2. Mose 32, 1-14: Das goldene Stierbild – Welche Bilder von Gott passen zu ihm? 

Ruben und Mirjam treffen sich abseits der Zelte. Ruben meint: „Mose ist jetzt schon einige Tage weg. Man sagt, der ist auf dem Berg und spricht dort mit Gott.“ – „Wie stellst du dir Gott vor?“ fragt Mirjam. „Groß und stark und stärker als Menschen sind!“ – „Stärker als Menschen sind die Tiere“ antwortet Mirjam, „z.B. die Stiere, die große Schlitten mit schwe-ren Sachen darauf hinter sich herziehen. Du willst dir doch wohl Gott nicht als ein Tier vor-stellen?“ - „Andere Stämme haben Stiere als Götter“, sagt Ruben, „und beten sie an.“ – „Wir dürfen das nicht machen, hat Mose gesagt“, meint Mirjam, „unser Gott ist unsichtbar“. Ruben meint: „Es ist schon ganz gut, wenn man etwas sieht von Gott, wenn man sich ihn vorstellen kann. Wenn ich zu Gott bete, stelle ich mir Gott wie einen Menschen vor.“ – „Ich auch“, sagt Mirjam. „Das ist ja wohl nicht verboten!“

„Schau mal, was da vorne los ist! Aaron spricht und die Leute hören ihm alle zu. Komm, wir wollen hören, was er sagt!“ – „Alle Menschen haben ein Recht darauf, sich Gott vorzustellen. Warum soll nur Mose ganz nahe bei Gott sein, dort oben auf dem Berg?“ – „So nahe, dass er gar nicht mehr zu uns zurückkommen mag“, ruft jemand dazwischen. Aaron spricht weiter: „Mir gefällt, dass wir gute Erfahrungen mit Gottes Stärke gemacht haben. Sie hat uns aus Ä-gypten geführt, uns von dem mächtigen Pharao befreit. Ich möchte mir immer Gottes Stärke vor Augen stellen. Deswegen denke ich auch“, er zögert etwas, „an das Bild eines Stieres“. Mirjam und Ruben schauen sich an: Darüber haben sie doch gerade auch gesprochen. Die Leute nicken. „Wenn ihr auch so denkt,“ fährt Aaron fort, „dann wollen wir das Bild eines Stiers machen, damit wir uns mit ihm Gottes Kraft möglichst gut vorstellen können.“ Die Leute nicken wieder. „Aus welchem Material soll es sein?“ fragt jemand. „Aus dem besten natürlich“, antwortet Aaron, aus Gold. Die Leute schauen sich unsicher an. „Eure Frauen ha-ben doch noch Goldschmuck versteckt!“ – „Aber das ist ihr Schutz für besondere Vorkomm-nisse und Not“ wendet jemand ein. „Wollt ihr ein Bild vom starken Gott oder wollt ihr es nicht?“ fragt Aaron streng. Die Leute nicken wieder. „Dann müsst ihr das Gold bringen, und wir machen daraus ein Stierbild!“

Mirjam wird auf einmal ganz unruhig. „Den Schmuck, den meine Mutter hat, den sollte ei-gentlich ich bekommen, wenn ich groß bin“ flüstert sie Ruben zu. „Das ist jetzt wohl vorbei“, meint der. Die Leute verschwinden in den Zelten, kommen mit Goldreifen und
-ketten wieder. Aaron befiehlt, was zu geschehen hat, und dann verschwindet er in dem Zelt, in dem nun die Goldschmiede am Wert sind.

Nach ein paar Tagen ist das Bild fertig. Aaron versammelt alle und ordnet an: „Das Bild muss gebührend gefeiert werden! Es soll uns immer daran erinnern, dass Gott an uns seine Stärke erwiesen hat.“ Er baut vor dem Stierbild einen Altar auf und betet zu Gott. Die Leute schauen andächtig auf das Bild, Lieder erklingen, die Leute kommen näher und umringen das Bild, rufen Gott an, immer heftiger. Die ersten küssen das Bild, fallen vor ihm zu Boden. Andere fangen an zu tanzen, um das Bild herum. „Du bist unser starker Gott“ singen sie.

Plötzlich ist es still. Alle schauen zum Berg hin. Dort steht Mose, mit zornrotem Gesicht. „Unser Gott ist kein Bild“ ruft er laut und deutlich. „Unser Gott zeigt uns seine Stärke in dem, was wir von ihm Gutes erleben! Unser Gott geht unsichtbar mit uns mit!“ Und er wendet sich an Aaron: „Wie konntest du das machen? Wie kommst du dazu, ein Götterbild zu formen?“ Voller Abscheu schaut Mose auf das Bild. Aaron versucht sich zu verteidigen: „Jeder Mensch braucht doch eine Vorstellung von Gott“, sagt er kleinlaut. „Du warst ja auf dem Berg, bei Gott, aber wir? Wir brauchen doch auch etwas Sichtbares als Zeichen dafür, dass Gott bei uns ist!“

Mose nickt. „Das soll das sichtbare Zeichen sein“, sagt er und hält die zwei Gebote-Tafeln aus Stein hoch. „Auf diesen Tafeln steht, wer Gott für uns ist!“ Und er fängt an zu lesen: „Ich bin euer Gott, der euch als Ägyptenland geführt hat. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst…. Diese Tafeln sollen uns an Gott erinnern!

Ruben und Mirjam sind ganz gebannt. Am Abend sprechen die beiden mit ihren Eltern dar-über. „Ich glaube, Mose hat schon Recht“, sagt der Vater. „Ein Bild von Gott wird schnell zu Gott selbst.“ – „Und die Tafeln, die kann man ganz bestimmt nicht mit Gott verwechseln“, ergänzt Mirjam. „Und mein Bild von Gott, das bleibt in meinem Kopf“, sagt Ruben. „Oder ich male es in den Sand!“ – „Wenn es zu keinem Götterbild wird, dann ist da keine Gefahr“ antwortet der Vater, und Ruben ist damit zufrieden.

Gesprächsanregungen:

- Kannst du verstehen, warum sich die Leute ein sichtbares Bild von Gott gewünscht haben?
- Zu dem Stierbild haben sie sich ja viele gute Gedanken gemacht. Erinnerst du dich?
- Warum wohl war Mose so zornig?
- Hättest du bessere Ideen für ein Bild von Gott gehabt? Warum findest du sie bes-ser?
- Findest du die beiden Gebote-Tafeln als Erinnerungszeichen an Gott ausreichend? 
  Welche anderen Erinnerungszeichen hättest du vorgeschlagen?
- Dass die anderen Völker in Standbildern sichtbare Götter hatten, könnte ja schon neidisch machen. Empfindest du die
  Unsichtbarkeit Gottes da als Vorteil oder als Nachteil?
- Auch in christlichen Kirchen gibt es Bilder von Gott: zwar nicht als Stier, aber als Mensch. Findest du das angemessen? Würdest
  du da etwas ändern?
- Gibt es Bilder von Gott, die besser zur Unsichtbarkeit Gottes passen?
 

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