Erzählvorschlag: Wasser des Lebens (Johannes 4,1-5)

Den ganzen Tag schon war Jesus mit seinen Jüngern unterwegs. Heiß war es und staubig auf den Wegen. Jetzt ist es Abend, die Hitze lässt nach, aber sie alle haben Hunger und Durst. „Bald sind wir in Sychar“, sagt Jesus. „Dort essen wir zu Abend und erholen uns von der langen Wanderung“. Schon erkennen sie die ersten Häuser des Orts. Ohne es richtig zu merken, gehen sie alle schneller, um möglichst bald am Ziel zu sein und endlich das zu tun, worauf sie sich schon seit Stunden freuen: näm-lich zu essen und zu trinken. „Geht ihr schon mal in die Stadt und kauft ein, was wir zum Abendessen brauchen“, sagt Jesus, „Brotfladen, Oliven und Feigen, und ich schau mich einmal bei dem Brunnen um“. – „O ja“, sagen die anderen, und dort ma-chen wir es uns dann gemütlich und trinken frisches, kühles, sauberes Brunnenwas-ser“. Jesus geht weiter und sucht den Brunnen. Ja, da ist er schon, auf einem Platz, umgeben von Bäumen, die Schatten spenden. Bald werden die Frauen kommen, ihre Tonkrüge füllen und das kostbare Wasser nach Hause tragen, das Wasser, das sie für das Abendessen ihrer Familien brauchen.

Eigentlich könnte Jesus ja gleich für sich Wasser schöpfen, um seinen Durst zu löschen. Aber er wartet. Und das hat seinen besonderen Grund. Die Stadt Sychar liegt im Ausland. Das Volk der Juden, zu dem Jesus und die Jünger gehören, und das der Samaritaner, zu dem auch die Stadt Sychar gehört, mögen sich nicht. Die gehen sich lieber aus dem Weg, reden nicht miteinander und zeigen, dass sie einander nicht leiden können. Aber Jesus will mit den Leuten hier reden. Er möchte auch ihnen sei-ne gute Botschaft von Gott bringen. Darum schöpft er nicht schnell für sich Wasser, sondern wartet. Und dann sieht er, wie jemand kommt. Es ist eine Frau mit ihrem Tonkrug. Sie kommt, lässt den Eimer an der Kette in den Brunnen hinuntergleiten, bis er voll Wasser ist, und zieht ihn wieder hoch. Sie schaut dabei unauffällig zu Jesus hin, sagt aber nichts. Jesus sieht, wie sie mit dem Eimer hantiert und so tut, als wäre Jesus gar nicht da.

Da geht Jesus zu ihr hin und spricht sie an: „Friede sei mir dir! Ich heiße Jesus und bin mit meinen Freunden hier. Die sind inzwischen beim Einkaufen. Ich habe eine Bitte: Würdest du mir bitte von dem Wasser etwas zum Trinken geben?“ Da schaut ihn die Frau erstaunt und verwundert an: „Du bist doch ein Jude! Und du redest mit mir und noch dazu so freundlich! Du musst ein ganz besonderer Mensch sein. Du tust etwas, was andere nicht tun! Natürlich gebe ich dir gerne etwas von dem Was-ser, es ist ja schließlich für alle da. Aber ich möchte doch wissen, wer du bist. Du bist Jude und ich eine Samaritanerin, und eigentlich müsstest du so tun, als ob ich gar nicht da wäre. Aber du sagst: Friede sei mit dir! Das verstehe ich nicht.“

Und Jesus antwortet ihr: „Ja, Friede sei mit dir und mit deinem ganzen Volk. Ich bin da, um dir etwas Wichtiges zu bringen“. Die Frau schaut ihn neugierig an und sagt: „Was hast du für mich?“ Und Jesus fährt fort: „Ich bringe dir Wasser des Lebens!“ Die Frau schaut ihn noch erstaunter an und antwortet: „Was ist denn das für ein Wasser, das Wasser des Lebens? Willst du das auch aus dem Brunnen schöpfen, so wie ich es gemacht habe? Aber das ist doch nur normales Brunnenwasser! Oder wo hast du dann dein Wasser des Lebens? Wenn du es aus dem Brunnen holen möchtest, dann fang nur gleich an zu schöpfen. Von diesem Wasser möchte ich gerne viel haben! – Oder ist es gar kein Brunnenwasser, sondern etwas anderes? Aber warum sagst du dann ‚Wasser des Lebens’?“

Jesus antwortet: „Was ich dir zu bringen habe, das sind meine Worte, es sind Worte von Gott. Sie sind so kostbar und so erfrischend wie dieses gute Wasser. Es ist Wasser für deine Seele!“ Darauf meint die Frau: „Ich glaube, so langsam verstehe ich, was du meinst! Fang bitte an und gib mir von deinem Wasser des Lebens. Ich will dir gerne zuhören!“ Und dann fängt Jesus an zu erzählen, Geschichten von Menschen, deren Leben neu geworden ist, von traurigen Menschen, die wieder fröhlich, von Kranken, die wieder gesund wurden.

Gesprächsimpulse

- Was hat Jesus mit dem Wasser des Lebens gemeint?
- Kann man das Wasser des Lebens mit den Ohren trinken?
- Was ist an diesem Wasser anders als an gewöhnlichem Trinkwasser?
- Können einen auch gute Worte erfrischen?
- Kennst du andere Geschichten von Jesus, die auch Wasser des Lebens sind?
- Die Frau hat nicht nur Brunnenwasser nach Hause getragen, sondern auch eine gute Erinnerung. Was meinst du, hat sie den
    anderen von dieser Begegnung mit Jesus erzählt?
 

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