Situationen und Anlässe

  • Kinder erleben einen Gottesdienst mit
  • Im Zusammenhang eines Kita-Fests wird auch ein Gottesdienst gefeiert
  • Erziehende orientieren sich anlässlich ihrer Mitgestaltung eines Gottesdienstes über dessen wesentliche Merkmale
  • Kinder / Eltern / Erziehende fragen nach konfessionellen Unterschieden bei Gottesdiensten

Informationen

Ein erster Zugang zum Verständnis des Gottesdienstes ergibt sich mit den beiden Wörtern „Gott“ und „Dienst“: Gott ‚dient‘ den zur gottesdienstlichen Feier Versammelten und die ‚dienen‘ Gott. Gott dient durch seine Nähe in Wort und Sakrament, durch die Verkündigung der frohmachenden Botschaft, durch die zum eigenen Wirken ermutigenden Weisungen, durch den in den Alltag hinein begleitenden Segen. Die Feiernden dienen Gott, indem sie den Zuspruch dankbar annehmen, Gott die Ehre geben in Liedern und Gebeten. Gottesdienst ist damit ein Geschehen, in dem die Gottesbeziehung in besonderer Dichte und Atmosphäre erlebt wird. Martin Luther hat es bei der Einweihung des ersten evangelischen Kirchenneubaus, der Schlosskirche in Torgau, so formuliert: … auf dass nichts anderes darin geschehe, als dass unser lieber Herr selbst mit uns rede durch sein heiliges Wort und wir wiederum mit ihm reden durch Gebet und Lobgesang“. Im Sinne dieses Beziehungsgeschehens ist das Gebet der „Pulsschlag“ des Gottesdienstes. Er durchzieht als ‚roter Faden‘ den Gottesdienstablauf und bringt dabei den Glauben an den dreieinigen Gott zur Geltung (>Trinität).

 

Zum Gottesdienst gehören meistens wechselseitig gesungene oder auch gesprochene Rufe, die sich an den dreieinigen Gott richten:

  • Oft beginnt der Gottesdienst mit den Worten: „Unsere Hilfe steht im Namen des Herren – der Himmel und Erde gemacht hat“. So wie Gott der Schöpfer nach den biblischen Worten am siebten Tag von seinen Werken ruhte, so schafft der Gottesdienst eine Pause in der alltäglichen Geschäftigkeit.
  • Zum Gottesdienst gehört die Botschaft von Jesus Christus: „Kyrie eleison – Herr, erbarme dich“ – mit diesem dreifachen Wechselruf wird die damals an Jesus gerichtete Bitte um Heilung zum auferstandenen Christus als dem Herrn seiner Gemeinde hin gewendet. Und im „Ehre sei Gott in der Höhe – und auf Erden Friede und den Menschen ein Wohlgefallen“ wird der weihnachtliche Lobgesang der Engel aufgenommen, der die Botschaft von Jesu Geburt begleitet. „Ehre sei dir, Herre – Lob sei dir, Christus“ – so wird die Lesung aus dem Evangelium umrahmt.
  • Im Erleben der Gemeinschaft der Glaubenden wird das Wirken des Heiligen Geistes spürbar. „Der Herr sei mit euch – und mit deinem Geist“: der Antwortruf der Gemeinde ist die an Jesus Christus gerichtete Bitte um seinen guten Geist.

 

Den Gottesdienst kennzeichnen unterschiedliche Dimensionen, die auch in Spannung zueinander geraten können.

  • Da ist zum einen die traditionsbezogene Dimension: sie gibt dem Gottesdienst eine besondere spirituelle Atmosphäre. Die Feier unterbricht den Alltag. Das verleiht dem Gottesdienst oft einen feierlichen Ernst, unterscheidet ihn von anderen Formen des Beisammenseins. Besonders in Phasen der Stille sollen die Beteiligten zur Ruhe kommen können. Der Gottesdienstablauf, die „Liturgie“ als Weg durch den Gottesdienst hat seine feste, verlässlich wiederkehrende Form. Alles ist ausgerichtet auf das große und geheimnisvolle Gegenüber ‚Gott‘, der hier den Seinen in besonderer Weise nahe sein will. Auf Außenstehende wirken Gottesdienste mit solcher Ausrichtung entweder berührend in ihrer Fremdheit und archaischer Festlichkeit – oder auch fremd als eine Feier der ‚Insider‘, die in den Traditionen gut beheimatet sind. Seltene Kirchgänger erwarten oft gerade diese Ausrichtung, die sie schon vor langer Zeit kennenlernten.
    Von Kindern wird in erster Linie erwartet, dass sie nicht stören, sich von der besonderen Atmosphäre beeindrucken lassen, sich die erwartete Beteiligung am Gottesdienstablauf zu eigen machen.
  • Mit der Reformation hat die Dimension der erläuternden Sprache, der Predigt, einen zentralen Stellenwert im Gottesdienst bekommen. Das war für das Bekanntwerden mit den neuen Sichtweisen und Wiederentdeckungen der reformatorischen Theologie wichtig. „Wer predigt denn am Sonntag?“ fragen sich auch heutzutage viele und treffen damit ihre Entscheidung für den Gottesdienstbesuch. In der in der Schweiz entstandenen evangelisch-reformierten Tradition wurde der Typ des Predigtgottesdienstes entwickelt. In den zurückliegenden Jahrzehnten wurde freilich das übliche Zeitmaß für die Dauer der Predigt immer kürzer. Kaum vorstellbar ist heute, dass Predigten damals vielfach über eine Stunde dauerten. Sanduhren an alten Kanzeln zeigen noch vom Ringen um die angemessene Predigtdauer.
    Für Kinder wurden mit eigenen Kindergottesdiensten Ersatzlösungen geschaffen. Auch heute wird es oft so praktiziert, dass die Kinder während der Predigt den Kirchenraum zu einer eigenen Kinderunterweisung verlassen, um danach wieder zurückzukehren.
  • In den zurückliegenden Jahrzehnten sind neue Gottesdienstformen entstanden, die vor allem die im Glaubensbekenntnis benannte Dimension der Gemeinschaft der Glaubenden stärker in den Blick nehmen. Teams bereiten Gottesdienste vor, sprechen auch gezielt bestimmte Personengruppen an und bedenken, wie möglichst viele Personen aktiv in das Geschehen einbezogen werden können – von Prozessionen durch den Kirchenraum über das Singen von Kanons zu neuen Liedern mit Wechselgesängen zwischen Chor und Gemeinde. Nach dem Segen wird zum ‚Kirchenkaffee‘ eingeladen. Auch im Gottesdienst selbst wird zuweilen dazu aufgefordert, zusammenzurücken und einander bewusst wahrzunehmen, bis hin zu Murmelgruppen zu den in der Predigt gestellten Impulsen. Feierlicher Ernst wandelt sich so zu aktiv geäußerten Freude am Dabeisein, zu der auch das Beifallklatschen gehören kann. 

