Erzählvorschlag: Vom Säen und Ernten - Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld (Matthäus 13,1-9) 

Endlich ist es soweit! Heute ist der Tag, an dem Johanna zum ersten Mal selbst säen darf. Oft genug hat sie ihrem Vater dabei zugesehen, wie er sich das große Tuch umgebunden, Getreidekörner hineingefüllt und sie dann Schritt für Schritt auf dem Acker verteilt hat. „Wenn du groß genug bist, darfst du das auch tun“, hat der Vater gesagt. Und jetzt darf sie es also selbst ausprobieren. Ganz aufgeregt ist sie, wie ihr der Vater das Tuch umbindet und dann Körner hineinschüttet, und dann geht es los. Es macht ihr Spaß, in die Körnermenge hineinzugreifen und sie mit Schwung vor sich auszustreuen. „Ist das so richtig?“ fragt sie den Vater, und der antwortet: „Das kannst du schon prima, mach nur weiter so!“ Nach der Arbeit sitzen die beiden noch am Feldrand, essen mitgebrachte Fladenbrote und reden schon von der Ernte. „Wird das auch so eine richtige Ernte wie bei den anderen Feldern?“ fragt Johanna. „Natür-lich“, sagt der Vater lachend, „du hast ja auch richtig gesät!“

Am nächsten Tag gehen die beiden wieder hinaus aufs Feld. Aber kurz davor bleibt Johanna erschrocken stehen. Vögel sitzen auf dem Acker und picken eifrig ihre Kör-ner. „Das dürfen die doch gar nicht, das ist doch mein Feld“, ruft sie wütend und fängt an, die Vögel zu verscheuchen. Aber der Vater meint: „Mach dir keine Sorgen, von deinen Körnern liegen noch genug auf dem Acker. Die Vögel picken nur die weg, die auf festem Boden liegen. Da wächst noch ganz viel!“ Aber Johanna ist nicht zufrie-den. „Ich wollte doch, dass alle Körner anwachsen“, murmelt sie vor sich hin.

Nach einigen Tagen gehen die beiden wieder hinaus. Als sie näher kommen, sieht Johanna schon ein zartes Grün auf dem Feld. Das gefällt ihr. Das muss sie sich gleich mal genauer ansehen. Aber als sie dort ist, bekommt sie einen Schreck. Viele der kleinen Hälmchen sehen ganz welk und verdorrt aus. „Was kann man denn dagegen tun?“ fragt sie den Vater. „Nichts“, sagt der ruhig, „aber das macht nichts. Wo die Erde zu dünn ist, weil Steine darunter liegen, können die Wurzeln nicht wachsen. Aber zum Glück gibt es ja genug guten Boden auf dem Feld!“ Wieder ist Johanna enttäuscht. Sie weiß doch, dass das Saatgetreide teuer war und ärgert sich, dass so viel verloren ist. Der Vater tröstet sie: „Das gehört dazu, dass manches Saatkorn nicht richtig anwächst. Aber die meisten Körner haben schon gute Würzelchen!“ Johanna ist nicht so recht überzeugt. Über ihr gesätes Feld kann sie sich jetzt nicht mehr freuen.

Einige Wochen vergehen. Johanna hat keine große Lust, zum Feld hinaus zu gehen. Aber neugierig ist sie doch. Der Vater begleitet wie wieder. Diesmal sieht das Feld schon von weitem richtig grün aus. Das gefällt Johanna. Sie ist richtig erleichtert. A-ber als sie am Feld stehen, gibt es wieder eine böse Überraschung: Was da so grün geleuchtet hat, sind gar nicht ihre Getreidepflänzchen, sondern das ist Unkraut, das dick und fett heranwächst und ihre Pflanzen zudeckt. Ärgerlich fängt sie an, das Un-kraut herauszureißen. Aber der Vater meint: „Das hat keinen Sinn! Du zertrampelst dabei nur die guten Pflänzchen! Jetzt noch wächst das Unkraut schneller. Aber bald ändert sich das, und unser Getreide wächst darüber hinaus. Hab Geduld!“ Aber Jo-hanna will keine Geduld haben. Sie hat jetzt überhaupt keine Freude mehr an ihrem Feld. „Da ist doch alles daneben gegangen“, brummt sie verdrossen. „Auf so einem blöden Feld will ich nie wieder säen!“

Die Zeit vergeht, langsam kommt die Erntezeit heran. Aber Johanna freut sich nicht darauf. „Ich will das Feld gar nicht sehen, auf dem fast nichts mehr Richtiges wächst“, mault sie. Und dann ist die Erntezeit da. „Komm doch mit zum Ernten“, muntert sie der Vater auf, „da gibt es genug zu tun. Die Halme müssen zusammengebündelt werden!“ Missmutig geht Johanna mit. Als sie zum Feld kommen, ist Johanna ganz verwundert. Ein ganz normales Kornfeld voller reifer Ähren steht da vor ihr. Verwundert nimmt sie ein paar Halme in die Hand. Die Ähren sind voll mit Körnern. Sie löst ein paar Körner heraus und isst sie. „Siehst du“, ruft der Vater fröhlich, „es ist doch eine prima Ernte geworden!“ – „Das ist ja toll“, ruft Johanna jetzt, „das ist wunderbar! Das alles habe ich gesät!“ Der Vater nickt. „Komm“, meint er dann, „wir haben jetzt viel zu tun! Deine gute Ernte macht auch Arbeit!“ – „Die Arbeit gefällt mir“, antwortet Johanna und lacht.

Gesprächsanregungen:

- Zuerst hatte sich Johanna so gefreut, und dann gab es eine Enttäuschung nach der anderen für sie. Hast du so etwas auch
     schon einmal erlebt?
- Ein Glück, dass Johannas Vater sie so gut trösten konnte. Wenn man enttäuscht ist, braucht man doch Menschen, die einen
     trösten. Erzähle davon!
- Bei der dritten Enttäuschung hat Johanna ihre Freude am Getreidefeld ganz verloren. Kannst du das verstehen? Wäre es dir
     auch so gegangen?
- Johanna hat immer wieder gedacht, sie hätte etwas falsch gemacht. „Ich kann das nicht“, hat sie immer wieder zu sich gesagt.
     Kennst du das auch?
- Zum Schluss war die Überraschung groß. Was meinst du, was Johanna jetzt zu Hause erzählt hat?
- Jetzt hat ihr die Arbeit auf dem Feld wieder Spaß gemacht. Und sie hat sich schon ausgedacht, was mit den Ähren weiter
    geschieht. Erzähle, was sie da vor ihren inne-ren Augen gesehen hat!
- Beim Erntedankgottesdienst hat Johanna im Stillen ihr eigenes Dankgebet gesprochen. Was meinst du, was sie gebetet hat?
 

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