Situationen und Anlässe

  • Ein Kind aus der Gruppe wird getauft
  • Ein Geschwisterkind aus der Gruppe wird getauft
  • Kinder werden zu einer Tauferinnerungsfeier eingeladen
  • Eine Erzieherin wird Kirchenmitglied
  • Bei einer Kirchenerkundung entstehen am Taufstein Fragen nach dessen Bedeutung
  • Kinder fragen nach, ob auch Tiere getauft werden können
  • Kinder fragen, ob bei einer Schiffstaufe ein Schiff getauft wird

Informationen

Mit der Taufe wird eine Person in die christliche Gemeinschaft aufgenommen.
Biblische Grundlage dafür ist die Anweisung des auferstandenen Jesus Christus an seine Apostel (=Boten): „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und es Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ (Matthäus 28,19f.).
Ihren Ursprung hat die Taufe in der jüdischen Tradition als ein ganzheitlicher Reinigungsakt. Johannes der Täufer hat zur Zeit Jesu Menschen zur Umkehr in ihrem Denken und Tun, zu einem neuen Leben aufgerufen und in solchem Zusammenhang auch Jesus getauft (> Erzählung zur Taufe Jesu). Jesus selbst hat nicht getauft.

In der Frühzeit des Christentums wurden nur Erwachsene getauft, die sich zu Jesus Christus bekannten, zu einem neuen Leben in der Beziehung zu ihm und der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Christen entschlossen. Weil aber die Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinde auch schon für kleine Kinder gelten sollte, gewann später die Kindertaufe immer mehr an Bedeutung. Die Entscheidung zu dieser Zugehörigkeit wird bei der Kindertaufe stellvertretend den Eltern und Paten anvertraut. Sie werden aufgefordert, das Kind im christlichen Glauben zu erziehen, damit es später selbst seine begründete Entscheidung treffen kann. In diesem Sinne trägt auch religiöse Erziehung in einer kirchlichen Kita zur Einlösung dieses Taufversprechens bei.

Beim Taufgeschehen geht es um mehrere Aspekte:

  • Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinde: Mit der Taufe auf den Namen des dreieinigen Gottes wird die Zugehörigkeit der Gemeinschaft der Christen besiegelt. Wie diese Zugehörigkeit dann gelebt wird, ist zugleich in die eigene Verantwortung der Getauften gelegt.
  • Segen (→): Dem Täufling wird Gottes Nähe und Begleitung zugesprochen. In der Kindertaufe kommt zum Ausdruck, dass solches Behütetsein von Gott schon vom Anfang des Lebens an gelten soll.
  • Namensgebung: In der Frühzeit der christlichen Gemeinden wurde die Zugehörigkeit zu ihr oft auch mit einem neuen Namen verbunden. Heute noch steht der Name, mit dem die zu taufende Person genannt wird, für die Eigenständigkeit und Würde jedes einzelnen im Licht der Beziehung zu Gott. Biblischer Bezug ist das Wort aus dem Jesajabuch: Fürchte dich nicht, … ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir“ (Jes.43,1). Die säkularisierten ‚Taufen‘ als Namensgebung von Schiffen, Zügen usw. haben also mit der christlichen Taufe nichts zu tun. Auch eine Taufe von Tieren ist damit ausgeschlossen. Wohl aber kann es in solchen Fällen um einen Segen gehen – für Menschen, die mit Schiffen, Zügen etc. reisen, für Tiere, die wie die Menschen Geschöpfe Gottes sind und unter seinem Segen leben.
  • Wassersymbolik: Sie steht für die in der Taufe geschehende neue Ausrichtung des Lebens in der Zugehörigkeit zu Jesus Christus. Das Alte hat seine Gültigkeit verloren, das Neue ist jetzt für das Leben bestimmend. Wasser steht zugleich für Leben und Lebenskraft. So können sich mit dem Wasser viele gute Wünsche für ein gelingendes Leben verbinden.

Ergänzendes

Wenn wir von Gott reden und was er uns bedeutet, können uns unsere Erfahrungen mit Wasser dabei helfen: Weil Gott bei uns ist, können wir uns wohlfühlen. Gott macht unser Leben schön. Und wenn es schwierig wird, hilft er uns heraus; wenn wir anderen Unrecht angetan haben, hilft er uns, um Verzeihung zu bitten – so wie es mit dem Unter- und Auftauchen ist. Dafür steht das Sakrament der Taufe mit ihrer – aus organisatorischen Gründen - symbolischen Reduktion auf das Benetzen mit nur noch wenig Wasser.

