Jesu Taufe am Jordan (Mk.1,9-11; Mt.3,13-17)

Und es begab sich zu der Zeit, dass Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und ließ sich taufen von Johannes im Jordan. Und alsbald, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.

Vorbemerkung:

Die Taufe Jesu steht im Zusammenhang mit dem weihnachtlichen Feiern seiner Geburt. Im Markusevangelium ist es das Erste, das uns von Jesus berichtet wird. Diese Ge­schichte könnte also mit der Ausrichtung auf Jesu Wirken den weihnachtlichen Festkreis abschlie­ßen. Genauso gut kann sie aber auch einen Zyklus von Jesusgeschichten eröffnen. Sie eignet sich dazu, den Übergang vom bekannten "Christuskind" zum erwachsenen Mann herzustellen, der für die Kinder ja meist sehr überraschend kommt. Die Taufgeschichte Jesu kann also für den Beginn des Wirkens Jesu einen deutlichen Akzent setzen - sei es im Anschluss an das Weihnachtsfest oder wann immer ein Zusammenhang von Jesusgeschichten eröffnet werden soll.

 

Vom Kind in der Krippe zum erwachsenen Jesus

Mit der Taufe am Jordan tritt der Mensch Jesus als Verkünder des Evangeliums erstmals ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Er bekommt von Gott seinen Auf­trag, wird von ihm berufen. Dass er wirklich Gottes Bote ist, zeigt sich in seinem Wirken.


Zur Zeit der Evangelisten wurde noch kein Weihnachtsfest gefeiert. Die Geschichten von Jesu Wirken und von seiner Auferstehung standen im Vordergrund. Heute ist dies vielfach umgekehrt: das Christfest ist meist der Höhepunkt im Festkalender. Die Kinder kennen das Kind in der Krippe und nicht den erwachsenen Jesus. Aber beides gehört zusammen. Die Weihnachtsgeschichte braucht die Fortsetzung mit dem späte­ren Wirken Jesu, und die Geschichten von Jesu Wirken sollten den Zu­sammenhang herstellen mit dem Kind in Bethlehem. Die Taufe Jesu als Anfangsgeschichte des erwachsenen Jesus könnte die­sen Zusammenhang knüpfen. Sie kann zurückblicken auf das bishe­rige Leben des Zimmermanns­sohnes aus Nazareth und damit zugleich in Abgrenzung zum "göttlichen Kind" die Menschlichkeit dieses Lebens hervorheben.

Dazu könnte Folgendes erzählt bzw. auch anhand von Bildern und Zeichnungen vorgestellt werden (z.B. Dietrich Steinwede: Jesus von Nazareth. Ein Sachbilderbuch, Kaufmann Verlag Lahr).

 

Anhand von Bildern erzählen wir den Kindern von Jesu Kindheit

Jesus wohnt in Nazareth. Mit seinen Ge­schwistern spielt er in den Gassen, zwischen den Häu­sern. Sie klettern auf die Bäume, beson­ders gerne auf die Maulbeerbäume mit den wei­ten Ästen. Sie gehen mit der Mutter an den Brunnen zum Wasserholen, helfen im Haus bei der täglichen Arbeit.

Gerne ist Jesus bei seinem Vater in der Schreinerwerkstatt, packt mit an, wenn es etwas zu tragen gibt. Dabei erzählen sich die beiden viel. Josef er­zählt auch die Geschich­ten von Gott, von Abraham, Jakob, vom Weg des Volkes durch die Wüste, von König David und vom Warten auf den neuen König, der Frieden und Gerechtigkeit bringen wird – den Messias.

Am Sabbat geht Jesus mit in die Synagoge. Das ist das Gebets- und Versammlungshaus. Mit seiner Mutter und den Geschwistern sitzt er hinten auf der Empore und sieht zu. Immer wieder muss er den prächtigen sie­benarmigen Leuchter ansehen.
Männer holen große Schriftrollen aus einem Schrank und lesen dar­aus Geschichten von Gott vor, beten und singen. Er hört gerne diese Geschichten, besonders die, die ihm sein Vater schon erzählt hat.

Später kommt Jesus in die Schule. Die Kinder sitzen um den Leh­rer herum, der viel aus den Schriftrollen, der Bibel vorliest. Wichti­ge Sätze wiederholen sie gemeinsam immer wieder, damit sie sich gut einprägen. Besonders gerne spricht Jesus das Gebet: "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser".

