Die Taufe der Lydia aus Philippi (Apg.16,14-15)

Und eine gottesfürchtige Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyati­ra, hörte zu; der tat der Herr das Herz auf, so dass sie darauf Acht hatte, was von Paulus gere­det wurde. Als sie aber mit ihrem Hause getauft war, bat sie uns und sprach: Wenn ihr aner­kennt, dass ich an den Herrn glaube, so kommt in mein Haus und bleibt da. Und sie nötigte uns.

"Gerade Frauen waren es, die sich von der christlichen Mission besonders angesprochen fühl­ten...Philippi war eine Koloniestadt und d.h. hauptsächlich von ausgedienten Soldaten im römi­schen Dienst besiedelt. Vermutlich hatte Philippi keine Synagoge, denn sonst hätte Paulus, wie er es zu tun pflegte, diese aufgesucht, um dort zu predigen. Dafür lag außerhalb des Stadttores eine jüdische Gebetsstätte, wo sich Frauen versammelten. Nach jüdischem Recht bedurfte es für die Gründung einer Synagoge mindestens zehn jüdischer Männer. Frauen konnten keine Synagoge gründen....
Auffälligerweise neigten besonders Frauen dazu, sich zum Judentum zu halten...Die immense Brutalität des römischen politischen Systems, das Macht und Stärke, das die Herrschaft von Men­schen über Menschen so unverhohlen als sein Ideal pflegte und in die Tat umsetzte, forderte je län­ger je mehr eine Alternative heraus."

(aus Susanne Heine: Frauen der frühen Christenheit, S.92ff.)


Diese Informationen geben uns Anhaltspunkte für das Erzählen. Daß Jesus sich auch den Frauen zu­gewendet hat, könnte bei Lydia auf besonderes Interesse stoßen. Daß Menschen, die sich mit Jesus Christus verbunden fühlen, jedes Haus zu einem Gotteshaus machen können, das wird gera­de sie hellhörig machen.

 

Erzählanregung zu den unerfüllt gebliebenen Wünschen der Lydia

In der Hafenstadt Philippi wohnt Lydia. Aus dem Land Lydien stammt sie, das ist dort, wo heute die Türkei ist.....Dort wurde die kostbare Purpurfarbe hergestellt, und Lydia hat aus ihrer Heimat viele Erfahrungen im Handel mit dieser teuren Farbe mitgebracht.....

Gerade kommt sie aus ihrem Büro. Ein langer Arbeitstag liegt hinter ihr. Sie ist die Chefin ei­nes Geschäfts mit etlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Da ist den ganzen Tag über im­mer was los.....
Lydia wird von den anderen Leuten, denen sie auf der Straße begegnet, freund­lich gegrüßt. Sie ist eine wichtige Person in der Stadt. Und an den Kleidern, die sie an­hat, kann man auch sehen, dass sie keine arme Frau ist.

Unterwegs kommt sie an einem der römischen Stadttempel vorbei. Soldaten stehen davor in Reih und Glied. "Aha, wieder eine dieser Siegesfeiern", denkt sie.....Sie glaubt schon lange nicht mehr an die römischen Götter. Immer nur geht es bei deren Verehrung um Kriege und Siege. Diese Götter werden besonders gefeiert, wenn die Soldaten in den Krieg ziehen, und noch mehr, wenn sie siegreich wieder heimkehren. Sie mag keine Götter, bei denen es ständig um Krieg, Blut­vergießen und Gewalt geht.....

Ihr Interesse gilt einem anderen Gott. Von jüdi­schen Händlern, mit denen sie zu tun hatte, hörte sie von dem einen Gott, der auch der Gott des Friedens genannt wird......
Mit ein paar Freundinnen, die genauso denken wie sie, trifft sie sich immer wieder unten am Fluss, unter schattigen Bäumen. Dort tauschen sie Geschichten von diesem Gott aus......
Ganz besonders mag sie die von Sara und Abraham. Gott hatte ihnen einen Sohn geschenkt, obwohl sie beide schon sehr alt waren (1.Mose 17,15ff. - oder eine an­dere Geschichte aus dem Alten Testa­ment von Gottes Begleiten und Helfen, die Ihnen vertraut ist)....
An dem Platz unten am Fluss beten die Frauen auch zum Gott des Friedens.

