Erzählvorschlag zu Verkündigung an Maria (Lukas 1)

Für Maria beginnt der Tag wie viele andere auch: Aufstehen, waschen, Frühstück machen, zum Brunnen gehen und neues Wasser holen, ein paar Worte mit der Nachbarin wechseln, die Haustiere füttern, die Wohnung aufräumen, zum Markt ge-hen und einkaufen, usw.
Am liebsten tut Maria die Dinge, bei denen sie mit anderen ins Gespräch kommt: Was gibt es Neues in Nazareth? Wie geht es der Mutter von Eli, die so krank ist? Muss Jonathan seine Kuh verkaufen, um die hohen Steuern bezahlen zu können? Ihre Freundinnen und Freunde sind nicht reich, und so erfährt sie viel davon, wie das Geld nicht reicht, um Mehl für das tägliche Brot einzukaufen.
Aber seit einiger Zeit reden die Leute immer wieder von einer Sache: Man sagt, bald wird der Messias kommen, der neue König. Mit ihm soll alles anders werden. Maria will gerade zum Brunnen gehen, da kommt ihre Nachbarin Judith vorbei: „Meinst du, es wird besser, wenn der neue König kommt?“ fragt sie. „Was soll denn anders wer-den“, fragt Maria zurück. „Der König wohnt dann in Jerusalem, was soll da bei uns in Nazareth anders werden? Er wird in einem schönen Palast leben und dort mit den reichen Leuten reden. Was hat das mit uns zu tun?“ – „Aber die Leute sagen, es wird ein ganz anderer König sein“, meint Judith, „einer, der genau weiß, das es auch die weniger reichen und armen Menschen gibt, und der dafür sorgen wird, dass es ge-recht zugeht im ganzen Land“. – „Wie soll das geschehen“, fragt Maria, „da müsste er ja eine Zeitlang bei solchen Leuten wie wir wohnen, damit er erfährt, wie es uns geht, uns, die nicht so gut dran sind wie die hohen Herren in Jerusalem. Kannst du dir das vorstellen?“ Judith schüttelt den Kopf.
Als Maria vom Brunnen zurück ist, die Wohnung aufräumt und sauber macht, da geht ihr immer wieder durch den Kopf: Was wird wohl anders sein mit dem neuen König, auf den alle warten? Welche Berater wird dieser König haben? Wie wird er erfahren, wie es den einfachen Leuten geht, damit er ihnen helfen kann. Plötzlich geschieht etwas Sonderbares.

<Erzähler/in zündet eine Kerze an oder stellt die Vase mit einer Blüte in die Mitte.>

Es wird hell in der Stube, ein Licht ist da, das Maria noch nie gesehen hat, und plötzlich steht eine Person im Zimmer. Zuerst erschrickt Maria fürchterlich. Aber die Ges-talt sagt mit freundlicher Stimme zu ihr: „Maria, fürchte dich nicht, hab keine Angst! Ich bringe dir eine gute, wichtige Nachricht von Gott!“ Die Angst verschwindet und Maria ist jetzt ganz neugierig. Sie weiß jetzt, dass diese Person ein Engel ist, sie hat Vertrauen zu ihr. Aber warum kommt der Engel gerade zu ihr? „Ich bin Gabriel“, sagt der Engel, „Gottes Bote“. Ich bringe dir die Nachricht, dass bald der neue König zur Welt kommt“. – „Warum gerade zu mir?“ fragt Maria zurück, „hier in Nazareth, weit weg von der Hauptstadt Jerusalem?“ – „Weil du die Mutter dieses Kindes sein wirst“, sagt der Engel, „du wirst ihn zur Welt bringen. Hier in Nazareth wird er aufwachsen“. – „Das ist gut“, sagt Maria, „dann weiß er, wie es uns hier geht. Aber ich bin doch eine ganz unbedeutende Frau, keine Königin! Warum soll gerade ich es sein? Ich weiß doch gar nicht, wie man mit einem Königskind umgeht!“ - „Mach dir keine Sor-gen“, sagt Gabriel darauf, „Gott hat dich auserwählt, und er wird dir alles zeigen, was du wissen musst. Und denke daran: dein Kind wird ein ganz anderer König werden als die bisherigen Könige in der Hauptstadt Jerusalem!“ – „Aber wie soll das alles gehen?“ fragt Maria immer noch, „das ist alles so neu und seltsam für mich!“ Aber das Licht ist verschwunden und mit ihm der Engel. Jetzt kann sie nicht weiterarbei-ten. Alles ist jetzt ganz anders als vorher. Sie sitzt lange da und muss immer wieder darüber nachdenken, was der Engel Gabriel zu ihr gesagt hat.

Anregungen für das Gespräch:

- Zuerst hatte Maria Angst. Aber jetzt geht es ihr viel besser. Was meinst du, wie es ihr jetzt geht?
- Immer wieder geht Maria die Botschaft des Engels durch den Kopf. Sie ver-sucht sich vorzustellen, was sich bei ihr wohl
   verändern wird.
- Maria muss an ihr Gespräch mit der Nachbarin Judith denken. Was der Engel gesagt hat, das passt gut zu dem, was sie vorher
   mit ihr besprochen hatte.
- Am liebsten möchte Maria gleich zu Judith hinübergehen und ihr alles sagen. Aber sie überlegt sich, ob sie das wirklich tun soll.
- Einem wird sie es bestimmt erzählen, das ist Josef, ihr Verlobter. Sie überlegt sich, was sie ihm sagen wird, wenn er von der
  Arbeit heimkommt. Dann wird sie gleich zu ihm hinübergehen.
 

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