Jesus lernt auch, wie sein Name in früherer Zeit ausgesprochen wurde und was er be­deutet: Jeschua, das heißt: Gott ist Rettung. Oft denkt er darüber nach.
Oft sieht er Menschen, denen es nicht so gut geht, die Hilfe brau­chen, an denen die ande­ren achtlos vorbeigehen, und er denkt: Ob Gott ihnen helfen kann? Ist Gott auch für sie ein Retter? Wie könnte das geschehen?

Erzählt werden kann an dieser Stelle auch die Geschichte vom 12jährigen Jesus im Tempel (Lukas 2,41ff.)

 

Mit der Taufe nimmt Jesus das Zeichen der Verbundenheit mit Gott auf seinen Weg mit:

In der biblischen Taufüberlieferung werden deutlich die menschlichen Züge an Jesus betont. Jo­hannes wehrt zuerst ab, Jesus zu taufen, aber Jesus besteht darauf.

Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan, dass er sich von ihm taufen ließe. Aber Jo­hannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er's geschehen. (Mt.3,13-15)

Die Taufe gehört zu seinem Weg des Menschseins. Er hat seinen Lebensweg zu gehen und ist darin von keinem anderen Menschen unterschieden. Auch die Herabsendung des Geistes Gottes verweist auf seine Menschlichkeit: er braucht Gottes Geist, um seinen Auftrag erfüllen zu können, er ist nicht von vornherein darüber erhaben. Darin unterscheidet er sich nicht von den anderen Menschen. Die Anrede "Du bist mein lieber Sohn!" ist nach bibelwissenschaftlicher Erkenntnis im Sinne einer "Ernennung" zu verstehen, d.h. im Sinne ei­ner Adoptionsformel, mit der Jesus gleichsam zum Sohn Gottes, d.h. zu Gottes Gesandtem und Beauftragtem auf Erden ernannt wird, diese Sohnschaft gewissermaßen als ein Amt übertragen bekommt.

In der Geschichte von der Taufe Jesu wagen wir es deshalb, entgegen sonstiger Regeln, uns in die Person Jesu hineinzuversetzen. Er ist Mensch wie wir, er spürt Freude und Last des Auftrags, den er vor sich hat; er hofft auf Gelingen, auf Menschen, die sich seiner Botschaft öffnen, die mit ihm bereit sind, Gott von einer ganz neuen Seite her kennenzulernen bzw. wiederzuerkennen. Er braucht die Gewissheit, dass Gott bei ihm ist, dass er dessen Mund und Hand sein kann. So lässt er sich selbst taufen.
In seiner Taufe erfährt Jesus für sich persönlich die Zusage von Gott, den Auftrag von ihm. Jesu Taufe wird so zum Zeichen dieser Zusage, die Jesu große Aufgabe von Anfang an begleitet.

Sie steht im weiteren Sinne für Anfänge im menschlichen Leben, die mit großen Herausforderungen verbunden sind.

So nimmt uns die folgende Erzählanregung hinein in Jesu Weg und seinen Auftrag.

 

Erzählanregung zu den Herausforderungen, die Jesus spürt, und auch zu Zweifeln am Gelingen:

Jesus ist inzwischen ein erwachsener Mann geworden. Er wohnt nicht mehr zuhause, sondern ist unterwegs. Er wandert von einem Ort zum andern....
Er sucht nach Men­schen, von denen er Neues erfahren kann. Er will mit ihnen bereden, was ihn so sehr beschäftigt....
So viel Not sieht er um sich her, kranke und ausgestoßene Menschen, um die sich niemand kümmert....
Immer wieder sieht er ihre traurigen Gesichter....
Er spürt ganz genau, dass auch sie zu Gott gehören. Auch wenn sie von den Mitmenschen viel Ablehnung erfahren müssen, mag sie Gott doch ge­nauso wie die andere ....

"Man muss doch irgendwas davon merken, dass sie auch Gottes Kinder sind", denkt er so oft. Und er redet darüber mit denen, die sich in der Bibel auskennen....
"Ja", sagen die, es wird einer kommen, der die Not wirklich sieht. Der wird die Botschaft von Gott weitersagen, so wie es kein anderer bisher getan hat."

