Mit Jesus feiern: Das Gastmahl des Levi– Das Weinwunder zu Kana

Vorüberlegungen

Die Erzählung nimmt unterschiedliche Evangelien-Berichte auf. Dass Jesus in Kapernaum einen Stützpunkt hatte, ist erwiesen. Der zum Jünger gewordene Zöllner Levi lud zu einem Gastmahl ein (Lukas 5,27-32). Jünger Johannes des Täufers fragen bei Jesus nach, ob er der erwartete König sei, und Jesus antwortet mit dem Hinweis auf sein heilendes Wirken in Worten und Taten (Lukas 7,18-23). Das wird in dem erdachten Gespräch beim Fest zu einer anschaulichen Antwort. Das Weinwunder von Kana (Johannes 2, 1ff.) steht im Johannesevangelium als Auftakt des Wirkens Jesu und wird hier in der Anlage der Erzählung später angesiedelt. Die Wunderberichte in diesem Evangelium sind als Zeichen der göttlichen Macht Jesu überliefert. Während sie sonst mit den sogenannten Ich-bin-Worten gedeutet werden (Speisung der Fünftausend > Brot des Lebens, Johannes 6; Auferweckung des Lazarus > Auferstehung und das Leben, Johannes 11), bleibt die Auslegung des ‚Wein-Wunder-Zeichens‘ offen und lädt zu eigenen Deutungen ein – in der Erzählung zu einem munteren Gespräch, das dem erdachten Erzähler zum Schluss das ‚Heft aus der Hand‘ nimmt.

 

Erzählung

Wieder einmal sind Jesus und seine Jüngerschar in Kapernaum am See Genezareth und im Haus des Simon zu Gast. Angenehm ist es für sie alle, hier nach den Wochen unterwegs zu den Dörfern am See Rast zu machen. „Es sind erst wenige Wochen her, seit wir Jesus unten am See begegnet sind“, sagt Andreas zu seinem Bruder Simon, „und inzwischen haben wir schon so viel mit ihm erlebt“. Simon antwortet: „ Ich sehe noch deutlich vor mir, wie wir am frühen Morgen unsere Netze geflickt haben. Sie waren auch diesmal ziemlich leer geblieben – und wir enttäuscht“. Andreas spricht weiter: „Wir hatten uns Gedanken gemacht, wie es mit uns weitergehen könnte zu einer besseren Zukunft. Das Großartige, das wir mit Jesus erleben, ist für mich wie ein Netz, prall gefüllt mit wunderbaren, kostbaren Dingen. Jakobus hat zugehört und beteiligt sich an dem Gespräch: „Abends, vor dem Einschlafen lasse ich oft die Bilder an mir vorbei ziehen, wie die Kranken zu Jesus gekommen sind, wie er sie freundlich zu sich her gerufen, mit ihnen geredet, sie geheilt hat. Und dabei höre ich wieder seine Worte voller Kraft, dass das von allen ersehnte Gottesreich nun wirklich da ist – mit ihm als seinem dienenden König“.

So tauschen sie ihre Erinnerungen aus. Auch andere erzählen, wie sie in den Kreis der Jesusfreunde aufgenommen wurden. Levi sagt: „Und ich, der verhasste Zöllner und angebliche Römerfreund darf nun auch zu Jesus und zu euch allen dazugehören. Das muss gefeiert werden!“ „Eine gute Idee“, bestätigen die anderen. „Und deshalb“, fährt Levi fort, „habe ich eine Überraschung für euch. Ich habe dafür gesorgt, dass wir heute Abend ein Fest feiern werden. Ihr und alle, die Jesus viel verdanken, sind eingeladen zu kommen und mitzufeiern“.

Am Abend ist in dem festlich geschmückten Haus munteres Reden, Lachen und Musik zu hören. Viele sind gekommen, um mitzufeiern, auch um Jesus noch einmal für das zu danken, was er ihnen durch seine Begegnung mit ihnen geschenkt hat. Immer wieder gehen einige hinaus, um auch die kühlende Luft des Abends zu genießen. Da tauchen zwei Wanderer vor dem Haus auf und sagen: „Wir suchen Jesus von Nazareth. Man hat uns hierher geschickt. Wir sind Jünger von Johannes dem Täufer und haben Fragen an Jesus“. Der wird gerufen, begrüßt die beiden Besucher und lädt sie ein mitzufeiern. „Es ist für uns ungewöhnlich“, beginnt der eine das Gespräch, „dich hier auf einem rauschenden Fest zu finden. Wir haben gehört, dass du mit deinen Jüngern viel unterwegs bist, die Armut der Menschen in Not teilst und ihnen die Frohe Botschaft von Gott verkündigst. Johannes möchte gerne wissen, was inzwischen daraus geworden ist. Bist du wirklich der erwartete und von Gott gesandte König, oder gilt es weiter zu warten – nicht mit dem Feiern von Festen, sondern mit Fasten und Beten und Gehorsam gegenüber Gottes Geboten?“

