Katharina von Alexandrien

Ziele:

  • Wahrnehmen, dass sie Suche nach religiöser Wahrheit auch überzeugende Argumente braucht
  • Den Glauben an einen Gott als ein Kennzeichen des christlichen Glaubens kennenlernen
  • Identifikation mit Personen, die sich durch Mut und Standfestigkeit auszeichnen
  • Einblicke in die Frühzeit des Christentums
  • Kenntnisse zu wichtigen Heiligengestalten

Vorüberlegungen

Zusammen mit den beiden anderen Heiligen Margarete und Barbara gehört Katharina zu den „drei heiligen Jungfrauen“, die oft gemeinsam abgebildet sind. Alle drei sind auch den 14 Nothelfern zugeordnet. Das Attribut der Katharina ist das Rad, mit dem sie zu Tode gekommen ist.

Die Legende vom Leben und Wirken dieser Heiligen weist in die Zeit um 300 n.Chr., als Maximinus römischer Kaiser war. Sie erzählt vom Mut und der Klugheit Katharinas – darauf konzentriert sich auch die nachfolgende Erzählung.
Nicht genauer beleuchtet wird die Überlieferung ihres Martyriums: Katharina wird nach dem Gespräch mit dem Kaiser und seinen fünfzig Gelehrten eingekerkert, nach weiteren vergeblichen Versuchen des Kaisers, sie von ihrem Glauben abzubringen, unter einem mit spitzen Eisen versehenen Rad gefoltert und getötet. In seiner Wut ließ der Kaiser die Gelehrten und schließlich sogar seine eigene Frau töten, weil die sich von Katharina überzeugen ließen.
Wunderbares erzählt die Legende von einer Erscheinung, in der Engel im Gefängnis Katharinas Wunden salbten und eine weiße Taube sie mit Nahrung versorgte, ihr sogar Christus selbst erschien – und schließlich das Folterrad zerbrach (das Attribut zeigt deshalb ein zerbrochenes Rad).

 

Erzählung

In Katharinas Haus ist Besuch angesagt. Katharina freut sich darauf, denn sie mag es, mit klugen Leuten über wichtige Fragen zu reden, Neues zu hören und sich darüber Gedanken zu machen. So kennt sie es schon von ihrer Jugend an, als ihr Vater, der König von Alexandrien, immer wieder Menschen zu sich in den Palast einlud. Es war ihm wichtig, ihren Rat zu hören, ihre Meinungen kennenzulernen und möglichst genau zu erfahren, was im Königreich alles vor sich ging. Da war Katharina oft dabei, hörte aufmerksam zu und stellte auch kluge Fragen, über die die anderen oft genug staunten. Denn Klugheit zeigt sich ja oft mehr an den Fragen als an den Antworten. Das ist zwar schon etliche Jahre her, ihre Eltern leben nicht mehr, im Land regiert jetzt der Kaiser von Rom, aber Katharina hält daran fest, möglichst viel von anderen Menschen zu erfahren.

Heute erwartet sie einen Einsiedler, einen weisen Mann, der die meiste Zeit allein und von den anderen zurückgezogen lebt, um in Ruhe über die wichtigsten Fragen des Lebens nachdenken zu können. „Was sind denn die wichtigsten Fragen des Lebens?“ fragt Katharina ihn, und er antwortet: „Warum bin ich auf der Welt? Gibt es einen Gott, dem ich ganz und gar vertrauen kann? Was darf ich von diesem Gott erwarten?“ – „Das sind wohl wichtige Fragen“, antwortet Katharina und freut sich schon auf das Gespräch darüber. „Du sprichst von einem Gott“, sagt sie. „Meinst du einen der zahlreichen römischen Gottheiten, die in den Tempeln verehrt werden? Da fällt es mir schwer, einem von ihnen alles Vertrauen zu schenken und den anderen nicht. Woher weiß ich denn, wer der Richtige ist?“ – „Du fragst klug“, antwortet der Einsiedler. Deshalb möchte ich dir jetzt von dem Gott erzählen, der der einzige Gott überhaupt ist, der überall in der Welt da ist und sogar in unseren Herzen wohnt.“ Jetzt ist Katharina hellwach und hört genau zu, wie der Einsiedler von dem einen Gott erzählt und dazu von Jesus, von dem wir so viel über den einen Gott wissen. Die beiden reden stundenlang miteinander, und auch in den folgenden Tagen gehen die Gespräche weiter. Je länger sie darüber nachdenkt, desto mehr ist sie von all dem überzeugt, was ihr der Einsiedler von dem einen Gott du von Jesus Christus erzählt hat.

