Krippe

Die Krippe gehört zum unverzichtbaren weihnachtlichen Inventar. Schon im 5. Jh. findet sich auf Elfenbeintäfelchen ein bis zum Hals fest gewickeltes Kind in einem als Krippe genutzten Sarkophag, auf das Ochs und Esel herabschauen. Woher kommen die beiden Tiere, von denen in der biblischen Weihnachtsgeschichte nicht die Rede ist? Schon die frühen sog. Kirchväter des 5. Jh. deuteten Aussagen des AltenTestaments von dem im Neuen Testament bezeugten Jesusgeschehen her und führen fort, was bereits der Evangelist Matthäus reichlich getan hatte. Da findet sich im Buch Jesaja (Jes 1,3) die Aussage: „Der Ochs kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn“. Das konnte als Hinweis auf die Geburtsszene verstanden werden und wurde auch weiter interpretiert: Augustinus sieht im Ochsen das Judentum symbolisiert, im Esel die Heiden, die in der frühchristlichen Missionstätigkeit der Apostel sich dem christlichen Glauben anschlossen. Das im Sarkophag liegende gewickelte Kind weist schon auf den Tod Jesu als Ziel seines irdischen Weges hin, ebenso wie der Kreuznimbus, der sein Haupt umgibt. Auch der Stern gehört schon sehr früh dazu – im sog. Protoevangelium des Jakobus heißt es: Und ein großer Stern leuchtete über der Grotte vom Abend bis zum Morgen, mit solchem Glanz, wie man ihn seit Anbeginn der Welt nie gesehen hatte“. Andere frühe Darstellungen zeigen die Geburt in einer Höhle – auch das kann als Hinweis auf Jesu Tod verstanden werden.

Diesen Zusammenhang von Geburt und Tod finden wir auch noch in späteren Bildern, wenn etwa im Stall schon ein Kruzifix hängt. In der Malerei von der Gotik an entfalten sich nun die weihnachtlichen Szenen mit Maria, Josef und dem Kind, den herbeigeeilten Hirten, den anbetenden Weisen aus dem Morgenland, Engeln, die über dem Geschehen schweben. Das Geschehen wird lebendiger, Bewegung wird in den Bildern spürbar. So gehörte auch schon im Mittelalter die szenische Darstellung des Geschehens zum Brauchtum. Beliebt war auch das sog. Kindlein-Wiegen: zum Klang der Orgel bzw. zum gemeinsamen Singen wurde das Kind aus der Krippe genommen und gewiegt – das konnte bis zum fröhlichen Tanz in der Kirche führen. Bekannte Lieder wie „Josef, lieber Josef mein, hilf mir wiegen das Kindelein“ gehören seitdem zum weihnachtlichen Liedgut. Wegen der Auswüchse wurde dieser Brauch von den Reformatoren abgelehnt.

Wirksamer war die räumliche Darstellung der Krippenbilder. Nachweislich hat 1223 Franz von Assisi eine Krippe mit lebenden Figuren gestaltet, gleichsam als „Standbild“. Auch heute wieder finden wir „lebende Krippen“. Aus der Krippe selbst und ihrer Ausgestaltung mit Figuren entwickelten sich umfangreiche Krippenlandschaften, oft an einem Berg gelegen, in denen sich das bäuerliche Leben der damaligen Zeit abbildete, samt den Bewohnern der Höfe in heimischen Trachten. Berühmt wurde die Krippentradition in Neapel, auch die Krippensammlung im Bayerischen Nationalmuseum in München. Wurden besonders in der Barockzeit die Krippenszenen noch reichlich ausgestaltet, so wurde diese Tradition in der Aufklärungszeit als läppisches Kinderspielzeug abgetan. Weil die Krippen aus den Kirchen verbannt wurden, wanderten sie in die Wohnzimmer der Bürgerhäuser, aus denen sie bis heute nicht mehr wegzudenken sind.

Prächtige Schnitzaltäre und Bilder aus der Spätgotik zeigen vor allem die Anbetung des Kindes durch die drei königlichen Besucher, nach dem Evangelium des Matthäus. Aus den kundigen Astrologen des Mt wurden schon im 3. Jh. Könige, frühzeitig bekamen sie Namen: Caspar, Melchior und Balthasar. Sie repräsentieren drei Lebensalter und auch die Erdteile Asien, Europa und Afrika – deshalb gehört auch unbedingt ein Mohr dazu. Auch um ihren Weg zur Krippe ranken sich viele Legenden, auch sie wurden Anlass zu gespielten Szenen bis in die Gegenwart, wenn die Sternsinger um Spenden bitten, wenn sie auf den Türsturz mit Kreide die Jahreszahl des neuen Jahres und dazwischen die Kürzel C + M + B anbringen, verweist das eigentlich weniger auf die Namen der drei verweist als vielmehr auf den Segenswunsch „Christus Mansionem Benedicat“ (Christus segne das Haus). Die Drei gelten auch als Reise-Heilige. Davon zeugen noch Gasthaus-Namen wie „Zum Stern, Zur Krone, Zum Mohren“.

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