Zu Jesus Christus gehören:
Taufe macht deutlich, was für den Glauben wesentlich ist
 

1.  Meinungen und Fragen

-  Durch die Taufe wird man Christ.
-  Welche Bedeutung hat bei der Taufe das Wasser?

Ä Welchen dieser Meinungen und Fragen sind Sie schon begegnet?

 

2.  Theologische Gesichtspunkte

Zugang zur Bedeutung der Taufe gewinnen wir zunächst von dem her, was für den Glau­ben über­haupt bestimmend ist: die Zugehörigkeit zu Jesus Christus und das Wirken des Hl. Geistes. Die Taufe stellt auf besonders eindrückliche Weise die Beziehung zu Jesus Chri­stus in den Vorder­grund. So wie wir im Abendmahl in Brot und Wein die Verbundenheit mit ihm spüren, so gilt das auch in der Taufe durch das Element des Wassers: Der Apostel Paulus spricht in diesem Zusam­menhang von einem Mitsterben und Mitauferstehen mit Christus (Römer 6) - Untertau­chen im Wasser als Sterben des alten Menschen und Wiederauftauchen eines neuen Menschen, der gewis­sermaßen zu einem neuen Leben geboren worden ist. In diesem Sinne verdeutlicht die alte Taufsymbolik, was es heißt, mit Jesus Christus verbunden zu sein.

Auf alten romanischen Taufsteinen ist oft der Kampf des Menschen gegen das Böse dargestellt. Löwenfiguren, die das Taufbecken tragen, verkörpern dämonische Mächte. Das Sterben mit Christus wurde so als Begegnung mit den Mächten des Bösen, als Hinabtauchen in die Welt des Todes verstanden - und entsprechend das Auftauchen als deren Überwindung.

Diese Verbindung mit Jesus Christus wird in der Deutung der Taufsymbolik auf die Mitte dessen hin ausgerichtet, was Christus für uns bedeutet. Auf seinem Weg zum Kreuz hat er sich der Reali­tät unse­rer Welt gestellt. Er hat Menschen auf der Schattenseite des Lebens aufgesucht, sich ein­deutig auf ihre Seite begeben und die Konsequenzen dieses Weges auf sich genommen. Mitleben mit ihm heißt dann, die dunklen Seiten des Lebens anzunehmen, die eigenen wie die der anderen, den Spuren des Todes in unserer Welt nicht auszuweichen, sie nicht zu verdrängen. Mit ihm ster­ben heißt, die eigene Sterblichkeit anzunehmen, sich den Erfahrungen des Leidens zu stellen.

„Wer sich gegen die Trennung von einem zu Ende gegangenen Lebensabschnitt, gegen die Tren­nung von einem lieben Menschen, kurz: gegen das "Sterben", das ihm zugemutet wird, nicht wehrt, der wird verwandelt werden, dem wird so etwas wie eine Wiedergeburt zuteil. Das, was war, ist unwiederbringlich dahin, aber es wird ihm auf einer höheren Ebene, gewissermaßen in ei­ner anderen Währung wiedergeschenkt. Er empfängt den Heiligen Geist und mit ihm etwas Neues, Anderes, das uns eine neue Dimension des Lebens erschließt.“

Uwe Steffen

 

Dem Tod des alten Lebens steht die Botschaft des neuen Lebens gegenüber, die mit der Auferstehung Raum gewon­nen hat. Den Spuren des Todes treten die Hoffnung und das Vertrauen auf neues, un­vergängliches Leben entgegen, das Gott uns schenkt, und dessen Spuren wir auch entdecken können. So wie sich in Jesus Christus beides verkörpert hat, so gilt das auch für unser Leben: Neben der Angst, der Enttäuschung und Trauer steht die Hoffnung, dass Gott mit uns und unserer Welt etwas Neues beginnen will. Wir können dieses Neue schon jetzt sehen, wenn wir mit den Augen des Glaubens unsere Welt bedenken.

Diese spannungsvolle Gleichzeitigkeit begegnet auch im Wirken Jesu auf Schritt und Tritt: Er beugt sich den Menschen "im Schatten des Todes" zu und lässt an ihnen zeichenhaft das neue, von Gott geschenkte Leben aufblitzen: ein Lebendig- und Heilsein, das die Begrenzungen des "alten Lebens" hinter sich lassen kann. Er schenkt damit zugleich allen die Hoffnung, dass es dieses Le­ben gibt und geben wird, dass es sich lohnt, die Welt im Zeichen der Hoffnung zu se­hen und nach solchen Zeichen Ausschau zu halten.

Die Taufe macht in ihrer alten Symbolik deutlich, dass zu einem Leben im Glauben an Jesus Chri­stus diese beiden spannungsvollen Elemente dazugehören, dass sie den Glauben ausma­chen. Wenn es in dem Taufsegen heißt: "Gott hat dich zu einem neuen Leben geboren", dann ist ein Leben gemeint, das inmitten der Gegebenheiten unserer Welt von der Hoffnung auf die von Gott ge­schenkten Zeichen eines heilen Lebens bestimmt ist.

Ä Ist Ihnen die Bedeutung der Taufe als ein "Sterben und Auferstehen mit Jesus Christus" zu­gänglicher geworden?

Ä Was könnte es Ihrer Meinung nach bedeuten, sich den Zeichen des Todes in unserer Welt zu stellen?

Ä Wo werden Zeichen der Hoffnung für Sie fassbar?

Ä Worüber möchten Sie mit Ihren theologischen Gesprächspartnerinnen und -partnern noch gezielter nachdenken?

 

3. Problemanzeige und Lösungsansatz

In der gegenwärtigen Taufpraxis ist von dieser ursprünglichen Symbolik kaum mehr etwas zu er­kennen. Die Tauferfahrung der frühen Christen, die als Erwachsene im Untertauchen die Macht des Todes spürten und im Auftauchen die Kraft des neuen Lebens, ist uns heute eher verschlossen. Wie kann diese Bedeutung auf andere Weise zugänglich gemacht werden?

In den Taufgeschichten, in denen wir vom Taufgeschehen und weiter vom Wirken Jesu er­zählen, hat sich uns dazu ein Weg eröffnet. In diesen Geschichten blicken wir immer auch zu­sammenfassend zurück auf das, was Menschen mit Jesus erlebten, wie sie hautnah an ihm das Annehmen der Not und die aufleuchtende Hoffnung erfuhren, sich zu eigen machten, für ihr Leben gelten ließen (vgl. in den Erzählanregungen die zusammenfassenden Rückblicke auf Jesu Wirken). Im Erzählen und Mitgehen sind die Kinder auch mit dabei. Sie vollziehen mit, wie das Untertauchen und Auftauchen in der Taufe genau das abbildet und verdichtet, was die Menschen im Wirken Jesu erfuhren. Sie werden selbst zu den Personen der Geschichten, füllen das Taufgeschehen mit den im Erzählen aufgenommenen Erfahrun­gen mit Jesus.

Indem das Kind in der Tauffeier mit dem Kreuz bezeichnet wird, kommt seine Zugehörig­keit zu Jesus Christus zum Ausdruck. Das Kreuz ist dabei nicht nur das Zeichen des Todes, sondern auch des Lebens (vgl. oben zum Symbol Kreuz). Darum ist es wichtig, dass im Zu­sammenhang des Erzählens von der Taufe auch diese Bedeutung des Kreuzzeichens er­schlossen wird.

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