1. Mose 39-42: Josefs Aufstieg vom Sklaven zum Minister – Von Gott geschenkte Fähigkeiten

Ziel:
- Miterleben, wie sich trotz erfahrener Enttäuschungen und Niederlagen eigene Fähigkeiten entfalten können
- Sich bewusst werden, wie der Einsatz der eigenen Fähigkeiten auch Herausforderung bedeutet
- Sich eigener Fähigkeiten dankbar bewusst werden

Fördert:
- Selbstbewusstsein
- Blick für eigene Fähigkeiten gewinnen
- Mut und Wagnis, Herausforderungen anzunehmen
- Dankbarkeit für eigenes Können

Vor langer, langer Zeit war Ägypten ein großes Königreich und der Pharao sein mächtiger Herrscher. Er hatte viele Diener in seinem Palast und auch kluge Ratgeber, die ihm beim Regieren halfen. Er hatte auch Soldaten. Und wer sich etwas zu Schulden kommen ließ, landete im Gefängnis.

In einer der Gefängniszellen des Palasts sitzt ein junger Mann, Josef heißt er. Er sitzt am Boden und kann gar nicht verstehen, warum er im Gefängnis gelandet ist. Es lief doch alles so gut mit ihm. Er ist kein Ägypter, sondern war vor einiger Zeit mit einer Karawane aus dem Land Israel gekommen. Er wurde als Diener an einen Berater des Königs verkauft. Er war klug, fleißig und freundlich zu allen Leuten. Sein Herr, Potiphar ist sein Name, war bisher sehr zufrieden mit ihm. Das gefiel Josef, und er strengte sich noch mehr an, um alle seine Aufgaben gut zu erfüllen.
Aber dann kam dieser schlimme Tag. Soldaten des Pharao nahmen ihn fest und brachten ihn ins Gefängnis. „Du hast deinen Herrn, den Potiphar, betrogen“, sagten sie. „Du kannst von Glück reden, wenn du am Leben bleibst!“ Irgendjemand muss schlecht über ihn geredet haben, muss dem Potipahr eine Lüge über ihn erzählt haben. Und niemand ist da, der dem Potiphar die Wahrheit sagen kann. „Was nützt mit all mein Fleiß und meine Freundlichkeit“, denkt Josef bitter, wenn sie mich trotzdem ins Gefängnis werfen?“

Im Gefängnis lernt Josef auch andere Gefangene kennen. Da ist z.B. der königliche Bäcker, der heimlich Mehl gestohlen hatte und erwischt wurde; oder der königliche Mundschenk, der aus Versehen dem Pharao verdorbenen Wein serviert hatte und deshalb ins Gefängnis ge-steckt wurde. Mit dem Mundschenk freundet er sich ein bisschen an, der hat ja auch nichts Böses getan, und der kann dem Josef auch viel davon erzählen, wie es so im Palast des Pha-rao zugeht. „Sei doch nicht so traurig“, muntert ihn der Mundschenk auf. „Irgendwann kommt die Wahrheit ans Licht, und du wirst wieder freigelassen! Ich hoffe ja auch, dass der Pharao mir verzeiht. Aber hör zu, ich muss dir was erzählen. Ich habe geträumt, ich ernte eine Weinrebe und drücke den Saft in den goldenen Becher des Pharao. Ist das nicht sonderbar? Hast du eine Ahnung, ob dieser Traum etwas bedeutet?“

„Na ja, ich hab da schon eine Idee“, sagt Josef. „aber ob sie stimmt, weiß ich noch nicht genau!“ – „Sag schon“, antwortet der Mundschenk neugierig. „Ich glaube“, sagt Josef, „dass du bald dem Pharao wieder den goldenen Becher mit Wein reichen darfst“. – „Ach, das wäre schön“, meint der Mundschenk. Und tatsächlich, nach drei Tagen darf der Mundschenk wieder in den Palast zurückkehren. Das Traumdeuten hat dem Josef richtig Spaß gemacht. Und dass seine Deutung richtig war, das freut ihn noch viel mehr. Wieder nach ein paar Tagen holen Soldaten den Josef aus dem Gefängnis ab und sagen: „Josef, wir haben den Auftrag, dich zum Pharao zu bringen!“ Zuerst erschrickt Josef, aber die Soldaten beruhigen ihn. „Wir glauben, er hat eine wichtige Aufgabe für dich!“ Jetzt ist Josef sehr gespannt.

