Erzählvorschlag: Vom Bekommen und Weitergeben - Gleichnis vom Schalksknecht (Matthäus 18)

Heute möchte ich eine Geschichte erzählen von einem Mann, den ich Josephus nenne. Er ist ein wichtiger Mann in der Regierung, ein Minister. Dabei verdient er viel Geld, aber mit dem Geld hat er auch ein großes Problem. Er hatte sich einen teuren Palast gekauft, und das hat noch viel mehr gekostet, als er bezahlen konnte. Aber er wollte den Palast unbedingt behalten. Und weil er wusste, dass der König ihn und seine Arbeit sehr schätzte, fasste er sich ein Herz, ging zum König und bat ihn dar-um, ihm das Geld zu leihen, das ihm noch fehlte. Der König war einverstanden und Josephus versprach dem König, er ihm nach einem Jahr zurückzuzahlen. Bis dahin, dachte er sich, hatte er bestimmt wieder genug gespart. Das Jahr ist schnell vergangen.
Josephus weiß, dass der König ihn bald zu sich rufen wird, um das geliehene Geld zu zurückzuverlangen. Aber Josephus hat es nicht. Er hat nichts gespart. Jetzt steht er mit leeren Händen da. Das bereitet ihm große Sorgen. Vor der Begegnung mit dem König hat er Angst. Er weiß nicht, was er ihm sagen soll.

Jetzt ist der Tag gekommen, vor dem sich Josephus jeden Tag mehr gefürchtet hat. Ein Bote ist erschienen und fordert ihn auf, vor dem König zu erscheinen. „Was ma-che ich nur“, denkt Josephus verzweifelt, ihm fällt keine Ausrede ein. „Der König wird sicher sehr böse auf mich sein. Wird er mich bestrafen? Muss ich nun doch meinen schönen Palast verkaufen. Aber dann habe ich nichts mehr.“ Ängstlich betritt er das große Zimmer des Königs. „Ich habe dich kommen lassen, weil du mir noch einen großen Betrag schuldest“ sagt der König. „Für heute ist die Rückzahlung vereinbart. Hast du das Geld?“ Josephus wird bleich. Er stottert eine Entschuldigung, zeigt seine leeren Hände und wartet auf das Urteil des Königs. Aber der bleibt ganz ruhig. „Ich habe erfahren, dass du in Schwierigkeiten steckst“, sagt er weiter. „Ich schätze deine Arbeit sehr und ich möchte nicht, dass du in Angst vor mir lebst. Darum schenke ich dir das Geld, das du mir schuldest. Du musst mir nichts mehr zurückzahlen!“ Jo-sephus weiß nicht, ob er richtig gehört hat. „Du erlässt mir alle meine Schulden?“ stottert er verwundert. „Ja“, antwortet der König. „Jetzt kannst du dich wieder entspannt deine Arbeit zuwenden!“ Josephus fällt eine Last von seiner Seele. Als er den Königspalast verlässt, könnte er vor Freude singen und tanzen. Aber als Minister tut er das natürlich nicht.

Auf dem Heimweg trifft er einen Mann, den er gut kennt. Jetzt fällt ihm auch ein, dass er mit ihm etwas zu besprechen hat. „Gut, dass ich dich treffe“, sagt er zu ihm. „Schuldest du mir nicht noch etwas Geld?“ – „Mein Herr“, antwortet der Mann, ich war gerade auf dem Weg zu dir. Ich muss dir leider sagen, dass ich das Geld nicht habe! Ich verdiene nicht so viel, und ich muss doch für meine Familie sorgen. Deshalb konnte ich nichts sparen. Aber ich will mich bemühen. Gib mir bitte noch etwas Zeit!“

Gesprächsanregungen:

- Was meint ihr, hat der Minister diesem Mann geantwortet?
- Habt ihr die Erleichterung gespürt, als der König dem Minister seine Schulden er-lassen hat?
- Habt ihr das auch schon selbst erlebt, wie schön es ist, wenn man ganz erleichtert ist?
- Könnt ihr nachspielen, wie der Minister in den Königspalast hineingegangen und wie er wieder herausgekommen ist?
- Was würdet ihr dem Minister sagen, wenn er den Mann auf der Straße gezwungen hätte, ihm sofort die Schulden
    zurückzuzahlen?
 

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