Jona und seine Erfahrungen mit Gott

Ziele:
- Sich am Beispiel des Jona die Reichweite von Gottes Begleitung und Fürsorge wahrnehmen
- sich bewusst werden, dass trotz Fehlentscheidungen ein neuer Anfang möglich ist
- Vertrauen in die Tragweite der Gottesbeziehung

Heute möchte ich euch von Jona erzählen. Normalerweise ist es seine Aufgabe, den Men-schen Nachrichten von Gott zu überbringen. Gestern hat er den Auftrag bekommen, in die große Stadt Ninive zu reisen, den König und die Bewohner der Stadt zu ermahnen, freundli-cher miteinander umzugehen. Er hat auch seine Sachen für die große Reise gepackt und ist jetzt auf dem Weg zum Hafen, wo die Segelschiffe bereit liegen für die Fahrten über das Meer. Ein Freund begleitet ihn dorthin.
„Hast du dir schon überlegt, wie du den Leuten in Ninive die Botschaft von Gott sagen willst?“ fragt er. „Nein“, antwortet Jona, „weil ich nämlich gar nicht nach Ninive reisen werde!“ – „Und warum nicht?“ fragt der Freund neugierig zurück. „Weil ich das überhaupt nicht einsehe“, schimpft Jona. „Was gehen mich die Leute in Ninive an? Nichts! Deshalb nehme ich den Auftrag von Gott nicht an. Wenn er Gott trotzdem so wichtig ist, dann soll er sich doch einen anderen Boten suchen. Ich jedenfalls reise nicht nach Ninive!“ Der Freund staunt. „Das traust du dich so einfach! Und was hast du jetzt vor? Dein Reisegepäck hast du ja dabei!“ Jona meint: „Ich mache jetzt eine Schiffsreise in ein ganz anderes Land, einfach so, wie es mir gefällt. Da muss ich mir von niemand etwas sagen lassen, auch von Gott nicht! Ich möchte das Meer genießen, mir den Wind um die Nase wehen lassen und nicht an so einen komischen Auftrag denken müssen!“ – „Na ja“, meint der Freund darauf, „wenn das nur gut geht!“

Nach etlichen Stunden hat Jona ein Schiff gefunden, das ihm gefällt, den Fahrpreis be-zahlt. Das Schiff hat den Hafen verlassen und ist schon mitten auf dem Meer. Jona freut sich über die großen Segel, in denen der Wind knattert, so dass das Schiff gut vorankommt. Die Leute sind nett, obwohl sie alle aus anderen Ländern kommen und er sie oft nur mit Mü-he verstehen kann. Abends erzählen sie ihm von ihren Abenteuern auf dem Meer, auch von Stürmen und anderen Gefahren. Jona erschrickt. Daran hat er überhaupt nicht gedacht, dass eine Fahrt über das Meer auch gefährlich sein kann. Und er fragt sich mit Sorge: „Ob mich Gott wohl auf dem Schiff beschützt, obwohl ich doch seinen Auftrag abgelehnt habe, nach Ninive zu reisen? Vielleicht hätte ich das doch nicht tun sollen!“ Aber jetzt ist er auf dem Schiff und kann nicht mehr herunter.

Tatsächlich kommt nach ein paar Tagen ein Sturm auf. Er wird immer heftiger, und Jona bekommt es mit der Angst zu tun. „Jetzt ist es soweit“, denkt er sich, „ich bin in großer Gefahr, und Gott will bestimmt nichts mehr von mir wissen, weil ich seinen Auftrag nicht erfülle. Ob wir wohl je wieder an Land kommen?“ Jona wird ganz schlecht von dem heftigen Schaukeln des Schiffes. Er legt sich auf seine Schlafmatte im Bauch des Schiffes, versucht einzuschlafen und hofft, dass alles vorbei ist, wenn er wieder aufwacht.

