Erzählung zu: Esther, die kluge und mutige Königin (Buch Esther)

Ziele:

  • mitverfolgen, wie Esther mit Klugheit und Mut zur Retterin vieler Menschen wird
  • bedenken, wie Gott durch Menschen Gutes bewirkt

Erzählung

„Heute war wieder ein großes Fest im Königspalast“, erzählt Mordechai seiner Nichte Ester. „Unser großer König Xerxes hat wieder einmal ein großes Fest gefeiert. Und stell dir vor, was dann passiert ist! Der König wollte seinen Gästen zeigen, welch eine schöne Frau er hat und sie rufen lassen. Aber sie ist nicht erschienen. Da wurde der König zornig und hat sie am nächsten Tag aus dem Königsschloss verjagt. Jetzt sucht er eine neue Königin“.
„Und wie macht er das?“ fragt Esther neugierig. „Nun“, erklärt Mordechai, „er lädt die schönsten jungen und unverheirateten Frauen des Landes zu sich ins Schloss ein und wählt aus ihnen die neue Königin aus. Pass nur auf, bald werden die Boten des Königs auch in unsere Gegend kommen!“

Bald darauf erscheinen sie tatsächlich auch im Haus von Mordechai und seiner Nichte, und Esther bekommt eine Einladung ins Schloss. Sie ist ganz aufgeregt, und bevor sie mit den Boten mitgeht, sagt ihr Mordechai noch etwas ganz Wichtiges: „Der König hat einen Minister, der unsere Verwandten und Freunde hasst und mich und sie alle am liebsten umbringen möchte. Wir müssen ihn fürchten und gehen ihm aus dem Weg, wo wir nur können. Er und auch der König wissen nicht, dass wir es in Wirklichkeit mit dem König gut meinen. Ich habe sogar einmal dem König das Leben gerettet, ohne dass er es gemerkt hat. Aber ich habe auf jede Belohnung verzichtet, weil das den Minister Hamann nur noch mehr geärgert hätte. Er hält sich doch für den wichtigsten Mann im ganzen Königreich, so eingebildet wie er ist.

Esther kommt also ins Schloss, darf prächtige Kleider anziehen und wird zusammen mit den anderen jungen Frauen zum König geführt. Der schaut sich jede von ihnen genau an, und alle sind gespannt, wie er sich entscheiden wird. Dann teilt er seinen Entschluss mit: Esther wird die neue Königin. Jetzt lebt sie also für immer im Schloss, hat dort eine eigene Wohnung mit vielen Dienerinnen, bekommt alles, was sie sich wünscht und fühlt sich sehr wohl.
Nur eine einzige Regel muss sie streng beachten: Sie darf nur zum König kommen, wenn er es ausdrücklich will, und sie darf dem König nie widersprechen. Wenn das alles ist, denkt sich Esther, wird das wohl nicht allzu schwer sein.

Aber auf ihr glückliches Leben im Schloss fällt bald ein dunkler Schatten. Heimlich bekommt sie von ihrem Onkel Mordechai einen Brief, den sie gleich liest: ‚Liebe Esther! Unsere Verwandten und besonders ich sind in allergrößter Gefahr. Minister Hamann hat sich vom König die Erlaubnis geholt, uns gefangen zu nehmen, zu verurteilen und sogar zu töten. Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Esther, du bist doch jetzt Königin! Du musst uns retten!’
Esther überlegt angestrengt: Wie kann sie Mordechai und ihre Verwandten aus dieser Gefahr befreien? Sie müsste sofort mit dem König reden. Aber sie darf ja nur zu ihm, wenn er es von sich aus sagt, und sie darf seiner Erlaubnis für Hamann nicht widersprechen. Sonst richtet sich der Zorn des Königs womöglich auf sie. Was soll sie nur tun? „Lieber Gott“, betet sie still für sich, „du musst mir jetzt helfen, das Richtige zu tun, sonst ist alles verloren!“

