Anlässe und Situationen

  • Am Ende eines Gottesdienstes bzw. einer Andacht wird ein Segen gesprochen
  • Bei der Taufe werden der Täufling, Eltern, Paten mit allen Anwesenden gesegnet
  • Bei Segensgottesdiensten werden die künftigen Schulkinder gesegnet
  • In der Kita werden Segenslieder gesungen
  • Zum Geburtstag wird gesungen: „Viel Glück und viel Segen“
  • Menschen wünschen sich ein gesegnetes Neues Jahr u.a.

Informationen


Segen ist Zuwendung Gottes zu seiner Schöpfung, zu allem, was lebt. Segen ist hilfreiche, schützende Begleitung. Er bezieht alles ein, was das Leben gelingen lässt. Er betrifft alles, was Mensch und Tier zum Leben brauchen. Segen richtet sich auf Nahrung und Wohlstand, geschieht durch Menschen, die einem wohltun, bezieht sich auch auf persönliche Gaben und Fähigkeiten.

Segen ist Zuspruch im Namen Gottes. Er ist keine magische Handlung, bei der bestimmte Worte eine entsprechende Wirkung auslösen. Aber er ist auch mehr als gute Wünsche, die wir anderen mitgeben. In der Bitte um Segen werden diese Wünsche an Gott gerichtet: er möge in diesem Sinne segensreich wirken. Zugesprochener Segen ist keine Garantie auf Wunscherfüllung, aber er gibt den Gesegneten die Zuversicht mit, dass Gott Gutes bewirken wird. Segensworte sind stärkende Worte. Sie erinnern an die Kraft der Gottesbeziehung.

Das Wort ‚Segen‘ kommt vom lateinischen ‚signare‘ und bedeutet im christlichen Zusammenhang, sich der Zugehörigkeit zu Jesus Christus gewiss zu sein. Auf vielen Christusbildern ist Jesus Christus mit der entsprechenden Geste als der Segnende dargestellt. So wird im christlichen Kontext mit der Handgeste des Kreuzes gesegnet. All das im Segen an Gutem Zugesprochene erfährt besonderes Gewicht in der Zugehörigkeit zu Jesus Christus in der Gemeinschaft all derer, die auf sein Wirken vertrauen – so wie er mit den letzten Worten im Matthäusevangelium versprochen hat, alle Tage bei den Seinen zu sein.
Segen gewinnt besondere Bedeutung in besonderen Lebenssituationen, in gewichtigen Veränderungen, bei denen die Zukunft deutlicher als sonst mit Fragezeichen verstellt ist. So geht es in der Taufe um den Segen für den Täufling, bei dem vor allem bei der Kindertaufe die ganze Zukunft wie ein offenes Buch vor einem liegt. In Konfirmation und Firmung steht der Segen im Zeichen des Weges in die Erwachsenenwelt hinein. Der Trausegen gilt dem geschlossenen Lebensbund zweier Menschen. Am Ende des Lebens wird mit dem Segen der Sterbende bzw. Verstorbene der Begleitung Gottes ins Jenseits der irdischen Existenz hinein anvertraut.

Neben diesen überlieferten Wendesituationen des Lebens gewinnt Gottes Segen bei anderen Gelegenheiten an Bedeutung: für kleine Kinder etwa der Eintritt in die neue Lebensgemeinschaft der Kita und der Übergang in die Schule.
Segnen ist nicht nur den sog. kirchlichen Amtsträgern vorbehalten und auch nicht auf das gottesdienstliche Geschehen beschränkt. Jede Person, die sich selbst in Gottes Segenswirken einbezogen weiß, darf Segen an andere weitergeben: von besonderen Segensgesten z.B. in Segnungsgottesdiensten mit den Kita-Familien zu sorgfältig bedachten Segensworten, die einen gut begleiten können – bis hin zu den Segensliedern, die wir uns gegenseitig zusingen.
Ausführlicher

Im Alten Testament begegnet uns Gottes Wirken als rettendes und als segnendes Handeln. Von Gottes wunderbaren Rettungstaten erzählen vor allem die Mosegeschichten. Segen meint demgegenüber die stetige, weniger spektakuläre Wirksamkeit Gottes. Gott gibt Abraham und Sara, später auch Jakob seinen Segen mit auf ihren Weg. Im biblischen Schöpfungsbericht segnet Gott seine Geschöpfe, bekräftigt den Segen im Zeichen des Regenbogens nach der Sintflut. Allem, was lebt, wird Wachsen und Gedeihen zugesprochen. Gerade im Segen kommt Gottes mittelbares Wirken zum Ausdruck – nicht spektakulär vordergründig, sondern eher unscheinbar hintergründig. Gottes Segenswirken geschieht durch das natürliche Geschehen in Wachstumsprozessen hindurch, auch durch Menschen, die Gutes tun, durch Ereignisse und Umstände, die Vieles zum Guten wenden. So hat es z.B. Matthias Claudius in seinem bekannten Erntedanklied treffend zum Ausdruck gebracht: „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand: der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf. Er sendet Tau und Regen und Sonn- und Mondenschein, er wickelt seinen Segen gar zart und künstlich ein und bringt ihn dann behende in unser Feld und Brot: es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott“.