Ja, Jesus sieht die Not. Er will von Gottes Liebe zu allen Menschen re­den und sie den Men­schen zeigen. Er weiß: Ich muss etwas tun. Ich muss den Menschen sagen, dass Gott sie alle lieb hat. Ich will es ihnen so deutlich zeigen, dass sie es glauben kön­nen.....
Er spürt ganz deut­lich, dass er eine große Aufgabe vor sich hat. Aber zugleich erschrickt er: "Ob ich das auch wirklich kann? Ich brauche doch dazu so viel Geduld, soviel Kraft, soviel Zeit, so viele gute Worte. Was kann ich nur tun, damit die Leute mir glau­ben und wieder froh wer­den?."....
Manchmal ist er ganz unruhig und aufgeregt. Er weiß genau, was zu tun ist, und zu­gleich hat er Angst, ob er es auch wirklich tun kann, ob es ihm gelingen wird....

Eines Tages kommt er zum Jordan. Er hört von Johannes dem Täufer. Er erfährt, dass Johan­nes am Ufer des Flusses zu den Menschen redet, die sich um ihn versammelt haben. Dieser Mensch interessiert ihn. Er setzt sich zu den Leuten auf die Anhöhe über dem Flussufer und hört dem eigenartig gekleideten Mann zu. Was der sagt, passt genau zu dem, was er schon die ganze Zeit denkt.

 

In den Evangelien wird die Gerichtspredigt des Johannes entfaltet. Sie soll aufrütteln, bekehren, die Menschen zu einem neuen, besseren Leben veranlassen. Bei der Taufe des Johannes steht das Eingeständnis der eigenen Verfehlungen und die Umkehr zu einem besseren Leben im Vorder­grund, dazu kommt der Ernst des drohenden Gerichts Gottes. Die christliche Taufe aber hat einen anderen Akzent: In ihr wird das neue Leben zugesprochen als ein Geschenk von Gott.
Im Sinne der Klarheit und Übersichtlichkeit für die Kinder wird hier auf eine Einführung in die unterschiedlichen Taufverständnisse verzichtet, d.h. auch die Johannestaufe wird bereits im Licht der Taufe auf den Namen Jesu Christi gesehen.

 

Erzählanregung zur Predigt des Johannes

"Seht ihr die Not vieler Menschen - sie spüren nichts von Gottes Liebe! Und ihr lauft einfach an ihnen vorbei! Das will Gott nicht so haben. Ändert euch, lernt sehen, gebraucht eure Augen, um die Not der anderen zu sehen; gebraucht eure Hände, um Gutes zu tun!"....
"Genau das ist es ja, was mir ständig durch den Kopf geht", denkt Jesus, "das ist doch genau das, was ich tun muss!"....
Später geht Jesus zu Johannes auf und spricht lange mit ihm.

Am nächsten Tag sitzt Jesus wieder da, sieht und hört Johannes zu. "Ich kann nichts anderes tun als euch ermahnen", sagt der. "Aber es wird einer kommen, der wird es uns wirklich zeigen, dass Gottes Liebe für alle Menschen gilt!" Jesus ist hellwach und hört genau hin, dass ihm ja kein Wort entgeht....
"Wenn ihr euch meinen Worten anschließen und Gottes Willen tun wollt", sagt Johannes, "dann lasst euch taufen!"

 

Erzählanregung zur Vorschau auf Jesu Weg: Bedrohliches und Ermutigendes

Aufmerksam sieht Jesus zu, wie Johannes in den Jordanfluss hineinsteigt, bis er bis zum Bauch im Wasser steht. Eine Person folgt ihm. Er sieht, wie sie im Wasser untertaucht, ganz und gar,  wie sie wieder zum Vorschein kommt und befreit aufatmet....

Da schießt es Jesus durch den Kopf: "Genauso wird es mir gehen! Wenn ich mich um die Not der Menschen kümmere, werde ich selbst in ihr versinken. Ich bin allein doch viel zu schwach! Es ist dann, wie wenn einem das Wasser über dem Kopf zusammenschlägt und man nicht mehr weiterweiß....
Viele werden mich nicht verstehen und meinen, ich sei ihr Feind. Sie werden mich verfolgen und mich sogar zum Schweigen bringen....

Aber Gott wird bei mir sein. Er wird mich stark und mutig machen - genauso wie Johannes diesen Men­schen da unten wieder aus dem Wasser her­ausgehoben hat. So wird es sein....
"Das will ich nicht nur se­hen, das muss ich auch an mir selbst spüren", sagt er leise vor sich hin und geht hinunter zum Fluss.