Dann fasst sie sich ein Herz, zieht ihre schönsten Kleider an und geht zum König, auch ohne dessen Aufforderung. Das Herz klopft ihr bis zum Hals. Aber der König ist gut gelaunt und tief beeindruckt von ihrer Schönheit. „Esther“, sagt er freudig zu ihr, „du bist wie ein heller Stern inmitten der langweiligen Regierungsgeschäfte, mit denen ich mich herumärgern muss. Du erfüllst mein Herz mit Freude. Ich verzeihe dir gerne die Übertretung der Regel. Du hast sogar einen Wunsch frei!“
Esther ist erleichtert, aber was soll sie sich jetzt wünschen? Eine zweite Übertretung wäre zu gefährlich. Die Gedanken rasen ihr durch den Kopf, und dann sagt sie: „Mein König, ich lade dich heute Abend zu einem Festmahl in meine Wohnung, nur dich und den Minister Hamann! Das ist mein Wunsch“.
„Gerne“, antwortet der König und erscheint am Abend zusammen mit Hamann bei ihr. Der Minister prahlt mit seiner Tüchtigkeit und erzählt dem König voller Stolz, dass er gleich in den nächsten Tagen einen gefährlichen Mann und seine Verbündeten festnehmen und verurteilen wird. „Mordechai heißt dieser böse Kerl“, sagt er, und der König ist auch einverstanden damit. Esther zuckt zusammen vor Schreck, lässt sich aber nichts anmerken. Der König hat zugestimmt, sie darf ihm nicht widersprechen, das wäre im Beisein von Hamann viel zu gefährlich.
Sie sagt aber: „Ein guter Minister darf einen Bürger nur verurteilen, wenn er alles über ihn weiß!“ – „Natürlich weiß ich alles über ihn“, antwortet Hamann ein bisschen beleidigt, und der König nickt wieder zufrieden.
Zum Schluss sagt der König noch: „Esther, es war ein wunderschöner Abend bei dir, ich gebe dir noch einen Wunsch frei!“ Wieder schwirren Esther die Gedanken durch den Kopf, dann antwortet sie: „Mein König, mein Wunsch ist, euch morgen Abend wieder hier begrüßen zu dürfen!“
Als sie im Bett liegt, betet sie: „Lieber Gott! Mehr kann ich jetzt nicht tun. Jetzt musst du uns helfen!“

Am nächsten Abend erscheinen die beiden Männer wieder. Als Hamann erneut mit seinen großen Taten zu prahlen beginnt, wird diesmal der König sehr ernst. „Hamann“, sagt er mit strengem Ton, „erinnerst du dich noch an den wichtigen Satz der Königin von gestern Abend, dass man nur jemand verurteilen darf, von dem man alles weiß?“ Jetzt ist Esther hellwach. Sie ist gespannt, wie es weitergeht. „Heute morgen“, fährt der König fort, habe ich mir von unserem Schreiber alles über diesen Mordechai heraussuchen lassen“. Und der König erhebt seine Stimme, schaut Hamann streng an und sagt langsam und nachdrücklich: „Dieser Mann hat mir einmal das Leben gerettet, und du hättest ihn bald zum Tode verurteilt! Jetzt verstehe ich alles richtig. Du kannst Mordechai und seine Verwandten nicht leiden, aber ich bin ihm sehr dankbar. Ich drehe nun den Spieß um: diesen Mordechai werde ich großzügig belohnen, aber du sollst eingesperrt und verurteilt werden!“ Da muss Esther in ihrer Erleichterung ganz tief atmen. Sie könnte jubeln vor Freude.
Jetzt bereitet sie wieder einen festlichen Abend vor, mit dem König und mit ihrem Onkel Mordechai zusammen. Er und alle ihre Verwandten sind gerettet.

 

Gesprächsimpulse

  • Königin Esther hat gegen den gefährlichen Minister Hamann gekämpft- aber nicht mit Waffen. Mit was dann?
  • Esther hat in der Geschichte mehrfach eine wichtige Entscheidung getroffen. Erinnerst du dich daran? Wie wäre die Geschichte wohl weitergegangen, wenn sie anders entschieden hätte?
  • Esther hat vor ihrer Entscheidung zu Gott um Hilfe gebetet. Was meinst du, wo und wie ihr Gott geholfen hat?
  • Wo hättest du in der Geschichte auch gerne die Königin Esther sein mögen?
  • Was hat dir an ihr und an ihrem Verhalten gut gefallen?

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