 Als sie heute dort unten die anderen trifft, ist Besuch da. Es sind reisende Männer, die auch Ju­den sind. Eine Freundin erzählt: "Die beiden haben mich nach der Synagoge, dem jüdischen Ver­sammlungshaus, gefragt. 'Wir haben keines in Philippi', habe ich ihnen geantwortet, 'wir sind hier nur ein paar Frauen, die Gott verehren, und unser Gebetsplatz ist unten am Fluss.".....
Einer von den beiden Gästen erzählt weiter: "Wir haben uns sehr gefreut, dass wir in der fremden Stadt diese Frau getroffen haben, die an denselben Gott glaubt wie wir. Gerne sind wir ihrer Einladung hierher gefolgt".....

Lydia freut sich auf neue Geschichten vom Gott Israels, aber sie spürt auch Ärger in sich, den sie erst loswerden muss. "Warum dürfen wir als Frauen keine Synagoge bauen, kein Gebetshaus haben? Warum müssen wir warten, bis sich mindestens zehn jüdische Männer gefunden haben, um eine Gemeinde zu gründen? Sind wir, die Frauen, denn schlechter? Genauso gut könnten wir doch jetzt in einem schönen Versammlungs- und Gebetshaus sitzen!"....

 

Anregung zum Erzählen von Jesu Leben

Paulus - so heißt der eine der Gäste - erzählt von einem jüdischen Lehrer mit Namen Jesus..... Lydia hört interessiert zu und ist auf einmal ganz gefesselt.....Dieser Jesus hat keinen Unter­schied ge­macht zwischen Männern und Frauen. Einmal hat er sogar mitten in der Synagoge ei­ne kranke Frau mit einem gebeugten Rücken nach vorne gerufen und sie liebevoll aufgerichtet (Luk.13,10ff.).....
Der Ge­meindevorsteher hat ihn deshalb tadeln wollen, aber Jesus sagte zu ihm: Sie ist doch genauso mit unserem Urvater Abraham verwandt wie du!....

Dieser Rabbi ge­fällt ihr, und so freut sie sich, dass Paulus immer noch mehr von ihm erzählen kann......
Was Jesus von Gott sagte, und wie er die gute Nachricht von Gott zu den Kranken und Einsamen brachte, das gefällt ihr. Es wird ihr richtig warm ums Herz.

(Hier können die Kinder eigene Jesusgeschichten ergänzen...)

Aber dann erschrickt sie. Paulus berichtet, wie Jesus gefangengenommen und getötet wurde.....
"Warum musste denn das geschehen?" ruft sie enttäuscht dazwischen.
Aber Paulus fährt fort: "Weil uns Gott mit ihm noch mehr schenken wollte!" Erst später haben wir das ver­standen. Und er erzählt, wie die Frauen am Ostermorgen die Nachricht vernahmen, dass Jesus lebt....
Wie er den Frauen und Männern erschien, um ihnen zu sagen: "Ich bin jetzt unsichtbar da, bei Gott und bei euch. Alles, was ich gesagt und getan habe, gilt weiter.....Sagt es auch an­deren, was ihr mit mir erlebt habt!"

 