Aber es kommt ganz anders. Zwei Matrosen wecken ihn und sagen: „Du sollst zum Kapitän kommen!“ Der schaut ihn sorgenvoll an und sagt: „Wir haben alle zu unseren Göttern gebe-tet, dass sie uns aus der großen Gefahr retten. Aber es hat bisher nichts genützt! Bete du jetzt zu deinem Gott, dass er uns beschützen möge!“ Jona erschrickt. „Ich glaube nicht, dass Gott uns beschützt“, entfährt es ihm, und dann muss er dem Kapitän die ganze Geschichte erzählen. Der ist entsetzt. „Jetzt ist mir alles klar, meint er, „Gott der Allmächtige hat sich von dir zurückgezogen, weil du seinen Auftrag missachtet hast. Und jetzt sind wir alle dem Sturm schutzlos ausgeliefert. Ist dir eigentlich klar, was du da angerichtet hast?“ Ganz verzweifelt antwortet Jona: „Ich weiß, dass ich an allem schuld bin. Und ich will nicht, dass ihr alle unter meinem Fehler leiden müsst. Ich muss das Schiff verlassen!“ – „Und wie stellst du dir das vor?“ fragt der Kapitän bitter und schüttelt den Kopf. Jona antwortet: „Werft mich ins Meer. Etwas Besseres habe ich nicht verdient!“ Der Kapitän zögert lange, bespricht sich mit den anderen Matrosen, und dann sagt er: „Die Sache mit deinem Auftrag, das musst du selbst mit deinem Gott ausmachen. Wir nehmen dein Angebot an. Wenn dein Gott dich trotzdem noch mag, dann wird ihm schon noch etwas einfallen, wie er dir helfen kann!“ Und dann fliegt Jona über Bord ins Meer.

Als er wieder aufwacht, weiß er zuerst gar nicht, wo er ist. Alles ist dunkel und feucht. Aber es ist auch warm und er kann atmen. Er ist wie in einer Höhle, in einer lebendigen Höhle. Es muss ein Tier sein, das ihn nicht gefressen, sondern ihn in seinem Bauch gerettet hat. Und jetzt hört er auch ganz deutlich das Herz des Tieres klopfen: Poch – poch – poch… Das wirkt beruhigend auf ihn. Das Tier gefällt ihm. Und dann versteht er auch, wer ihm dieses Tier geschickt hat. Er fängt an zu singen und zu beten: „Gott, ich danke dir, dass du mich vor dem Ertrinken gerettet hast. Ich danke dir, dass du mich beschützt hast, obwohl ich mich von dir getrennt habe. Ich dachte, jetzt ist alles aus, ich werde nie mehr an Land kommen. Aber jetzt weiß ich, dass du mich durch dieses Tier sicher ans Ufer bringen wirst. Ich dachte, ich bin tot, aber ich lebe. Ich habe einen großen Fehler gemacht, aber du hast mir verziehen. Ich habe dich verlassen, aber du hast mich nicht verlassen. Ich danke dir dafür von ganzem Herzen!“ Er singt und tanzt vor Freude.

Dann bekommt er plötzlich einen Schwall Wasser ins Gesicht, rutscht und purzelt, spürt auf einmal Sand an Händen und Füßen, sieht helles Sonnenlicht, atmet tief die gute Luft ein, spürt Wärme auf seiner Haut. Er hat festen Boden unter sich, steht auf, lacht und singt weiter vor Freude und macht sich auf den Weg nach Ninive.

Gesprächsimpulse

- Wie beurteilst du Jonas Entscheidung, nicht nach Ninive zu reisen?
- Das mit der Schiffsreise hat sich Jona zuerst ganz anders vorgestellt, als es dann gekommen ist. Meinst du, ob Jona da einen
  Fehler gemacht hat?
- Kennst du das auch, dass es manchmal ganz anders kommt, als man es sich ausge-dacht hat?
- Jona hat auf dem Schiff gedacht, dass er nicht mehr unter Gottes Schutz steht. Er hat dann eine Menge über Gott
  dazugelernt! Was meinst du?
- Können einen auch gute Worte erfrischen?
- Wenn etwas schief gelaufen ist und die Sache doch gut ausgeht, dann ist das ein wunderbares Gefühl. Kannst du
  nachempfinden, wie es Jona nun auf dem Weg nach Ninive ging, was er gedacht und worüber er sich gefreut hat?


