Abraham und Sara (1. Mose 12,1-4)

 

Beim Aufbruch in Neuland sich von Gott begleitet wissen

Vorüberlegungen

Mit dem knappen Bericht in 1. Mose 12,1-4 beginnt der große Komplex der sog. Vätergeschichten. Wir tauchen in die Welt der Kleinviehnomaden mit ihren Schafherden ein. Immer wieder geht es hier um Aufbruch zu neuem Weideland samt den damit verbundenen Risiken. Gott zeigt sich in seinem Versprechen an den Anführer der Sippe, den richtigen Weg zu weisen und den Fortbestand der Sippe zu garantieren. Er gibt das Signal zum Aufbruch, mutet ihn den Menschen zu, aber er geht auch mit ihnen mit. Der Herausforderung, das Gewohnte zu verlassen, steht das Vertrauen auf Gottes Versprechen gegenüber. Das ist ein ganz elementares Bild für den Glauben: In den Auf- und Umbrüchen des Lebens stiftet Gottes Zusage Verlässlichkeit und zeigt sich als Wegweiser in das noch unbekannte Neuland.

In unserem biblischen Text hat Gottes Versprechen mehrere Dimensionen: Gott verspricht neue Heimat, das Wachstum der Sippe zu einem großen Volk und eine besondere Stellung samt der damit verbundenen Verantwortung im Zusammenhang der anderen Völker. In unserer Geschichte wird die Verheißung auf den ersten Aspekt der neuen Heimat begrenzt.

Was dieser Text über den Glauben vermittelt, trifft bei den Kindern auf eine grundsätzliche Herausforderung, die sich mit dem Leitthema „Urvertrauen gegen Urmisstrauen“ (Erikson) kennzeichnen lässt. In der Eroberung ihrer Welt betreten die Kinder immer wieder Neuland und müssen Vertrautes hinter sich lassen: die Geborgenheit des Kleinkinds, später den Kindergarten. Zugleich brauchen sie viel Vertrauen darauf, dass sie sich im Ungewohnten gut zurechtfinden werden. Biblischer Glaube bietet eine Vertrauensbeziehung zu Gott an, die weiter reicht als die Begleitung durch die Bezugspersonen. In Geschichten wie dieser kann Glaube als Vertrauen auf Gott für die Kinder anschaulich werden. Solches Vertrauen kann dann auch als Ermutigung, Hoffnungs- und Lebenskraft angesichts von bedrängenden Berichten und Begebenheiten wirken.

Lernziele

-         Einblick gewinnen in die Welt der Nomaden, die von Aufbrüchen bestimmt ist

-         die Zumutung, Verunsicherung und Herausforderung spüren, die solche Aufbrüche mit sich bringen

-         entdecken, dass die Beziehung zu Gott in solchen Situationen Vertrauen stiften kann

-         entdecken, dass Glaube an Gott Schwierigkeiten im Leben nicht beseitigt, sondern mithilft, sie zu bewältigen

 

Erzählanregung

1.      Szene: Am Abend vor dem Zelt

Das erste Bild soll die Zuhörenden in die Lebenswelt der Nomaden mit hinein nehmen. Abraham und Sara haben es zu Wohlstand gebracht, das ist das eine. Die Herausforderung zum Aufbruch ist das andere. Im biblischen Text ist der Grund für den Aufbruch nicht angegeben, aber vieles spricht dafür, dass es der bei den Nomaden typische Anlass ist: Mangel an Gras und Wasser, vielleicht sogar eine Hungersnot. Ebenfalls über den biblischen Text hinausgehend soll nachvollziehbar werden, wie die in den Blick kommende Nötigung zum Aufbruch verunsichert und erschreckt. Damit werden die Kinder zugleich neugierig auf das weitere Geschehen. Sie ahnen schon die Herausforderungen, die auf Abraham und Sara zukommen werden. Die Kinder sollen in der Erzählung auch Anregungen bekommen, sich in den Gestalten des Abraham und der Sara selbst wiederzufinden mit analogen eigenen Erfahrungen. Deshalb sind die Dialoge zwischen beiden so wichtig, in denen die Empfindungen der Beteiligten zum Ausdruck kommen.

