Erzählung zum Gleichnis vom Gastmahl (Lukas 14,1ff.) - Enttäuschung über ausgebliebene Gäste

Ziele

  • Die Enttäuschung des Gastgebers über die Absagen der Gäste nachempfinden
  • wahrnehmen, wie der Gastgeber seine Enttäuschung zu einer neuen Idee und Aktivität wendet
     

Erzählanregung

Das große Fest rückt immer näher. Schon seit etlichen Tagen ist der Gastgeber mit seinen Knechten und Mägden bei der Vorbereitung. Da wird in der Küche mit der Zubereitung des Festessens begonnen; andere richten den größten Raum des Hauses festlich her, schmücken ihn mit Blumen und Girlanden. Die Liste der Gäste ist schon lange fertig. Der Gastgeber hat seine besten Freunde eingeladen und freut sich riesig auf ihr Erscheinen. An diesem Abend möchte er ihnen etwas ganz Besonderes bieten: die allerfeinsten Speisen und kostbare Getränke. Die Musik ist schon bestellt. Es soll ein runder, gelungener Abend werden, von dem die Gäste noch lange reden werden.

Am meisten freut sich unser Gastgeber darauf, dass er endlich einmal wieder die gute Gelegenheit haben wird, mit seinen Freunden zu plaudern. Sonst ist ja kaum Zeit dazu, denn jeder ist mit seinem Beruf voll beschäftigt. Es war schon schwer genug, diesen Abend zu vereinbaren.

Der Hausherr prüft noch alles sorgfältig, in Gedanken heißt er schon seine Gäste willkommen und freut sich an ihren staunenden Blicken. Dann geht es los: die Knechte werden auf den Weg geschickt, um jeden der Eingeladenen in seinem Haus abzuholen und hierher zu geleiten. Damit soll deutlich werden, wie wichtig die Gäste sind, wie sehr der Gastgeber sie ehrt, wie sehr er sich auf sie freut.

Nun steht er alleine in dem großen, festlichen Raum und wartet ungeduldig auf das Eintreffen der Gäste. Da hört er die ersten Schritte, geht zur Tür. Wer wird wohl der erste Gast sein? Der Knecht öffnet die Tür – aber er ist allein. „Was soll das?“ fragt der Hausherr verwundert, „warum hast du unseren Gast nicht mitgebracht? Konntest du denn nicht warten, bis er sich fertig gemacht hat?“ Der Knecht zuckt mit den Schultern und sagt mit gesenktem Kopf: „Er kommt nicht, er hat keine Zeit, er lässt sich entschuldigen!“ – „Ja, warum denn das?“ ruft der Hausherr, und die Enttäuschung ist in seiner Stimme gut zu hören. „Er hat einen Acker gekauft, den will er jetzt unbedingt ansehen“, berichtet der Knecht. „Ach, das ist doch bloß eine Ausrede“, meint der Hausherr, und der Knecht merkt, wie sehr diese Auskunft seinem Herrn weh tut. Dann rafft sich der Gastgeber auf und sagt: „Nun ja, es kommen ja auch noch die anderen. Nur die sind anscheinend meine echten Freunde!“

Da kommt schon der nächste Knecht, auch er ist allein. Wieder dieselben Fragen und Antworten. Und der Knecht berichtet: „Unser Gast hat sich auf dem Markt einige Ochsen gekauft. Die will er sich heute noch ansehen“. – „Aber warum denn?“ ruft der Hausherr, und es klingt schon ziemlich verzweifelt, das hätte doch noch Zeit bis morgen!“

Mit den beiden Knechten wartet er nun gespannt auf den dritten Boten. Die Freude auf das Fest ist ihm schon gründlich vergangen. Da kommt er auch schon, ebenfalls allein, und der Hausherr meint enttäuscht und bitter: „Jetzt möchte ich bloß noch wissen, welche Ausrede mein dritter Freund hat!“ Der Knecht berichtet: „Er hat geheiratet, darum kann er nicht kommen“. – „Ach, meint der Hausherr, „es wäre doch das einfachste von der Welt gewesen, seine Frau mitzubringen!“ Und gleich darauf murmelt er noch vor sich hin: „Wie kann man sich nur so in seinen Freunden täuschen. Das hätte ich nie gedacht“.

Dann packt ihn die Wut, und am liebsten würde er jetzt eigenhändig die Girlanden herunterreißen, die Blumen mit den Füßen zertreten und den kostbaren Wein auf den Boden schütten. Doch dann hält er inne und sagt mit fester Stimme: „So, und jetzt habe ich eine andere Idee!“ Gespannt horchen die Knechte auf. „Geht noch einmal hinaus und ladet die Menschen ein, die an den Hausecken sitzen und betteln, die Armen und die Kranken, die Blinden und die Lahmen. Die sollen heute Abend mit mir ein Fest haben, wie sie es noch nie erlebten. Ich will mit ihnen feiern!“ Jetzt kommt wieder Leben in seine Stimme und seine Augen funkeln: „Mein Haus soll voll werden mit fröhlichen Menschen. Ich will mit ihnen reden, lachen und mich freuen. Geht los, holt sie!“

Nun gehen die Knechte erneut los und kommen bald wieder zurück. Der Hausherr hört schon das Getrappel der Füße und die Stimmen. Sie kommen herein, begrüßen den Hausherrn voller Verwunderung und Ehrerbietung. Der Raum füllt sich. „Fühlt euch wohl bei mir“, ruft der Hausherr ihnen zu, „bedient euch und lasst es euch gut gehen!“ Zufrieden geht er von Grüppchen zu Grüppchen, freut sich mit seinen Gästen. Aufmerksam hört er zu, wie sie von ihrem Leben erzählen. Die Zeit vergeht wie im Nu.

Als dann spät in der Nacht auch noch die letzten Gäste verabschiedet sind, lässt sich der Hausherr erschöpft, aber glücklich auf eines der Sitzkissen fallen. Er freut sich über seine Idee, mit der er das Fest gerettet hat und sagt zu sich: „Man darf eben nie zu früh aufgeben! Ich hätte mir doch vorher nie gedacht, dass es so ein schönes Fest wird!“

 

Gesprächsimpulse

  • Kennst du das auch: zuerst freut man sich riesig – und dann ist auch die Enttäuschung riesengroß. Erzähle uns davon!
  • Am liebsten hätte der Gastgeber alles kaputtgemacht vor Wut.
  • Zeigt sich Enttäuschung auch auf andere Weise?
  • Der Gastgeber hat gegen seinen Enttäuschungsschmerz gekämpft und hat ihn mit einer neuen Idee besiegt. Was kann man alles tun, um seine Enttäuschung zu überwinden?
  • Kann man anderen dabei helfen, über Enttäuschungsschmerz hinwegzukommen?
  • Wie kann man das tun?
  • ‚Und dann wurde es ein wunderbares Fest mit vielen neuen Leuten‘. Hast du es auch schon erlebt, dass sich Enttäuschung zu etwas sehr Erfreulichem gewendet hat?

 

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