Tische und Bänke weg, und dann suchen sie sich auf dem Boden ein freies Plätzchen. Gemütlich ist das nicht, mitten unter den fremden Leuten. Und in der Nacht schnarchen sie so laut, dass die beiden kaum schlafen können. Maria und Josef sind froh, als sie am Morgen wieder weiterziehen. In der zweiten Nacht finden sie eine Höhle, vor der sie ein Feuer machen können. Da sind sie für sich allein. Aber sie schlafen unruhig und wachen bei jedem Geräusch auf. Sie sind froh, dass sie eine Decke mehr mitgenommen haben, denn in der Nacht wird es recht kalt. „Ob wir wohl in Bethlehem eine ordentliche Herberge finden?“ meint Maria. „Wenn da unser Kind zur Welt kommt, brauchen wir schon ein Dach über dem Kopf und ein bisschen mehr Platz!“ Josef nickt. „Irgendwo wird schon ein Plätzchen für uns sein. Ich werde mich in allen Herbergen umsehen. Und das schönste Zimmer, das nehmen wir dann. Wenn nur nicht die vielen anderen wären, die auch unterwegs sind zur Heimat ihrer Vorfahren!“ – „Gott hat uns bis hierher geholfen“, antwortet Maria, „und er wird uns auch weiter helfen.“ Und Josef ergänzt: „Unser Eselchen hat auch brav unsere Sachen getragen“ und er krault ihm das Fell zwischen den Ohren. I-A ruft der Esel und schaut ihn an, als ob er genau jedes Wort verstanden hätte.

4. In Bethlehem

Nun sind sie endlich in Bethlehem angekommen. „Endlich“, seufzt Maria, denn all die Tage waren doch sehr anstrengend für sie. Josef macht sich gleich auf den Weg, um ein möglichst schönes Plätzchen für die beiden in einer der Herbergen zu finden. Als er bei den ersten Gasthäusern vergeblich anklopft denkt er sich noch nichts Schlimmes. „Es gibt ja noch einige“, denkt er sich, „da werde ich schon noch etwas finden!“ Aber an jeder Tür hört er dasselbe: „Tut mir leid, wir sind schon völlig überbelegt. Wir haben wirklich keinen Platz für Sie!“ Josef bekommt es nun schon mit der Angst zu tun, weist auf Maria hin und sagt schon ganz verzweifelt: „Die Geburt steht kurz be-vor, Sie können uns da doch nicht einfach im Freien stehen lassen!“ Aber die Wirte zucken nur mit der Schulter.

Jetzt hat er es beinahe überall probiert. Das hier ist das letzte Haus, an dem er es versuchen kann. Mit klopfendem Herz tritt er ein und fragt nach dem Quartier. Aber auch hier schüttelt der Wirt den Kopf. Als auch ihm Josef von Maria erzählt, kratzt er sich nachdenklich am Kopf und meint: „Ihr beide tut mir richtig leid, aber das Haus ist voll! Ich habe nur noch eine einzige Möglichkeit. Das ist ein Stall hier gleich in der Nähe. Da hättet ihr wenigstens ein Dach über dem Kopf“. Josef schöpft ein bisschen Hoffnung und geht mit dem Wirt mit. Aber als der den Stall sieht, ist seine Enttäu-schung umso größer: Es ist wirklich ein ganz alter, kümmerlicher Stall, voller Schmutz und Gerümpel, das herumliegt. „Etwas anderes kann ich dir leider nicht an-bieten“, meint der Wirt und geht zurück zu seinem Haus.

Langsam geht Josef zurück zur Maria. Wie soll er ihr nur beibringen, dass er nichts Schönes gefunden hat? Als er ihr von seiner Suche im Dorf erzählt, seufzt sie tief, sagt eine Weile gar nichts. Dann gibt sie Josef einen Kuss und meint: „Ich kann gut verstehen, wie enttäuscht du jetzt bist. Ich bin es ja auch. Aber ich denke an die Bot-schaft des Engels, und dann weiß ich, dass das Kind gut zur Welt kommen wird.“ Sie setzt sich wieder auf den Esel und sagt: „Komm, jetzt gehen wir zu unserem Hotel und richten es uns ein bisschen her!“ Nach einer Weile sieht es dort tatsächlich schon viel besser aus. Beide wissen noch nicht, was in der kommenden Nacht alles an Wunderbarem geschehen wird.
 

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