Taufe und Zugehörigkeit zu Jesus Christus

Man wird nur einmal getauft, und das in einer gottesdienstlichen Feier. Damit wird Zugehörigkeit zum Ausdruck gebracht: zu Gott, zu Jesus Christus, zur christlichen Gemeinschaft. So lautet das trinitarische Taufwort beim dreimaligen Begießen des Kopfes: Ich taufe dich im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Jesus selbst ist getauft worden, und am Ende seines sichtbaren Wirkens hat er seinen Wegbegleitern aufgetragen, seine Botschaft weiterzusagen und Menschen, denen sie wichtig wurde, zu taufen. Das einmalige Tauffest soll das ganze Leben bestimmen. Getauft sein, wie Jesus getauft wurde – das ist das Zeichen dafür, zu den Jesusfreunden dazuzugehören und sich immer wieder daran zu erinnern. Früher wurde das oft in einem mehr magischen Sinn missverstanden, im Anschluss an die von Jesus überlieferten Worte: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden“ (Markus 16,16) mit dem bedrohlichen Umkehrschluss: Wer nicht getauft wird, soll verdammt werden. Erst mit dem Vollzug der Taufe sei man dem göttlichen Heil zugehörig und der ewigen Verdammnis entrissen. In diesem Sinne wurden früher Neugeborene möglichst umgehend nach ihrer Geburt getauft.
Heutzutage stehen andere Aspekte des Taufgeschehens im Vordergrund: In einem festlichen Ereignis soll sich tief ins Bewusstsein einprägen, was die Zugehörigkeit zu Jesus Christus und zum christlichen Glauben ausmacht. Es geht um ein Geschehen, das man sich immer wieder vor Augen halten kann und soll. In diesem Sinne werden in einem Taufgottesdienst auch alle Getauften an ihre eigene Taufe erinnert. Kinder bringen ihre Taufkerzen mit. In vielen Gemeinden werden die getauften Kinder auch später zu Tauferinnerungsfeiern eingeladen.

Taufe ist einmalig

Weil die Taufe in Erinnerung bleiben soll, ist es durchaus nachvollziehbar, wenn Eltern mit der Taufe warten, bis ihr Kind dieses Ereignis bewusst wahrnehmen kann. Das kommt auch der frühchristlichen Taufpraxis entgegen, bei der die Erwachsenen erst dann getauft wurden, nachdem sie sich ausdrücklich für die Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinde entschieden haben. So ist es auch in manchen christlichen Gemeinschaften, vor allem bei den Baptisten. Evangelische und katholische Kirchen erkennen die Taufe gegenseitig an. Bei einem Konfessionswechsel wird nicht nocheinmal getauft. Anders ist es bei christlichen Gruppierungen, die mit der bewussten Entscheidung der Zugehörigkeit zu ihnen eine erneute Taufe vollziehen. 

Taufe von Babys oder erst später?

Manches spricht gegen, aber auch manches für die Säuglingstaufe: Wann ist der richtige Zeitpunkt für die eigene Entscheidung zum christlichen Glauben gegeben? Bei der mit dieser Entscheidung verbundenen Taufpraxis droht in den Hintergrund zu rücken, dass die Einladung zum Gottvertrauen und der Zugehörigkeit zu Jesus Christus vom Anfang des Lebens an gilt und dass die Taufe das Zeichen dieser Einladung ist – unabhängig davon, wie die Getauften in ihrem weiteren Leben damit umgehen. Die Taufe ist nicht etwas, das man sich durch vorangegangene Treueerklärung verdienen muss, sondern sie ist ein Geschenk, das einen begleiten will. Das ist der Sinn der Kindertaufe und hat die Taufe noch ganz kleiner Kinder begründet.
Freilich erfordert das eine Ergänzung: Das sind seit früherster Zeit die Firmung (katholisch) und seit der Reformationszeit die Konfirmation (evangelisch), in denen Jugendliche nun mit ihren eigenen Worten ihre Taufe bestätigen.

Taufe als Sakrament

Taufe und Abendmahl sind die beiden christlichen Sakramente, die in allen christlichen Kirchen zentrale Bedeutung haben. Aber während das Abendmahl die Konfessionen trennt, hat die Taufe verbindenden Charakter. Wohl ist die Gestaltung einzelner Elemente des Taufgottesdienstes verschieden, aber die Taufhandlung selbst im Namen des dreieinigen Gottes ist gleich und wird in den evangelischen und katholischen Kirchen wechselseitig anerkannt. Das ist zum einen darin begründet, dass die Taufe einmalig, nicht wiederholbar ist. Zum anderen könnte sie voll gültig auch von Laien vollzogen werden. Das war früher in Notsituationen eines drohenden frühen Todes des Neugeborenen wichtig, sofern die Zugehörigkeit zu Jesus Christus durch die Taufe auch für ein noch so kurzes Leben gelten sollte. Heute steht mehr im Vordergrund, dass solche Zugehörigkeit grundsätzlich gilt und nicht vom Vollzug des Taufgeschehens abhängt.

