2. Mose 20: Mose und die Gebote – Geschenkte Freiheit braucht Ordnungen und Regeln

Ziel:
- Die Bedeutung von Grundregeln für die Ordnungen des menschlichen Zusammenlebens wahrnehmen
- Gottes Autorität als Hilfe zum verantwortungsbewussten Gestalten der Gemeinschaft erfahren

Fördert:
- Nachdenken, wozu wir Regeln des Zusammenlebens in der Gemeinschaft brauchen
- Bewusstsein dafür, dass Zugehörigkeit zur Gemeinschaft zu Regeln drängt, die ein gutes Miteinander ordnen und erhalten
- Bedenken, ob und warum es unveränderbare Grundregeln geben muss
- Bereitschaft, für das Zusammenleben auch selbst Verantwortung zu übernehmen


Seit Wochen sind die Israeliten nun unterwegs, aber jeden Tag erzählen sie sich immer wieder von neuem von den aufregenden Ereignissen, die ihnen die Freiheit gebracht haben. „Weißt du noch“, so fängt immer einer an, „wie uns die ägyptischen Aufseher Tag für Tag in die Steinbrüche getrieben haben, ohne Pause, jeden Tag? - Weißt du noch, wie rücksichtslos sie mit uns umgegangen sind und es ihnen egal war, wenn einer unter der Last der schweren Steine zusammengebrochen ist? – Weißt du noch, wie sie uns immer wieder eine Belohnung versprochen, aber ihr Versprechen niemals gehalten haben? – Weißt du noch, wie sie uns alles weggenommen haben und wir überhaupt nichts für uns hatten? – Weißt du noch…?“ Sie hatten einander so viel zu erzählen! „Ja, schlimm war diese Zeit! Aber zum Glück ist jetzt alles anders! Jetzt sind wir frei! Niemand kann uns jetzt mehr befehlen, was wir zu tun haben! Niemand kann jetzt mehr von uns verlangen, uns abzuplagen. Wir sind jetzt freie Men-schen!“ Immer wieder rufen sie diese Worte einander zu und freuen sich dabei. Mose, der Anführer der Gruppe, hört das gerne. Denn oft sagen sie dazu auch: „Danke Mose, dass du uns in die Freiheit geführt hast!“ – „Dankt Gott“, antwortet Mose dann, „es war Gottes Tat, ich war nur sein Helfer!“ Aber es freut ihn doch immer wieder, dass die Leute so über ihn reden.

Aber seit gestern hat Mose Sorgen. Rebekka, die Mutter von mehreren Kindern, deren Mann in Ägypten ums Leben gekommen war, kam zu Mose: „Du musst mir helfen, Mose! Jemand hat einen meiner Wasserschläuche weggenommen. Ich brauche ihn aber dringend. Du weißt doch auch, dass Kinder in der Hitze schneller Durst bekommen als Erwachsene!“ Mose hatte dann gleich die Leute befragt, und der Dieb wurde gefunden. Aber das Gespräch mit ihm war für Mose schwierig. Zuerst leugnete Simon alles ab. Als dann der Wasserschlauch bei ihm ge-funden wurde, gab er es endlich zu. Aber gleich darauf wurde er zornig und rief: „Soll sich doch jeder selbst um seine Sachen kümmern! Schließlich habe ich doch auch Durst gehabt! Und du, Mose, spielst dich wohl als neuer Aufseher über uns alle auf! Wir brauchen keinen Aufseher mehr! Soll sich doch jeder selbst holen, was er braucht, und auf seine Sachen selbst aufpassen!“

Mose hatte dann den Rat der Ältesten einberufen und das mit ihnen besprochen. „Wir brau-chen Regeln“, sagte der alte Ruben nachdenklich, „gute Regeln für alle!“ – „Simon hat doch eine Regel vorgeschlagen“, meinte Daniel, „jeder soll sich holen, was er braucht!“ – „Das ist keine gute Regel“, antwortete darauf Ruben, „Was kann Rebekka dafür, dass eines ihrer Kinder den Wasserschlauch liegen gelassen hat?“ – „Mose, du musst uns helfen!“, sagten sie dann alle. Aber Mose antwortete: „Ich will nicht euer Aufseher sein. Davon haben wir in Ägypten genug gehabt!“ – „Aber Mose, du musst uns helfen, gute Regeln zu finden, du musst uns zeigen, wie das geht, denn auf dich hören die meisten von uns!“ redeten die anderen wei-ter auf Mose ein.

