In einer Kindergruppe bilden sich rasch Rollen aus, die einzelne für sich in Anspruch nehmen bzw. die ihnen von anderen zugestanden und zugeteilt werden. Da geben die einen den Ton an, sind die "Bestimmer", die Wortführer, die das Sagen haben. Andere sind demgegenüber die Stillen, Folgsamen, die sich den Anweisungen der Tonangebenden fügen. Wichtig sind deshalb auch Impulse, die zum Überdenken solcher Rollen anregen, die sie zuweilen auf den Kopf stellen.

2.1. Kinder machen lautstark ihre Ansprüche geltend, behaupten sich als die "Bestimmer", dominieren die anderen und verteidigen ihre vermeintlichen Rechte.

In einer kurzen Notiz (Mt 18,1ff bzw. Mk 9,33ff.) machen die „dienstältesten“ Jünger anlässlich eines Gesprächs über das nahe Reich Gottes bei Jesus Ansprüche über ihre künftige Rolle in diesem Reich geltend. Sie träumen davon, "Chefs" zu sein, wenn Jesus mit seinem Auftrag am Ziel ist, wenn Gottes Herrschaft anbricht, wenn es ihrer Meinung nach um die Verteilung der Ämter geht. Jesus aber weist solches Ansinnen zu­rück. An erster Stelle stehen heißt bei ihm, für andere tätig zu sein und Sorge dafür zu tragen, dass es ihnen gut geht. Die Rolle des "Bestimmers" wird so in den Horizont der Fürsorge gerückt. An erster Stelle zu stehen heißt bei Jesus, bereit sein zu diesen und Verantwortung für andere zu übernehmen.

Ziel: Wahrnehmen, dass mit dem Recht auf Bestimmen auch die Fürsorge für und das Mit­denken mit anderen verbunden ist.

2.2. Es gibt Kinder, die im Zusammenleben mit den anderen eher zu kurz kommen. Ihnen tun Geschichten gut, in denen die sonst Unbeachteten auf einmal im Mittelpunkt stehen. Sie identifizieren sich gerne mit Personen der Geschichte, denen Großes gelingt.

Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20) erzählt, wie Tagelöhner zur Arbeit angeworben werden. Die einen be­kommen Arbeit, sind vorne dran sind, andere bleiben zurück, sind die Verlierer. Und diese Prozedur wiederholt sich jede Stunde neu. Aber zum Schluss werden auch die Letzten zur Arbeit gerufen. Bei der Auszahlung geschieht dann das Unerwartete: die Letzten kommen zuerst dran und bekommen zu ihrer großen Überraschung und Freude den vollen Lohn. Jetzt sind sie den anderen gleichgestellt, jetzt gelten sie so­viel wie die anderen, können stolz den Denar als Tageslohn nach Hause tragen.

In der Erzählung von der Berufung und Salbung des David zum König (1.Samuel 16) wird der „Kleine“ zuerst weggeschickt. Seine großen Brüder stehen im Vordergrund, mit ihnen hat der Prophet Samuel Wichtiges zu besprechen. Dann aber dreht sich das Bild, David wird geholt und steht im Mittelpunkt des Geschehens. Er wird zur wichtigsten Person.

Ziel: Miterleben, wie die unscheinbaren Kleinen auf einmal zu Großen werden. Gerade die Kleinen sollen die Zuwendung Gottes ganz besonders genießen können.

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