Situationen und Anlässe

  • Kinder fragen nach, woher wir die Jesusgeschichten kennen
  • Sie hören die Namen der Evangelienbücher und fragen nach deren Herkunft
  • Sie hören im Gottesdienst die Ankündigung einer Lesung aus dem Evangelium und fragen nach

 

Kurzinformation

Evangelium ist das griechische Wort für ‚Frohe Botschaft‘ und bezeichnet das, was Jesus in Worten und Taten seinen Mitmenschen gesagt und gezeigt hat. Es ist die Botschaft von der besonderen Nähe Gottes zu den Menschen, in der ein Leben in Frieden und Gerechtigkeit, Hoffnung und Zuversicht möglich wird.
Evangelium ist auch der Name der Schriften im Neuen Testament, die von Jesus und seiner Botschaft berichten. Mit vier solcher Berichte beginnt das Neue Testament. Sie werden den Verfassern Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zugeschrieben.
Jedes der vier Evangelien bietet eine eigenständige Sicht auf Jesu Leben und Wirken. Die ist durch Zeit und Umfeld bestimmt, in denen die Evangelisten lebten. Mit ihrem Evangelium geben sie Antwort auf Fragen ihrer Zeitgenossen nach diesem Jesus von Nazareth. Sie zeichnen Jesu Leben nach, entfalten es dabei zugleich unter Fragestellungen, die ihnen wichtig sind. Sie sind nicht an der bloßen Wiedergabe historischer Fakten interessiert, sondern an dem was ihnen für das Verständnis von Jesus Christus wichtig ist – und das liegt uns in der Bibel in den vier Evangelien in vierfacher Gestalt vor. Es gibt noch mehr solcher Evangelien, aber die vier des Neuen Testaments waren den frühen Gemeinden die wichtigsten und wurden deshalb in diese Schriftensammlung der „Ur-Kunden“ des Glaubens an Jesus Christus aufgenommen.
In vielen Bildern und Skulpturen sind die Schreiber der vier Evangelien in Engels- bzw. Tiergestalten dargestellt. Das bezieht sich zum einen auf eine Vision des Propheten Ezechiel im Alten Testament (Ez.10,14), die auch in der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament wieder anklingt (Offb.4,6-8). Eine Merkhilfe kann auch sein: Das Markusevangelium beginnt mit der Predigt Johannes des Täufers in der Wüste. Das Tier der Wüste ist der Löwe. Matthäus erzählt am Anfang von Engelsbotschaften an Josef und dann auch an die Weisen aus dem Morgenland. Lukas berichtet zu Beginn vom Vater Johannes des Täufers, der als Priester im Jerusalemer Tempel auch Tieropfer vollzog. Eines dieser Opfertiere ist der Stier. Johannes beginnt mit dem Wort Gottes, das in Jesus gleichsam vom Himmel herabgestiegen ist, wie ein Adler, der aus seiner Höhe herabschwebt.

 