Am nächsten Tag geht Mose auf den Berg, um allein zu Gott zu beten und mit ihm zu sprechen. Dazu kann er niemand anderes brauchen. „Gott, du hast uns die Freiheit geschenkt“, betet er. „Jetzt sind wir wieder eine große Gemeinschaft. Aber die Freiheit allein hilft uns nicht. Wir brauchen auch Regeln, gute Regeln! Hilf uns, gute Regeln zu finden, die für alle gut und gerecht sind. Und ich will nicht der Aufseher meines Volkes sein. Zeige uns, dass du unser Anführer bist, damit wir auf dich hören!“ Lange betet Mose. Dann steht er wieder auf, macht sich auf den Weg. Und da sieht er etwas, das er vorher nicht gesehen hatte: Zwei Steintafeln liegen da. Neugierig kommt er näher. Er erkennt eine Schrift darauf, eine Schrift, die er lesen kann. Und er liest und murmelt bei sich: „Ja, das ist gut! Das ist sogar sehr gut! … Du sollst darauf achten, dass alle Menschen genug freie Zeit für sich und ihre Familien haben! Du sollst darauf achten, dass alle gut und sicher leben können. Du sollst dar-auf achten, dass die Schwachen von den Starken nicht benachteiligt werden. Du sollst dar-auf achten, dass Menschen die Wahrheit sagen, dass sie einander nicht betrügen und auch nicht bestehlen. Ja, das ist sehr gut!“ Mehrmals liest Mose diese Sätze, und dann betet er wieder zu Gott: „Guter Gott, das passt genau zu dem, was ich jetzt brauche. Ich weiß, du hast mir diese Steintafeln geschickt. Ich weiß jetzt, dass diese Regeln von dir kommen. Dafür danke ich dir!“

Mit diesen Tafeln kommt Mose zu den anderen zurück. „Hört mir alle zu“, ruft er. „Ich habe Regeln von Gott mitgebracht!“ Und er liest laut diese Regeln vor. „Meint jemand von euch, dass das Regeln von Aufsehern sind?“ – „Auf keinen Fall“, antworten die Leute, „das sind gute Regeln. Die helfen uns!“ Das muss auch Simon zugeben. „Diese Regeln von Gott können uns helfen, wenn wir uns selbst weitere Regeln machen“, sagt Mose weiter. Josef meint da-zu: „Ich habe schon eine Idee für solch eine Regel: Wenn einer einen Wasserschlauch fin-det, muss er sorgfältig fragen, wem er gehört. Denn wer ihn vergessen oder verloren hat, soll deswegen nicht an schlimmem Durst leiden müssen. Was meint ihr dazu?“ Die anderen nicken. „Ich habe auch einen Vorschlag, fügt Rahel an: „Wenn einer einen Knecht hat, darf er ihn nicht schlagen und muss ihm auch einen freien Tag in der Woche geben, damit er sich erholen kann!“ Auch da stimmen die anderen zu. „Und Lügen ist immer schlecht“ ruft die kleine Mirjam. Die anderen lachen. „Und Auslachen ist auch nicht gut“ fügt Mose an.

Zum Schluss sagt Daniel: „Das sind gute Gebote, gute Regeln von Gott! Damit können wir jetzt immer genau überlegen, was für unsere Gemeinschaft das Richtige ist. Und es sind wirklich keine Aufseher-Regeln!“ Nach dieser Versammlung kommt Simon zu Mose und ent-schuldigt sich: „Mose, das mit dem Aufseher, das habe ich nicht so gemeint! Aber ich weiß jetzt ganz genau, was schlechte Aufseher-Regeln und was gute Regeln von Gott sind! Kannst du mir verzeihen?“ – „Ja“, antwortet Mose, „denn Gottes Regel sagt ja, dass ich für andere das tun soll, was ihnen zu einem guten Leben hilft!“ – „Es sind wirklich gute Ratgeber-Regeln“ sagt Simon erleichtert, und dann lachen beide fröhlich.

Gesprächsanregungen:

- An welche dieser Ratgeber-Regeln von Gott kannst du dich noch erinnern?
- Welche von diesen Regeln findest du ganz besonders wichtig?
- Können wir diese Regeln von Gott auch heute noch gebrauchen?
- Überlege dir, bei welchen Gelegenheiten wir sie auch heute gut gebrauchen könnten!
- Es sind keine Aufseher-Regeln, hat Mose erklärt. Kannst du sagen, was der Unterschied zwischen Aufseher-Regeln und
  Ratgeber-Regeln ist?
- Fallen dir Regeln aus unserem Kindergarten ein, die gut zu den Regeln von Gott passen? Kannst du das auch erklären?
- Mose hat nur ganz wenige Regeln von Gott mit vom Berg gebracht. Wäre es besser ge-wesen, wenn es möglichst viele
  gewesen wären? Was meinst du dazu?
 

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