Die ersten Christen in Jerusalem und den jüdischen Gebieten nahmen an den feierlichen Tempelgottesdiensten teil, auch an den Synagogengottesdiensten mit Lesungen und Auslegungen der Heiligen Schriften. Das Besondere ihres Verbundenseins mit Jesus Christus feierten sie in ihren Häusern, so wie auch jüdische Frömmigkeit eng mit häuslichen Feiern verbunden war und ist.

Mit der zunehmenden Distanz zu den jüdischen Gemeinden wurden die sonntäglichen Feiern zum Auferstehungstag der Mittelpunkt des religiösen Lebens. Zu den alttestamentlichen Psalmgesängen kamen Christuslieder dazu (z.B. Kolosser 1,15ff.). Schriften der Apostel wurden gemeinsam gelesen und ausgelegt und es wurde das Gedächtnismahl gefeiert. Von der Gemeinde ausgewählte „Älteste“ leiteten die Gottesdienste, gemäß ihrer besonderen Fähigkeiten.

Mit dem Wachstum der Gemeinden in Kleinasien, Griechenland bis nach Rom stellten Vermögende entsprechend große Räume zur Verfügung. Es entstanden „Hauskirchen“, in denen die gottesdienstlichen Feiern in wiederkehrenden geordneten Abläufen geschahen.

 

Ein entscheidender Wandel ergab sich mit der Erhebung des Christentums zur römischen Staatsreligion. Das Christentum wurde zur ‚Volkskirche‘ und benötigt wurden nun Versammlungshallen. In ihnen feierten die rapide gewachsenen Gemeinden in Anlehnung an den bisherigen römischen Kaiserkult mit christlich ausgebildetem Personal Gottesdienste zur Verehrung des wahren Weltherrschers Jesus Christus zelebriert wurden – mit festlichem Zeremoniell und viel Musik, vom Einzug der Priester in prächtigen Gewändern bis zu deren Verlassen des Kirchenraums. Sowohl der Bautyp der römischen Basilika wie die nun auf Jesus Christus bezogene Form kultischer Verehrung prägten den Gottesdienst in den folgenden Jahrhunderten. Der gesellige Charakter der Mahlfeiern mit dem Gedächtnis des Todes und der Auferstehung Jesu Christi verschwand zugunsten der streng ritualisierten Teilhabe am Leib Christi in Gestalt der eigens dafür gebackenen und geweihten Hostien.

 

Mit der Reformation wurden diese Gottesdiensttraditionen in unterschiedlicher Weise verändert. Martin Luther hielt weitgehend am überlieferten Gottesdienstablauf fest, veränderte aber die lateinische zur deutschsprachigen Messe. Er gab der Abendmahlsfeier eine veränderte Bedeutung und durchbrach die Gegensätze und Schranken zwischen den tätigen Priestern und dem weithin passiv sich verhaltenden Kirchenvolk. Der Gemeindegesang wurde zum besonderen Merkmal des reformatorischen Gottesdienstes, neben der muttersprachlichen Predigt mit der Auslegung biblischer Texte. An die Stelle des Priestergewands trat eine bürgerliche Festkleidung, die den zur Leitung der Gottesdienste Beauftragten kennzeichnete. Andere Reformatoren (Zwingli, Calvin) entwickelten einen reinen Predigtgottesdienst, bei dem die überlieferte Abfolge der Wechselrufe und Gebete hinter der Konzentration auf die Predigt zurücktrat.

 

In den zurückliegenden Jahrzehnten entstand eine Vielfalt an neuen Gottesdienstformen und –abläufe, die unterschiedliche Interessen der Gottesdienstbesucher aufzunehmen versuchen.

 

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