Von Jesu Wirken wird ganz selten als einem segnenden berichtet. Er bewirkt in seinen Wundertaten im Namen Gottes Rettendes, eindrucksvoll Großartiges. Das schließt mit ein, dass die von ihm Geheilten, in ein neues Leben hinein Gestellten mit zugesprochenem Segen das erleben und genießen konnten, was ihnen bisher verwehrt war: körperliche Fähigkeiten und Kräfte, Gemeinschaft mit anderen, Leben in neuer Fülle – eben all das, worum es im Segen geht. Deutlich sticht die einzige große Segenserzählung Jesu hervor: die Segnung der Kinder (x,x). Ihnen wendet er sich aufmerksam zu, ihnen spricht er mit seinem Segen die Entfaltung all dessen zu, was in ihnen steckt, ihnen gilt Gottes Schutz und Geleit, den sie in ihrem Angewiesensein auf menschliche Begleitung in besonderer Weise brauchen.

Segnend begegnet dann der auferstandene Jesus Christus, der unsichtbar in und mit den Seinen wirksam ist (Markus 10,13-16). Von ihm übernehmen die Apostel den Auftrag des Segnens, das fortan im Zeichen des Kreuzes geschieht.

Zum Segen als zugesprochenes helfendes, stetiges, Leben schaffendes und förderndes Wirken Gottes gehören auch Segensgesten mit den Händen. Im Gottesdienst sind es meist die erhobenen Hände, die den Zuspruch unterstreichen. In besonderen Situationen ist es die Handauflegung, vor allem bei der Taufe, auch bei einem Kita-Kindersegnungsgottesdienst und anderen Gelegenheiten, in denen ganz unmittelbar persönlich einem anderen der Segen zugesprochen wird. Dabei ist freilich besonders darauf zu achten, dass niemandem solche Geste aufgezwungen wird. Segen als Zuspruch des Lebensförderlichen braucht eine wohltuende Situation, darf nichts Ge- und Erzwungenes sein.

Das wohl gewichtigste Segenswort lautet: „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden“ (4.Mose 6,24-26). Es zeigt eindrücklich, wie sehr Gottes segnendes Wirken genau das aufnimmt, was von Beginn des Lebens an unentbehrlich ist: das zugewandte Gesicht der primären Bezugspersonen, die verlässliche Bindung, die in der Beziehung zu Gott über sichere menschliche Bindungserfahrungen hinausweist. So weist Segen als göttliches Wirken in und durch menschliche Zuwendung darauf hin, wie im Segen Erfahrungen mit Gott und mit Menschen zusammengehören.

Sichere Bindung wird in der Resilienztheorie als Schutzfaktor beschrieben. Solche Faktoren müssen sich in Herausforderungen, in Risikosituationenbewähren, um zu Resilienzfaktoren zu werden. Auch da gibt es Bezüge zum Segen: Der meint nicht ein ‚Sorglospaket‘, sondern gilt in besonderer Weise in und für belastende Situationen, in denen Vertrauen auf die Probe gestellt wird und in denen sich die Worte des Vertrauens bewähren können. So formulieren es ja auch viele Segensworte.

 

Religionspädagogische Praxisbezüge


Segensgeschichten

- Abraham zieht mit Gottes Segen in eine noch unbekannte Zukunft (1. Mose 12)

- Jakob muss seine Heimat verlassen und erfährt im Traum Gottes Verheißung mit der Zusage von Gottes Begleitung (1. Mose 28)

- Josua übernimmt mit Gottes Segen eine große Aufgabe (Josua 1)

- David wird von Samuel zum König gesalbt und erfährt den Zuspruch von Gottes Begleitung, Stärke und Schutz (1. Sam 16)

- Jesus nimmt bei seiner Taufe Gottes Auftrag an (Markus 1)

- Jesus segnet die Kinder (Markus 10)

- Jesus segnet seine Jünger und sendet sie in die Welt (Apostelgeschichte 1)

Segenslieder
Segensworte (Auswahl)

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