In den Räumen des Pharao wird Josef von den Dienern in Empfang genommen. Er bekommt neue Kleider und wird zum König gebracht. Der begrüßt ihn freundlich und sagt zu ihm: „Vom Mundschenk habe ich erfahren, dass du Träume deuten kannst. Ich erzähle dir jetzt den Traum, den ich gestern geträumt habe, und du wirst ihn mir richtig deuten – sonst ver-schwindest du wieder im Gefängnis, und zwar für immer!“ Wieder erschrickt Josef zuerst, aber dann hört er ganz aufmerksam auf die Worte des Pharao: „Ich träumte, ich sah sieben Getreideähren, die waren dick und voller Körner. Und dann sah ich sieben magere Ähren, die waren dünn und schmal, wie von der Hitze verbrannt, die hatten keine Körner. Und die fra-ßen die dicken Ähren auf. Keiner meiner Traumdeuter kann mir den Traum erklären. Jetzt bist du an der Reihe. Überlege dir gut, was du mir morgen dazu sagen wirst!“

Und dann ist Josef wieder entlassen und hat viel Zeit zum Nachdenken. „Lieber Gott“, betet er, „du hast mir die Gabe der Traumdeutung geschenkt. Ich hätte nie gedacht, dass sie so wichtig für mich wird. Hilf mir jetzt bitte, dass ich die richtige Erklärung finde!“ Und dann schließt Josef die Augen und lässt die Gedanken und Bilder durch den Kopf wandern. Er sieht Getreidefelder vor sich, gut gewachsene und auch von der Dürre verbrannte, und dann hat er auf einmal die Lösung des Rätsels. „Gott, ich danke dir“, betet er, „hilf mir bitte, jetzt das Richtige zu sagen und zu tun!“

Als er wieder vor den Pharao tritt, schlägt sein Herz vor Aufregung bis zum Hals. Aber dann kann er ganz ruhig den Traum erklären. „Großer Pharao, die sieben fetten Ähren sind sieben Jahre mit guten Ernten. Es wird im Reich Getreide im Überfluss geben. Aber dann werden sieben Hungerjahre kommen, und von dem Überfluss wird nichts mehr übrig sein“. Der Pha-rao nickt. „Das leuchtet mir ein. Und was schlägst du vor, was ich tun soll?“ Josef hat sich auch auf diese Frage gut vorbereitet. „Großer Pharao, lass viele Vorratshäuser errichten, in denen der Überfluss aufbewahrt wird. Dann steht auch in den folgenden schlechten Zeiten noch genug Nahrung für dein Volk zur Verfügung“. Der Pharao klatscht vor Begeisterung in die Hände und sagt: „Josef, ich ernenne dich hiermit zum königlichen Getreideverwalter, zu meinem Sonderernährungsminister. Auf deinen Befehl werden so viele Vorratshäuser ge-baut, wie wir brauchen. Sorge dafür, dass dein Plan Wirklichkeit wird. Du bekommst dazu alles, was du brauchst!“ Josef ist überrascht und sprachlos. Aber er könnte jubeln vor Glück. Er hat eine große Aufgabe, und er weiß, dass er es schaffen wird.

Ab sofort wohnt er im königlichen Palast und erteilt Befehle. Überall werden die Vorrats-häuser gebaut. Es gibt in den folgenden sieben Jahren tatsächlich gute Ernten, und die Ge-treidehäuser füllen sich. Und als dann die Hungersnot kommt, ist das Land gut darauf vorbe-reitet. Josef hat viel zu tun. Er reist durch das Land und prüft, ob seine Diener die Vorräte gut verwalten. Und wo er hinkommt, da bejubeln ihn die Leute und rufen: „Josef, wir danken dir! Du hast uns vor dem Hunger bewahrt!“ Und Josef freut sich und betet: „Danke Gott, dass alles so geworden ist. Danke, Gott, für die Fähigkeiten, die du mir geschenkt hast!“

Gesprächsanregungen:

- Bei Potiphar hat sich Josef so sehr bemüht und angestrengt, und dann war alles umsonst. Kannst du etwas von der
  Enttäuschung spüren, die Josef im Gefängnis erleb-te?
- Seine Fähigkeit zur Traumdeutung hat Josef gerettet. Jetzt konnte er richtig stolz auf sie sein. Jeder Mensch hat seine
  besonderen Fähigkeiten. Auf welche kannst du stolz sein?
- Josef war stolz auf sich und zugleich konnte er Gott danken. Erinnerst du dich, was er gebetet hat?
- Manchmal weiß man gar nicht, was man alles kann. Und dann wird es einem auf einmal klar. Hast du das auch schon erlebt?
 

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