Jesus hat aufmerksam nickend zugehört. Jetzt weist er mit einer Handbewegung auf die versammelte Gästeschar und sagt: „Das ist die Antwort. Sprecht mit denen, die wieder Freude an ihrem Leben gefunden, Zuversicht und Gottvertrauen gewonnen haben. Wir feiern, dass mit ihnen allen das Reich Gottes angefangen hat, mit mir als dem von Gott beauftragten Diener. Wir teilen die Not der Armen, aber wir feiern auch das Neue, diese Gottesherrschaft der befreienden Hoffnung. Feiert doch diesen Anbruch des Reiches Gottes mit uns mit!“ Die beiden Johannesjünger haben noch viele Fragen an Jesus, und die Drei ziehen sich für eine Weile in eine ruhige Ecke des Hauses zurück.

Unter den Feiernden ergreift ein Freund des ehemaligen Zöllners Levi das Wort. Er bedankt sich zuerst bei Levi für die Einladung und sagt dann: „Ich bin in den vergangenen Jahren viel in der Welt herumgekommen. Einmal wurde ich zu einem Fest eingeladen, das dem griechischen Gott des Weins, Dionysos, gewidmet war. Von ihm wird berichtet, dass auf einem Hochzeitsfest der Wein ausgegangen war. Dionysos wurde herbeigerufen. Er sollte das Fest retten. Er sollte zeigen, dass er wirklich der Gott des Weines war, der seine Anhänger nicht dürsten ließ. Er ließ Krüge mit Wasser herbeischaffen und verwandelte den Inhalt zum Erstaunen aller in köstlichen Wein“.

„Aber wir feiern heute ein Jesus-Fest“, fährt ein anderer fort. Wir feiern die Gotteskraft unseres Jesus, den Anfang seines Gottesreichs. Das ist für uns alle eine wie eine Hochzeit, mit der beglückendes Neues beginnt. Lasst mich die Geschichte, die wir gerade gehört haben, so erzählen: Zum Hochzeitsfest der anbrechenden Gottesherrschaft mitten unter uns und alle sind geladen. Aber der Wein ist rasch ausgetrunken.“ Jemand ruft dazwischen: „Das sind wohl die Zeiten, in denen früher Anführer die Gottesherrschaft verkündet und auch dafür gekämpft hatten, aber damit am Ende doch nichts erreicht wurde“.

Der Erzähler fährt fort: „Also, sie hatten keinen Wein mehr und fragten: ‚Wie soll es weitergehen?‘ Wasser gab es freilich genug“. Wieder unterbricht jemand mit einer Frage: "Denkst du dabei an das Wasser des Jordan und die Predigt Johannes des Täufers?“ Jemand anderes ergänzt: „Oder an die strengen Reinheits- und Sabbatgebote der Pharisäer?“ Da meldet sich eine Stimme aus dem Jüngerkreis zu Wort: „Wie wohltuend war es, als Jesus erklärte: ‚Nicht was wir in uns aufnehmen, macht und unrein, sondern die Worte sind es, die aus uns herauskommen und die Wahrheit verunreinigen“. Und gleich geht es so weiter: „Und dass Jesus mich am Sabbat geheilt hat und ihm meine neu gewonnene Lebensfreude wichtiger war als die strenge Beachtung der Arbeitsruhe am Sabbat“. Aus einer anderen Ecke kam es: „Und dass er uns nicht immer nur den strafenden Gott vor Augen gestellt hat, sondern die wunderbaren Gleichnis-Geschichten von Gott als dem gütigen Vater und behütendem Hirten. Ach, die sind wie ein wohlschmeckendes Getränk in mich hineingeflossen“.

Erneut versucht der Erzähler zu Wort zu kommen und ruft: Ich wollte euch doch weiter erzählen, dass Jesus zuerst gesagt hat: ‚Meine Stunde ist noch nicht gekommen, dann das Wasser in Krügen holen ließ und das Wasser….“ Aber da unterbrechen ihn die anderen schon wieder. Sie lachen und rufen: „Du brauchst gar nicht weiterzuerzählen. Wir haben schon verstanden, was durch Jesus aus dem Wasser geworden ist!“

 

Gesprächsanregungen

  • Jesus hat auf seinen Wegen Armut mit anderen geteilt und auch Feste gefeiert. Wie passt beides zusammen?
  • In der Geschichte hat sich Jesus einen „dienenden König“ genannt. Was hat er wohl damit gemeint?
  • Wie hätte der Erzähler wohl die Worte Jesu „meine Stunde ist noch nicht gekommen“ gedeutet, wenn er zu Wort gekommen wäre?
  • In einem Psalm heißt es: „Der Wein erfreue des Menschen Herz“ (Psalm 104,15). Wo findest du das in der Erzählung wieder?

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