Nach vielen Tagen ist Jona in der großen Stadt Ninive angekommen. Alles ist hier anders als zu Hause, auch die Leute sehen ganz anders aus. Jona geht durch die Straßen und sieht schon von weitem den prächtigen Königspalast. Dort geht er hin und bittet um ein Gespräch mit dem König. Er hat keine Angst, denn er weiß, dass er unter dem Schutz Gottes steht. Er wird in den Palast gebeten, bekommt auch zu essen und zu trinken – das tut ihm gut. Aber er ist auch sehr gespannt, wie sich der König verhalten wird, wenn er ihm die Nachricht von Gott überbringt. Endlich ist es soweit. Feierlich wird er in den großen Saal geleitet, in dem der König von Ninive auf seinem Thron sitzt.

Der König begrüßt ihn freundlich und fordert ihn auf zu sprechen. Jona streckt und räus-pert sich und sagt: „Ich bringe dir eine Nachricht von dem allmächtigen Gott. In deiner großen Stadt geschieht viel Unrecht, das Gott nicht gefällt. Da gibt es arme Menschen, die müssen hungern, obwohl genug zu essen für alle da ist. Ihr lügt und betrügt, um euch Vorteile zu verschaffen. Ihr tut so, als ob Gott gar nichts zu sagen hätte. Ihr missachtet seinen Willen. Und dann reckt sich Jona noch einmal und sagt ganz langsam: „Wenn ihr euch nicht ändert, müsst ihr alle sterben, weil dann Gott die Stadt vernichten wird!“ Der König schaut ganz erschrocken. Jona geht wieder und denkt sich beim Hinausgehen: „Die ändern sich ganz bestimmt nicht! Und deshalb wird Gott bald die Stadt vernichten. Das schaue ich mir aus sicherer Entfernung ganz genau an!“ Neben der Stadt ist ein Berg, auf dem mietet sich Jona eine Hütte und beobachtet nun genau, was in der Stadt vor sich geht.

Er sieht, wie die Boten des Königs durch die Straßen gehen, und wie später die Menschen nicht mehr ihre schönen, teuren Kleider anhaben, sondern ganz einfache, dunkle. Das ist ein Zeichen dafür, dass sie jetzt Vieles anders machen wollen als bisher. Tatsächlich, Esel und Pferde werden nicht mehr geschlagen. Bei einem Spaziergang durch die Stadt fällt ihm auf, dass auch die Leute viel freundlicher miteinander umgehen. Aber er denkt sich: „Das alles reicht noch nicht. Deshalb muss Gott die Stadt vernichten!“ Und er wartet gespannt weiter. Aber nichts geschieht. Das Leben in der Stadt geht seinen Gang. Und Jona spürt, dass es auch so bleiben wird.

Da ärgert sich Jona über Gott und spricht zu ihm: „Gott, du hast gesagt, dass die Stadt vernichtet wird, wenn die Leute sich nicht zum Guten ändern. Ich sehe noch viel zu wenig davon. Aber du bist ja so großzügig und freundlich zu diesen Menschen und schenkst ihnen sogar das Leben. Das ist nicht richtig so! Ich bin damit nicht zufrieden. Ich bin sehr ärger-lich über deine Güte!“ Und dann hört Jona, wie ihm Gott antwortet: „Jona, denke doch bitte einmal zurück an all das, was dir in letzter Zeit passiert ist! Dann müsste dir doch etwas in den Sinn kommen, das deinen Ärger vertreibt!“ Und Jona sitzt da und denkt über diese Worte nach.

Gesprächsimpulse

- Jona ist ärgerlich darüber, dass Gott sich anders verhält, als er es von Gott erwar-tet. Kannst du seinen Ärger verstehen?
- Stell dir vor, du könntest Jona an seinem Platz auf dem Berg besuchen. Was würdest du ihm sagen?
- Zweimal hat in der ganzen Geschichte Jona zu Gott gebetet. Passen diese Gebete zusammen?
- Soll Gott zu allen Menschen freundlich sein?

Zurück zu Situationen und Bezüge

Zurück zu Bibelgeschichten