In geschenkten Beziehungen Lähmungen überwinden (Markus 2) 

- Ausgegrenztsein und Einsamkeit nachempfinden
- Gemeinschaft als Geschenk erleben
- Wertschätzung und Anerkennung erfahren
- In geschenkten Beziehungen Neues beginnen
- Theologisieren: Was ist das Wunder?
- Theologisieren: Wer ist Jesus?

Bei den Kindern erfreut sich die Geschichte von der Heilung des Gelähmten vor allem deshalb großer Beliebtheit, weil der vier Freunde hat, die seinetwegen das Dach eines Hauses aufbrechen, um ihn auf diese Weise zu Jesus zu bringen. Die Men-schenmenge ist so dicht gedrängt, dass kein Durchkommen für die vier Männer möglich ist, die ihren kranken Freund zu Jesus bringen möchten. So kommen sie auf die Idee, mit ihm auf das flache Hausdach zu steigen, auf dem man am Abend die eintre-tende Kühle nach der Hitze des Tages genießen kann, die mit Holz verstärkte Lehmdecke aufzuschlagen und durch das entstandene Loch den Gelähmten mit Seilen direkt zu Jesu Füßen hinab zu lassen.
Dieser spannenden Aktion steht im Bibeltext allerdings eine besondere theologische Herausforderung gegenüber: Jesus spricht dem Gelähmten die Vergebung seiner Sünden zu. Daraufhin legen die jüdischen Bibelgelehrten Widerspruch ein und weisen Jesus daraufhin, dass ihm die Kompetenz zur Sündenvergebung gar nicht zustehe, sondern nur Gott allein. Jesus bekräftigt seine Vollmacht zur Sündenvergebung mit der Befreiung des Kranken von seinem Gebrechen. Der Schlüssel zum Verständnis dieser Auseinandersetzung ist der sog. Tun-Ergehens-Zusammenhang. Ihm zufolge sind Krankheiten und Unglücke gerechte Strafen Gottes für menschliche Vergehen, wie weit sie auch zurückliegen mögen. Sünde meint in diesem Zusammenhang auch mehr als ein moralisches Vergehen, nämlich das Heraustreten aus der Gemeinschaft zwischen Menschen und Gott und auch aus der menschlichen Gemeinschaft. So entsteht ein Teufelskreis, in dem Menschen mit der Identifizierung ihrer Krankheit als Folge von Sünde immer mehr in die Isolation und Verbannung aus der zwischenmenschlichen und religiösen Gemeinschaft hineingetrieben werden.

Zwar hat der Gelähmte dieser Geschichte vier Freunde, die für ihn viel auf sich nehmen, aber auch sie können diesen Teufelskreis nicht durchbrechen. Jesus tut dies auf zweifache Weise: indem er zum einen die Verurteilung als Sünder, die wegen seiner Krankheit auf diesem Menschen liegt, aufhebt und damit kraft seiner religiösen Autorität auch den Druck, der auf diesem Menschen lastet. Und er macht zum ande-ren die heilsame Wirkung dieses Zuspruchs deutlich: auch die Krankheit ist gebannt. Der ehemals Kranke kann wieder als vollgültiges Mitglied in die Gemeinschaft zurückkehren. Alle Gründe seines Ausschlusses sind hinfällig. Mit dem Schwinden des Gebrechens wird dies für alle überzeugend sichtbar. Geistlicher Zuspruch baut auf und hat heilende Wirkung für Seele und Körper, und an den sichtbaren Veränderungen wird dies für alle eindrucksvoll sichtbar. So kann die Erzählung daraufhin zielen, wie hier Befreiung von einer Lähmung geschieht, die sein ganzes Leben erfasst hatte. „Steh auf, nimm dein Bett und geh!“ – das ist wie eine Bündelung all dessen, was der vormals Gelähmte nun hinter sich lassen kann.
 

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