Vom Hinschauen und Handeln - Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukas 10) 

- Empathie
- Aufmerksamkeit
- Umgang mit Regeln
- Theologisieren: Wo helfen Regeln, wo haben sie ihre Grenzen?

Einmal wird Jesus von Menschen, die es sehr ernst mit ihrem Glauben meinen, um Rat gefragt: Was muss man tun, um ein wirklich guter Mensch zu sein und sich Got-tes Wohlwollen sicher sein zu können? Welche Regeln und Gebote gilt es da zu beachten? Jesus antwortet nur mit einer Regel, dem sog. „Doppelgebot der Liebe“: Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst“. Aber das führt zur nächsten Frage: Wie ist dieses Gebot umzusetzen, in welche geforderten Verhaltensweisen fächert es sich auf?

Jesus antwortet darauf mit der sehr bekannten Gleichnisgeschichte vom Mann aus Samaria: Der Weg zwischen Jerusalem und Jericho ist gefährlich. Jeder Reisende ist froh, wenn er diese gebirgig-felsige Wegstrecke hinter sich hat, denn auf ihr ist man Räubern ziemlich schutzlos ausgeliefert ist. Wieder einmal wurde ein Reisender überfallen. Ausgeraubt und blutend liegt er am Weg zwischen den Felsen.

Da kommen zwei Männer von Jerusalem her, ein Priester und ein Tempeldiener. Was werden sie tun? Die Opfervorschriften, denen sie unterliegen, schreiben ihnen vor, eine bestimmte Zeit vor und nach dem Opferdienst im Tempel Berührung mit Blut streng zu vermeiden. Darum zögern sie nur kurz und gehen dann schnell weiter, ohne zu helfen. Daraufhin kommt noch einer. Er ist als Ausländer zu erkennen, ein Samaritaner, aus dem ungeliebten Volksstamm in Samaria. Auch der hätte gute Gründe, vorbeizugehen. Zum einen gilt das Gebot der Nächstenliebe nur für Volks-genossen, zum anderen kann er wohl kaum mit Dankbarkeit oder gar Sympathie rechnen. Aber er bleibt stehen und kümmert sich hingebungsvoll um den Verletzten. Er säubert dessen Wunden, verbindet sie, gibt dem Überfallenen zu trinken, setzt ihn auf sein Lasttier, führt ihn zur nächsten Herberge, zahlt Vorschuss für Unterbringung und Pflege und macht sich wieder auf den Weg.

Welchen Verhaltensregeln ist er gefolgt? Keiner geschriebenen Regel, sondern allein der seiner Augen und seines Herzens, seines Gewissens. Macht es genauso, sagt Jesus seinen Gesprächspartnern, übt vor allem das Hinsehen, das lasst euch anrüh-ren von der Not anderer, und überlegt dann genau, welche Schritte hilfreich und auch zu bewältigen sind.

Zum Erzählen bieten sich hier unterschiedliche Perspektiven an:
Aus der Sicht des Überfallenen lässt sich dessen Not nachempfinden, die Hoffnung auf Hilfe angesichts der sich nahenden Priester und Tempeldiener, samt der Enttäuschung über deren Untätigkeit.
Aus der Sicht der beiden Volksgenossen lässt sich deren Umgang mit vorgeschriebenen Regeln nachvollziehen: sie dürfen sich nicht mit Blut verunreinigen. Aber ist das die richtige Entscheidung?
Aus der Sicht des ausländischen Helfers schließlich lässt sich wahrnehmen, wie sich sein Gewissen regt. Obwohl er ja als verhasster Ausländer Grund genug hätte, vorbeizugehen, lässt er sich von der Not des Überfallenen anrühren und hilft ihm.
 

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