Das Taufgeschehen bietet reichliche Symbolik für einen Lebensweg im christlichen Glauben.

Dazu gehört die des Lichts, die in entsprechend gestalteten Taufkerzen zum Ausdruck kommt. Die Symbolik des Wassers findet sich oft in der Gestaltung der Taufsteine, von angebrachten Zeichen bis hin zu Brunnen und Wasserläufen in entsprechenden Taufkapellen. Auch im Symbol des Fischs klingt die Wassersymbolik an: Die Buchstaben des griechischen Worts für Fisch, ICHTHYS, sind zugleich die Anfangsbuchstaben des frühchristlichen Bekenntnisses: Jesus Christus, Sohn Gottes, Retter.

Was sich Eltern von der Taufe erwarten

Trotz abnehmender Kirchlichkeit in der Bevölkerung ist der Wunsch von Eltern zur Taufe ihrer Kinder hoch geblieben. Warum wohl? Mit der Geburt eines Kindes verändert sich das Familienleben grundlegend. Die Verantwortung der Eltern für ihr Kind wiegt schwer, auch deren Grenzen werden bewusst: Werden Eltern die richtigen Entscheidungen für ihr Kind treffen, und wird das Kind seine eigenen Wege gut finden und gehen können? Wer wird es jenseits der elterlichen Möglichkeiten begleiten können? Da sind Eltern sehr empfänglich für Segenszusagen für ihr Kind. Die Taufe gestaltet so mit ihrem festlichen Ritual und der Feier in der Familie den Übergang in die neue Verantwortlichkeit als Eltern und verbindet dies mit der Botschaft des begleitenden Gottes, des Verbundenseins mit dem heilsamen Wirken Jesu Christi, der Wirkens Gottes mit seinem guten Geist in jedem einzelnen.
Manche Eltern warten mit der Taufe bewusst, bis ihr Kind selbst die Entscheidung dafür oder dagegen treffen kann. Da ist eine religionspädagogische Begleitung der Kinder und Eltern wichtig, die deutlich macht, dass Taufe keine kirchliche Vereinnahmung oder gar Entmündigung bedeutet, sondern auf einen selbständigen Glauben zielt. Sie ist als Segenszusage und Einladung in die christliche Gemeinschaft ein Geschenk, das einen eigenständigen Umgang mit alten und neuen Traditionen des christlichen Glaubens eröffnet. Taufe zielt auf Ermutigung, nicht auf Gängelung. Sie ist kein Leistungsvertrag, sondern ein Horizont für Entfaltung und Gestaltung des eigenen Glaubens.

Taufe und Namengebung

Im allgemeinen Bewusstsein wird Taufe oft auf Namengebung reduziert. Da wird dann auch von Schiffstaufen gesprochen, oder von Projekten, die „aus der Taufe gehoben“ werden. Mit der eigentlichen Bedeutung der Taufe hat das wenig zu tun. Die Verbindung mit der Namengebung unterstreicht vielmehr, dass die Segenszusage der Taufe diesem einen Täufling ganz besonders zugesagt wird. Dies spricht auch dafür, eigene Taufgottesdienste für jeweils ein Kind bzw. auch Kinder befreundeter Familien durchzuführen. Das über die einzelnen Tauffamilien Hinausweisende, die Öffnung für die ganze christliche Gemeinde im Sinne der Tauferinnerung kann dann eben auch durch die Beteiligung der Kita-Gruppe repräsentiert werden.

Können Tiere auch getauft werden?

Zuweilen wünschen sich Kinder und auch Eltern die Taufe eines Haustiers: Es gehört doch auch zur Familie dazu und Gottes Segen soll doch auch ihm gelten. Weil die Taufe auch solchen Kindern offen ist, die wohl nie in ihrem Leben wegen Behinderungen ein eigenes, bewusstes Ja zum Glauben werden artikulieren können - sollte das denn nicht auch für Haustiere gelten, zu denen enge familiäre Beziehungen bestehen? Was ist zu solchen Argumenten zu sagen? Zum einen ist zu beachten, dass auch für Menschen mit schweren Behinderungen ein potentielles eigenes Ja zu ihrem Glauben nie ausgeschlossen werden darf. Das setzt eine deutliche Grenze zu Tieren. Zum anderen wäre aber durchaus zu überlegen, bei anderen Gelegenheiten deutlich werden zu lassen, dass Gottes Segen für die ganze Schöpfung auch den tierischen Hausgenossen gilt. Das könnte beispielsweise eine Andacht sein, die bewusst die zu diesem Anlass in die Kita bzw. in den Garten mitgebrachten Tiere in den Zuspruch von Gottes Segen einschließt.

 

Praxisanregungen

Zurück zu Theologisch-religionspädagogische Stichworte