Ergänzendes
Markusevangelium: Der Evangelist Markus, der kurz nach 70 n.Chr. (dem Jahr der Vernichtung Jerusalems durch die Römer) sein Evangelium verfasste, hat viele einzelne in den frühen Gemeinden gesammelten schriftlichen Erinnerungen an die Zeit Jesu zu einem Gesamtbild geformt. Indem er seinen – jüdischen und nichtjüdischen - Zeitgenossen verständlich zu machen versuchte, wer Jesus Christus war und was der Glaube an ihn bedeutet, musste er sich auch mit dem Vorwurf auseinandersetzen, dass ein zum Tode Verurteilter und am Kreuz Hingerichteter wohl kaum der von Gott gesandte Retter und Erlöser sein könne. Und so stellt er Jesus auf dem Weg von Nazareth nach Jerusalem vor, mit ausführlicher Darstellung der letzten Tage in der Hauptstadt. Er stellt seinen Hörern und Lesern vor Augen, wie in Jesu Wirken, in seinen machtvollen Wundertaten die ihm von Gott gegebene Vollmacht zu spüren war und dass sein Ende zu dem für ihn bestimmten Weg und Auftrag dazugehörte.
Matthäusevangelium: Matthäus lebte um 80 n.Chr. in einer christlichen Gemeinde, die sehr von der Auseinandersetzung mit den jüdischen Traditionen in ihrem Umfeld bestimmt war. Die Gemeindemitglieder wollten den jüdischen Mitbürgern gerne deutlich machen, dass Jesus der auch von ihnen erwartete Messias, der von Gott gesandte Retter war. Mit dieser Fragestellung überarbeitete Matthäus das ihm vorliegende Evangelium des Markus und setzte neue Akzente. Immer wieder greift er Aussagen der Hebräischen Bibel auf, die vom Kommen des Messias sprechen und zeigt auf, wie die nach christlichem Verständnis mit Jesu Wirken in Erfüllung gegangen sind. In diesem Sinn stellt er Jesus auch als den ‚neuen Mose‘ vor, mit mancherlei Bezügen zwischen den Biografien des Mose als Leitgestalt des Judentums und Jesu für die christlichen Gemeinden. Neben dem Markusevangelium greift Matthäus auch auf eine Sammlung überlieferter Jesusworte zurück, die ihn als den neuen, mit göttlicher Vollmacht ausgestatten Lehrer des Volkes Gottes ausweisen.
Etwa um dieselbe Zeit wie Matthäus, aber in einer ganz anderen Umwelt lebte der Evangelist Lukas. Er denkt in großen geschichtlichen Zusammenhängen und stellt das Geschehen um Jesus Christus dem heidnischen Kaiserkult in Rom gegenüber, also das mit Jesus sich ankündigende Reich Gottes dem römischen Weltreich. Deshalb hat er auch ein Doppelwerk konzipiert, nämlich die Fortführung seines Evangeliums mit der sog. Apostelgeschichte, die vom Entstehen der frühen christlichen Gemeinden in Kleinasien und Europa, also inmitten des römischen Weltreichs, berichtet. Gegen die Macht der römischen Herrschaft mit drückenden Steuerlasten in den eroberten Provinzen setzt er die Vollmacht Jesu, in der er sich den Menschen am Rand der Gesellschaft zuwandte, den Armen und den Frauen. Programmatisch ist das Lied, das er Maria in den Mund legt und in dem sie singt: Gott stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen (Lk 1,52). Der Evangelist Lukas zeigt sich als anschaulicher Erzähler; die bekanntesten und beliebtesten Geschichten des Neuen Testaments sind nur in seinem Evangelium zu finden.
Während Matthäus und Lukas oft bis in den Wortlaut hinein dem Konzept des Evangelisten Markus folgen, geht der Evangelist Johannes eigene Wege. Seine Schrift entstand mindestens ein Jahrzehnt nach Matthäus und Lukas, und er zielt auf die Auseinandersetzung mit einer eher philosophischen Erlösungsreligion: Sie lehrt, dass göttliches Licht sich in der Welt in kaum mehr wirksame Lichtpartikel zersplittert hat, und es wird eine mythische Erlösergestalt erwartet, die dieses Licht in der Welt wieder zum Leuchten bringt. Johannes betont, dass mit Jesus Christus dieser Erlöser vom Himmel auf die Erde gekommen ist – nicht als mythisches Wesen, sondern als wirklicher Mensch. Er ist das ‚Licht der Welt‘, das ‚Brot des Lebens‘. Johannes legt Jesus lange, philosophisch anmutende Reden in den Mund. Sein Evangelium ist eine Antwort auf die zu seiner Zeit weit verbreitete allgemeine Erlösungssehnsucht.
Mehr in die Details der unterschiedlichen Evangelistenprofile gehen im Folgenden erdachte Sprechszenen, in denen die Evangelisten die an sie herangetragenen Fragen nach Jesus Christus und dem Glauben an ihn beantworten)

Weiter zu den Sprechszenen.

Zurück zu Theologisch-religionspädagogische Stichworte