    Es ist nicht verwunderlich, dass diese neuen Traditionen auch durch das Mitwirken von Kindergruppen in den Gottesdiensten belebt wurden. Freilich kosten solche Gottesdienste viel Vorbereitung, sprechen auch meist besonders Familien mit Kindern an. Manche vermissen hier die wiedererkennbaren Elemente des Gottesdienstes und die feierliche Ruhe, an deren Stelle neue Lieder, Spielszenen, Visualisierungen auf Plakaten etc. treten.

 

Wie gelingt es, den überlieferten gleichbleibenden ‚Weg‘ durch den Gottesdienst samt Erwartungen an die Predigt mit den neuen kreativen Ideen zu verbinden? Dazu hilft eine elementare Grundstruktur des Gottesdienstes, die auch in den aktuellen Veränderungen erkennbar bleibt. Solche Grundstruktur wurde inzwischen in allen Landeskirchen entwickelt.

  • Die Eröffnung des Gottesdienstes beginnt nach dem Glockenläuten mit Musik. Es folgt die Begrüßung mit Hinweis auf das besondere Thema bzw. den spezifischen Charakter dieses Gottesdienstes. Nach dem Bezug auf den dreieinigen Gott, in dessen Namen der Gottesdienst gefeiert wird, folgen Lied, Psalmgebet in alter oder neuer Form und Worte, die vom zurückliegenden Alltag mit seinen Belastungen zum davon befreienden Geschehen des Gottesdienstes leiten.
  • Der Zuspruch der biblischen Botschaft im Wechsel von hörendem Annehmen und aktivem Antworten geschieht mit einer oder mehreren Lesungen aus der Bibel und weithin mit der Antwort im Glaubensbekenntnis, das vor oder auch nach der Predigt gesprochen wird. Dabei können neben die bekannten Worte aus dem ersten Jahrtausend auch neuere Formulierungen bzw. auch Lieder treten.
  • In vielen Gottesdiensten schließt sich das Abendmahl an. Nach evangelischem Verständnis ist ein Gottesdienst auch ohne die Abendmahlsfeier vollständig, denn Wort und Sakrament stehen füreinander: auch das Abendmahl ist Verkündigung der Christusbotschaft und so den Wortbotschaften gleichgestellt.
  • Der Ausklang des Gottesdienstes führt wieder zurück in die Alltagswelt, mit Informationen zum Gemeindeleben sowie mit den Fürbitten für Menschen in besonderen Herausforderungen und Nöten, die in das gemeinsam gesprochene Vaterunser münden. Am Schluss steht der Segen, der auch von Lied und Musik umrahmt ist.

Ergänzende Informationen: Hinweise zur Geschichte des Gottesdienstes

 

Religionspädagogische Anregungen

Im Unterschied zur Andacht, die sich meist auf einen bestimmten Personenkreis beschränkt und mit weiteren Aktivitäten verbunden ist (z.B. im Morgenkreis der Kita-Gruppe), sind Gottesdienst öffentliche Veranstaltungen, die grundsätzlich für alle offen sind. Das gilt auch für Kindergarten- und Schulgottesdienste. Grundsätzliche Entscheidungen zu deren Durchführung trifft die Gemeindeleitung in Absprache mit den an der Planung Beteiligten. Solche Gottesdienste - seien sie von Kita und Schule aus auf den Weg gebracht oder von der Gemeinde aus für Familien mit größeren oder auch noch ganz kleinen Kindern – sind ein wichtiges Feld der Zusammenarbeit aller in der Arbeit mit Familien und Kindern Tätigen in der Gemeinde.

Beispiele für Gottesdienste mit Eltern und Kindern

 

Zu Kita-Gottesdiensten sind gezielt alle Eltern eingeladen, auch wenn sie anderen oder auch keiner Religion angehören. Wie kann in der Vorbereitung und der Gestaltung solcher Gottesdienste die Einladung an sie so zum Ausdruck kommen, dass sie sich als gern gesehene Gäste fühlen, die in ihrer anderen Religiosität respektiert werden?

Planung von Gottesdiensten mit muslimischen Eltern

 

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