In den folgenden Abschnitten kehren jeweils dieselben Arbeitsschritte wieder:

1. Meinungen und Fragen

2. Theologische Gesichtspunkte

3. Problemanzeige und Lösungsansatz

 

1.  Meinungen und Fragen

Die Annahmen über Sinn und Bedeutung der Taufe sind offensichtlich sehr verschieden. Zuweilen sind sie in einem ganz anderen Zusammenhang in unserem Sprachschatz verankert (z.B. Schiffs­tau­fe). Die ei­nen sind von früher gelerntem Katechismuswissen bestimmt, andere von dem, was die eigenen Eltern weitergegeben haben, wieder andere von praktischen Absichten. Was sie oft verbin­det, ist eine große Unsicherheit über das, was eigentlich durch die Taufe geschieht, was diese Handlung bedeutet. Das Interesse am Vollzug der Taufe und das Wissen um ihre Bedeutung klaffen häufig weit auseinander.

Wir gehen jeweils von solchen Meinungen aus. Sie können Wegweiser zu den theologischen Pro­blemen sein, die zu klären sind.

-    Das Kind wird in die christliche Gemeinde eingegliedert

-    Die Erbsünde wird ihm weggenommen

-    Es bekommt Gottes Segen

-    Als getauftes Kind kann ihm nicht so viel passieren

-    Es bekommt später einen Platz im evangelischen Kindergarten

-    Es wird nicht ausgeschlossen, wenn später die anderen Kinder Religionsunterricht haben

-    Es bekommt einen christlichen Namen

-    Der Heilige Geist wird über es ausgegossen

-    ..............

Ä Welche Argumente sind Ihnen aus Gesprächen mit Eltern oder anderen Personen bekannt?

Ä Welche scheinen Ihrer Meinung nach der Bedeutung der Taufe nahe zu kommen, welche lie­gen eher abseits?

Ä Über welche Argumente möchten Sie selbst gerne genauer Bescheid wissen?

 

2. Theologische Gesichtspunkte

Bei ihnen gibt es unterschiedliche Bereiche zu bedenken: biblische Bezüge, Zusammenhänge mit religiöser Tradition, die über das Christentum hinausweist, Entwicklungen im Verlauf der Chri­stentumsgeschichte.

Die theologische Klärung führt uns meist zu Problemstellungen, die sich nicht einfach lösen las­sen. Das hängt vor allem mit den unterschiedlichen Entwicklungen der christlichen Taufe zusam­men.

m  Vergleichbare Riten des Untertauchens gab und gibt es auch in anderen Religionen. Sie rühren an eine tief verwurzelte Empfänglichkeit für symbolisches Geschehen. Altes stirbt den Tod des Ertrinkens im Wasser, und Neues wird aus der Leben spendenden Kraft des Wassers heraus ge­boren. Im Blick auf den christlichen Glauben hieß das: das Alte war das Leben abseits von Gott, im Unglauben, in der Sünde, in der Hoffnungslosigkeit, im Tod; das Neue ist das Leben in enger Verbundenheit mit Jesus Christus, mit seinem Sterben und Auferstehen, ein Leben, das durch den Tod nicht vernichtet werden kann, ewiges Leben. Unsere Taufpraxis heute hat kaum mehr Bezug zur Symbolik des Untertauchens. Das Benetzen der Stirn mit Wasser lässt kaum mehr etwas ahnen von der ursprünglichen Symbolik des Taufwassers. Andere Akzente sind in den Vordergrund gerückt: die Erfahrung, von Gott angenommen zu sein, die Symbolik der Tauf­kerze und manches andere.

m  In der frühen Christenheit gab es ausschließlich die Erwachsenentaufe. Absage an bisher ver­ehr­te Gottheiten, bewusste Entscheidung zum Glauben an Jesus Christus, das Bekenntnis zum dreieinigen Gott nach dem erfolgten Taufunterricht, Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Glau­benden - das waren wichtige Elemente der frühen Taufpraxis. Aber mit der aufkommenden Praxis der Kindertaufe bekam die Bedeutung der Taufe einen weiteren Ak­zent: Schon die klei­nen Kinder sollen dem Schutz Gottes anvertraut werden, sollen zu Jesus Christus gehören, Emp­fänger des Heiligen Geistes sein. Vom Anbeginn ihres Lebens an soll Gottes Segen bei ih­nen wirksam sein. Damit aber tritt die eigene Entscheidung, zu Jesus Christus und zur christli­chen Gemeinde zu gehören, deutlich zurück.

 

3. Problemanzeige und Lösungsansatz

Mit der abschließenden Zuspitzung der Problemstellungen halten wir zugleich nach Lösungen Ausschau. Auf der Suche nach ihnen geht es immer auch um Entschei­dungen. Sie weisen den Weg zu den konkreten Vorschlägen, zu den Taufgeschichten und -symbolen. So läßt sich nach­vollziehen, wie bei den praktischen Anregungen die in den Blick genommene Lösung des theolo­gischen Problems wirksam geworden ist. 

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