Johannes stutzt und sagt: "Du? Du siehst doch die Not und du weißt doch, dass Gottes Liebe für alle Menschen da ist, die Kleinen und die Großen! Du brauchst doch die Taufe nicht!"....
"Doch, sagt Jesus, "ich weiß, wie schwer mein Auftrag werden wird, und ich habe auch Angst davor!....
Ich will aber nicht davonlaufen. Ich will untergetaucht werden ins Wasser. Und ich will auftauchen und spüren, dass Gott zu mir steht und mir auch in den größten Schwierig­keiten hilft!...
.Ich weiß, jetzt beginnen meine Aufgaben. Jetzt beginnt das Neue in meinem Leben!" Das versteht Johannes.

 

Das Erfüllt-Werden mit Gottes Geist soll so erzählt werden, dass Jesus das Geschenk und den Auf­trag von Gott wahr- und annimmt, und nicht, was Gottes Geist innerlich in ihm verändert. Denn wie Gottes Geist in einem Menschen wirkt, kann nicht in psychologisierenden Beschreibungen eingefangen werden.

 

Erzählanregung zur Verleihung des Hl. Geistes:

Nachdem Jesus wieder aufgetaucht ist, wird es um ihn ganz hell...Es ist, wie wenn auf einmal die Sonne mit vielen Strahlen durch die Wolken hindurchbricht. Jesus sieht hinauf und sieht ins Licht.....
Und er meint eine Taube zu sehen, den Vogel, der doch Botschaften bringen kann. Es ist, wie wenn sie zu ihm herabfliegt. Und er hört in seinem inneren Ohr Worte, nur er ganz al­lein: "Du bist mein Bote, du bist mein lieber Sohn! Du wirst den Menschen meine Liebe brin­gen....
Und ich bin bei dir mit meiner Kraft und mit vielen guten Gedanken. Ich lasse dich nicht allein!"

 

Erzählanregung zum Deutungselement "Segen"

Und dann spürt er die Hand des Johannes auf seinem Kopf und hört die Worte:  "Gott seg­ne dich und behüte dich! Er gebe dir Kraft und sei dein Helfer!...
Auch in den schlimmsten Stunden ist er bei dir und lässt dich nicht im Stich!"

 

So wie sich im Unter- und Auftauchen Jesu Weg, sein Sterben und Auferstehen abbildet, so paßt es auch zu dieser Taufgeschichte, einen Blick auf Jesu Wirken zu richten. In ihm bestätigt sich das Geschehen der Taufe: Jesus begibt sich in die Not der Menschen hinein und richtet in ihrem Leben Zeichen der Hoffnung auf.

Damit wecken wir zugleich das Interesse der Kinder für das, was sie dann im einzelnen von die­sem Jesus erfahren werden.

 

Erzählanregung zur Vorschau auf Jesu Wirken

Jesus geht langsam wieder zu seinem Platz auf dem Hügel zurück. Er sieht die vielen Men­schen. Er sieht über sie hinweg in die Ferne und lässt das Bild vor seinen Augen verschwimmen. Ganz weit wird sein Blick. Er sieht wie in einem Film das, was bald geschehen wird. Menschen sind um ihn versammelt, sie hören ihm aufmerksam zu....
Er erzählt ihnen von Gott viele Ge­schichten, auch die von dem guten Vater und von dem liebevollen Hirten....
Er sieht Menschen vor sich, die krank und ganz einsam sind, gebeugt vor Traurigkeit. Er sieht, wie er ihnen die Hände auflegt. Er zeigt ihnen ganz persön­lich, dass Gott auch sie lieb hat, und sie werden wie­der fröhlich....
Er sieht Kinder vor sich, und er nimmt sie auf seinen Schoß und segnet sie....
Er sieht Frauen und Männer um sich, die mit ihm gehen, weil sie mehr erfahren wollen von diesem freundlichen Gott....
Er weiß, dass Gott ihn nicht allein lässt.

 

Gestaltungselemente

m  ein Bild von der Taufe Jesu betrachten

m  besprechen, was die Kinder schon bei einer Taufe erlebt und was sie in der Geschichte wieder­erkannt haben

m  klären, warum sich Menschen heute taufen lassen: weil Jesu Botschaft von Gottes Liebe auch für sie gelten soll; weil sie zu denen dazugehören möchten, denen Jesus von Gott erzählt hat

m  Kinder erzählen, was sie von Jesu Taten wissen

m  "Wasserbänder": blaue Bänder (Symbol für das Taufwasser) werden vorbereitet, auf dem Bo­den ausgelegt, an der Wand befestigt. Auf ihnen können dann nach und nach Bilder von Jesu Wirken angebracht und so die Beziehungen zwischen der Taufe und den Taten Jesu aufrechter­halten werden. 

 

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