Wieder einmal sitzt Katharina in ihrem Haus, in ihrer Studierstube inmitten von Schriftrollen und Büchern, in denen sie immer wieder gerne liest. Da hört sie draußen Lärm. Sie schickt ihre Dienerinnen auf die Straße, um zu erfahren, was los ist. Die kommen bald zurück und erzählen ganz aufgeregt: „Stell dir vor, der Kaiser hat einen Befehl erlassen, dass alle Bewohner von Alexandria unter der Aufsicht der Soldaten den römischen Göttern opfern müssen. Warum macht der das?“ Katharina fällt die Antwort nicht schwer: „Nicht nur ich habe mich davon überzeugen lassen, dass der Glaube an den einen Gott das Richtige ist und nicht die Verehrung der römischen Götter. Aber der Kaiser wehrt sich dagegen und will den neuen Glauben an den einen Gott mit Gewalt verhindern“. Dann ruft sie ganz empört: „Das lasse ich nicht zu! Meldet mich beim Kaiser zu einem Gespräch an!“ Die Dienerinnen erschrecken bei diesen Worten. „Katharina, weißt du, wie gefährlich das ist? Der Kaiser kann dich gefangen nehmen und einsperren. Er kann dich sogar töten lassen! Bitte geh nicht zu ihm!“ Aber Katharina bleibt entschlossen: „Der Kaiser muss wissen, dass er mit Gewalt verhindert, was allein wahr und richtig ist. Ich muss ihn zu einem Streitgespräch auffordern!“

Einige Tage später steht Katharina vor dem Kaiser. „Erhabener Kaiser“, sagt sie, die Frage nach dem richtigen Glauben kann nicht mit Gewalt und Befehlen beantwortet werden, sondern nur im Streit der Worte und Gedanken!“ Der Kaiser nickt. „Ich will mich auf diesen Streit der Worte einlassen“, antwortet er. „Ich habe viele gute Gründe, am Glauben an die vielen Götter festzuhalten!“ Und dann stellt Katharina ihre klugen Fragen und sagt dem Kaiser alles, was sie mit dem Einsiedler besprochen hat und was sie in den vielen Tagen und Wochen seither immer wieder genau und sorgfältig durchdacht hat. Der Kaiser versucht sie zu widerlegen. Aber es gelingt ihm nicht. Er verwickelt sich durch Katharinas kluge Fragen in Widersprüche und muss schließlich einsehen, dass Katharinas Worte über den einen Gott und all das, was sie von Jesus Christus erzählt, viel einladender sind. Das ärgert ihn sehr, er will jetzt unbedingt Katharina davon überzeugen, dass sie Unrecht hat. Und so ruft er die klügsten Gelehrten an seinem Kaiserhof zusammen und denkt sich: dann wird Katharina schnell einsehen, dass die Wahrheit nicht bei ihr, sondern bei uns ist. Dann habe ich sie mit ihren eigenen Waffen der Worte und Gedanken geschlagen.

Aber auch dieses Gespräch verläuft ganz anders als erwartet. Die Gelehrten sind verwundert über Katharinas kluge Fragen und Gedanken, wiegen immer wieder die Köpfe und sagen zueinander: „Das ist so überzeugend, das lässt sich einfach nicht mit guten Gründen widerlegen!“ Und sie fragen Katharina: „Woher hast du diese Weisheit?“ Und Katharina erzählt nun auch von Gottes gutem Geist, der Menschen ergreift. „Mit ihm erkennen wir, „ sagt sie, was wir über den einen Gott erfahren können, dass wir auf ihn vertrauen können und er uns die Augen öffnet für all das, was für unser Leben wichtig ist.“ Tief beeindruckt sagen die Gelehrten: „Katharina, mit deinen Worten hast du jetzt auch uns die Augen geöffnet!“

Der Kaiser sieht das aber ganz anders. Er ist wütend über seine Gelehrten, jagt sie aus dem Haus und sagt dann zu Katharina: „Auch wenn du noch so viele gute Gedanken hast, auch wenn du die besten Antworten auf die wichtigsten Fragen des Lebens hast - ich habe die Wahrheit der Macht und die wirst du nun gleich spüren, wenn ich dich einsperren lasse!“ Katharina erwidert: „Du kannst mich einsperren und sogar töten. Aber zum Schluss wird trotzdem die Wahrheit der Gedanken siegen. Auch Jesus wurde gefangen genommen und getötet, und trotzdem glauben immer mehr Menschen an ihn, an seine Worte von dem einen Gott!“

Katharina hat Recht behalten. Sie wurde zwar eingesperrt und sogar getötet, aber die Worte und Gedanken von dem einen Gott und von Jesus Christus haben immer mehr Menschen überzeugt, und eines Tages hat niemand mehr an die römischen Götter geglaubt. Sogar der römische Kaiser, der dann zu dieser Zeit regierte, hat ihren Tempeln den Rücken gekehrt.

 

Gesprächsanregungen

  • Was gefällt dir am Verhalten der Katharina gut, was vielleicht weniger?
  • Hast du auch schon über die wichtigsten Fragen des Lebens nachgedacht?
  • Mit klugen Worten konnte Katharina den Glauben an den einen Gott verteidigen. Findest du sie überzeugend? Welche Überlegungen hättest du ins Spiel gebracht?
  • Wenn ihnen die Worte ausgehen, greifen viele Menschen zur Gewalt. Hast du so etwas auch schon einmal erlebt? Wie soll man sich dabei verhalten?

 

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