Anregungen zum Erzählen vom Pfingstfest

"Zunächst waren die Frauen und Männer noch mutlos und ganz verzagt", erzählt Paulus wei­ter...."aber dann geschah etwas Großartiges. Sie spürten auf einmal Gottes guten Geist in sich, es war wie ein Feuer, das in ihnen zu brennen anfing, wie ein frischer Wind, der sie in Schwung brachte.....
Menschen kamen zu ihnen herein, die sie nie vorher gesehen hatten, Auslän­der aus allen möglichen Ländern.....
Sie hörten zu uns sagten: Was Jesus gesagt und getan hat, das soll auch für uns gelten. Auch wir wollen darauf vertrauen, dass Gott uns liebt, und dass er bei uns ist, überall, wo wir auch sind.....
Da begriffen es die Freunde von Jesus: Gott und Jesus Christus mit Gottes gutem Geist wollen nicht nur in Jerusalem unsichtbar bei uns sein, son­dern überall, wo sich Menschen im Namen dieses Gottes versammeln und beieinander sind.".....
Lydia ist ganz begeistert. "Und Gott kann auch hier bei uns in Philippi sein? - Und wir brau­chen keine zehn Männer und eine Synagoge, um ihn verehren und zu ihm beten zu kön­nen? - Und wir könnten seine Nähe auch in meinem Haus spüren?"
Paulus nickt jedesmal zu­stimmend.....

 

Anregungen zum Erzählen von der Taufe

"Und", Lydia lässt nicht locker, "gibt es nicht ein besonderes Zeichen dafür, daß Jesus Chri­stus auch in Philippi, so weit weg von Jerusalem, ist?"....
Paulus antwortet: "Dieses Zeichen ist die Taufe. Ich selbst bin in der Stadt Damaskus getauft worden. Diese Stadt ist auch weit weg von Jerusalem. Dort erlebte ich die Taufe. Sie erinnert mich daran, dass Gott und Jesus Christus auch für mich da sind und ich zu ihnen gehöre." Und er erzählt von seiner Taufe.

"Ich wurde von einem der Freunde Jesu zum Wasser geführt, er ließ mich untertauchen und wieder auftauchen und sprach: So wie du im Wasser untergegangen bist, so soll das wegge­schwemmt sein, was dich bekümmert und kränkt, was dich von Gott trennt. Die Angst soll verschwinden, die du vor dem Dunklen in deinem Leben und in unserer Welt hast. Du sollst auftauchen als ein neuer Mensch, der zu Gott gehört und zu Jesus Christus......
Du wirst spü­ren, dass Gott dich so sehr lieb hat, wie gute Eltern ihre Kinder mögen. Und du kannst diese Liebe auch an andere weitergeben.....
Du gehörst jetzt dazu zu all denen, die an Gott und an die gute Botschaft von Jesus Christus glau­ben......
Gottes guter Geist wird auch bei dir sein. Er soll wie ein Licht sein, das dein Leben hell macht.....
Und dann legte er mir die Hände auf den Kopf und segnete mich: Gott bleibe bei dir mit seinem Schutz und mit seiner Gnade. Friede sei mit dir!"

Am nächsten Tag bittet Lydia um die Taufe.....
Paulus steigt mit ihr in den Fluss hinein......Sie taucht unter und spürt, wie sie mit Jesus Christus verbunden ist, der zu den Menschen in Not gekommen ist und ihnen geholfen hat, und der selbst gelitten hat.....
Und sie taucht auf und spürt Freude in sich.....und weiß sich verbunden mit dem lebendigen Jesus Christus.
Sie spürt: er ist unsichtbar da, seine Taten und Worte gelten auch hier in Philippi.....
Sie freut sich dar­über, dass sie mit diesem Gott in Verbindung ist.....

Und sie hört, was Paulus sagt: Gottes heiliger Geist sei mit dir, wie ein Licht, das immer hell strahlt. Sie spürt seine segnenden Hände auf ihrem Kopf und weiß: Gott ist bei mir auf meinem Lebensweg, in guten wie in schlechten Zeiten.....
Sie ruft: "Nun soll mein Haus ein Ort sein, wo die Freundinnen und Freunde dieses Jesus Christus zusammenkommen, wo sie von ihm hören und zu ihm beten können," ruft sie. "Hier wollen wir unsere Gottesdienste feiern!"

 

Gestaltungselemente

m  Bilder zu dieser Geschichte malen

m  von eigenen Erfahrungen mit einer Taufe erzählen

m  blaue Bänder gestalten, mit Bildern von Jesus-Geschichten versehen ("); ein neues Band für Lydia hinzuflechten

 

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