 

Die Sonne ist gerade am Untergehen. Abraham und Sara sitzen vor ihrem Zelt, so wie sie es oft um diese Zeit tun. Sie hören das Blöken der Schafe und die Stimmen der Hirten, die sich noch um sie kümmern. „Das alles gehört uns, sagt Abraham bedäch­tig. „Hier in Haran sind unsere Herden groß geworden. Und wir sind mit unseren Her­den alt geworden. Hier sind wir zu Hause.“ – „Und hier möchte ich auch bleiben“, ergänzt Sara. „Hier fühle ich mich wohl. Wir kennen die Nachbarn und haben zu ihnen ein gutes Verhältnis. Wir haben Brunnen und Weiden für unsere Tiere. Es fehlt uns doch an nichts!“ Abraham meint: „Hoffentlich bleibt uns das auch recht lange erhalten! Du weißt ja, Sara, wir sind darauf angewiesen, dass das Gras ausreicht und Brunnen Wasser geben. Das kann sich auch ändern!“ – „Und dann, was ist dann?“ fragt Sara unsicher. „Dann müssen wir anderswo hinziehen“, antwortet Abraham. „Irgendwohin, wo die Aussichten auf Wasser und Weiden besser sind.“ – „Ach, reden wir nicht davon“, meint Sara, „noch geht es uns ja gut hier.“

Da kommt Elieser herübergelaufen, der Knecht. „Abraham, ich muss mit dir reden!“ sagt er. „Ist etwas passiert?“ fragt Abraham. „Ich weiß es nicht“, antwortet Elieser. „Als wir mit der Herde an der Wasserstelle waren, da war der Wasserspiegel ganz tief gesunken. Wir haben dann weiter nach Quellen gesucht, aber nichts gefunden.“ Sara schaut Elieser ganz er­schrocken an. „Ist es wirklich schon so weit?“ Abraham sagt lange nichts. Dann meint er: „Noch ist die Lage nicht dramatisch. Aber wenn es so weitergeht, dann müssen wir weg von hier.“ – „Ich will nicht“, ruft Sara, „wohin sollen wir denn ziehen? Wo ist denn besseres Weideland für unsere Herden? Weißt du das, Abraham?“ Wieder schweigt der lange und sagt dann: „Wir bleiben hier, solange es geht. Wohin wir dann ziehen können, das weiß ich auch nicht!“ Einige Tage vergehen. Aber von morgens bis abends geht Abraham und Sara und Elieser nur eins durch den Kopf: Müssen wir wirklich weg von hier? Und wohin sollen wir dann gehen? Hoffentlich können wir hier bleiben!

2.      Szene: Am Morgen nach Abrahams Begegnung mit Gott

Genauso gut könnte von Abrahams Gespräch mit Gott unmittelbar erzählt werden, etwa, dass Abraham in der Nacht aufwacht. Weil aber in diesem Erzählvorschlag das Gespräch zwischen Abraham und Sara der rote Faden sein soll, wurde darauf verzichtet, zugunsten eines Rückblicks des Abraham.
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eben der Perspektive, welche Gottes Verheißung anbietet, soll bewusst die Zumutung stehen, die die Weisung zum Aufbruch bedeutet. Sonst besteht die Gefahr, dass Glaube als Vertrauen zu Gott zu abgehoben vom Alltag und den Gefühlen der Menschen erscheint. Glaube will auch errungen sein durch Zweifel und Unsicherheit hindurch.
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ndem erzählt wird, dass Abraham in sich Gottes Stimme hört, wird der Weg frei zu einem angemessenen Verständnis des Hörens auf Gott. Das muss keine ungewöhnliche Gotteserscheinung sein, sondern kann auch geschehen, indem sich in einem innere Worte zur Gewissheit verdichten.

Eines Morgens sagt Abraham zu Sara: „Sara, es ist jetzt soweit!“ Fragend schaut Sara ihn an, und er fährt fort: „Wir brechen auf und ziehen weg!“ – „Aber“, stottert Sara, und sie hat Tränen in den Augen, „Wohin sollen wir denn gehen?“ – „Sei beruhigt“, sagt Abraham. „In der Nacht habe ich mir viele Gedanken gemacht. Es waren dann immer die gleichen Worte, die mir durch den Kopf gegangen sind.  Und ich weiß es, das waren Worte von Gott. Ganz deutlich habe ich seine Botschaft vernommen: ‚Zieh los, verlass deine Heimat. Und habe keine Angst, ich gehe mit euch mit und zeige euch den Weg. Ihr werdet neues und gutes Land finden und eine neue Heimat. Es wird ein Ort sein, an dem ihr euch wohl­fühlen werdet, du und Sara und Elieser und alle anderen, die zu euch gehören. Du, Sara, ich bin mir ganz sicher, dass es so sein wird! Ich weiß, dass uns Gott eine neue Heimat schenken wird!“ Sara fragt: „Bist du dir wirklich sicher? Du weißt, was für uns auf dem Spiel steht!“ Abraham nickt: „Zuerst habe ich mich auch gegen diese innere Stimme gewehrt. Ich wollte doch auch gerne hier bleiben. Aber dann habe ich gespürt, dass ich mich auf sie verlassen kann. Gott wird uns einen guten Weg führen!“ Langsam antwortet Sara: „Ich glaube, es muss sein, dass wir losziehen. Und ich glaube auch, dass es so sein wird, wie du es gesagt hast. Ich glaube, dass wir uns auf Gott und das, was du von ihm gehört hast, verlassen können.“

3.      Szene: Unterwegs

Mit dem Erzählen der äußeren Ereignisse verbindet sich das Nahebringen der inneren Stimmungen und Gefühle der Beteiligten. Beides gehört auch hier zusammen. Deutlich soll dabei zugleich werden, wie denn das Vertrauen auf Gott konkret einem Menschen zur Hilfe werden kann.
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er weite Weg wird nur kurz angedeutet, um dann am Ziel wieder mehr bei der Freude darüber zu verweilen, dass Gottes Versprechen in Erfüllung gegangen ist und die Sippe wirklich eine neue Heimat gefunden hat.
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eil für Kinder der soziale Aspekt so wichtig ist, werden dabei auch die neuen Nachbarn ins Spiel gebracht.

Dann geht alles ganz schnell. Abraham holt die Knechte zusammen, Sara die Mägde, und sie sagen ihnen, was sie zu tun haben. Es ist viel Arbeit, bis alles bereit ist zum Aufbruch. Bei der Arbeit muss Sara immer wieder an all das Schöne denken, was sie hier erlebt hat, und dabei seufzt sie. Aber dann denkt sie an das, was Abraham erzählt hat, und sie murmelt vor sich hin: „Gott wird uns eine neue Heimat schen­ken. Gott wird uns nicht im Stich lassen!“
Bald ist es soweit, sie brechen auf. Es ist eine lange Reise, durch Gegenden ohne Gras und Wasser, und oft sagt Sara zu Abraham: „Warum nur konnten wir nicht zu Hause bleiben!“ Und auch: „Bist du dir sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind?“ Aber nach vielen Tagen wird die Landschaft anders. Sie sehen wieder grünes Gras, schattige Bäume und Wasserquellen. Das sind gute Weiden für ihre Schafherde. „Hier bleiben wir!“ sagt Abraham. „Das wird unsere neue Heimat“. Es dauert eine Zeitlang, und bald haben sie auch zu den  Nachbarn guten Kontakt gewonnen. Abends sitzen sie mit ihnen oft beim Lager­feuer zusammen und erzählen einander Geschichten. Neue Geschichten hören sie, die sie bisher noch nicht kannten, und auch sie haben den anderen viel Neues zu er­zählen. „Gott sei Dank“ meint Sara zu Abraham, „dass es uns jetzt wieder so gut geht!“

Gesprächsanregungen

-         Gewohntes und Vertrautes verlassen zu müssen ist oft nicht schön. Es ist so viel, was man dabei loslassen muss.
     (Erzähle davon!)

-         Vielleicht hast du auch schon Vertrautes hinter dir lassen müssen. (Erzähle davon!)

-         Worte, die dir viel bedeuten, gehen dir immer wieder durch den Kopf. (Erzähle davon!)

-         Wie kann wohl Gottes Versprechen Menschen helfen, mit schwierigen Veränderungen zurechtzukommen?

-         Abraham und Sara haben die neue Heimat als Erfüllung von Gottes Versprechen erfahren. Sie hatten Grund, Gott für vieles zu danken.

 

Anregungen für die Freiarbeit

 

l Abraham und Sara haben nach dieser Nacht viel zu besprechen. Spielt dieses Gespräch!

l Abraham hört Worte, die ihm viel bedeuten. Du kannst diese Worte in Schmuckschrift schreiben!

l Gott sagt Abraham seine Begleitung zu. Suche aus der Kartei der Segenssprüche einen aus, der Abraham und Sara begleiten soll  und schreibe ihn in Schmuckschrift. Magst du ihn in deinem Schatzkästlein sammeln?

l Versucht möglichst viel über das Leben der Nomaden herauszufinden. (Lexika, Sachbücher zur Bibel, Erklärungen zur Bibel, Befragungen, Internet...) Informiert die Klasse darüber, z.B. mit einer Wandzeitung, einem Infoblatt, durch einen Vortrag.

l Du kennst den Psalm 23. Welche Sätze aus diesem Psalm möchtest du Abraham und Sara gerne auf ihren Weg mitgeben? Gestalte sie in Schmuckschrift!

 l Das Lied Nr. 311 im Gesangbuch erzählt von den Erfahrungen Abrahams und Saras. Habt ihr Lust, das Lied so vorzubereiten, dass eure Mitschüler gerne mitsingen? Ihr könnt das Lied mit Instrumenten begleiten, euch Bewegungen dazu ausdenken, einen Tanz entwickeln. Zum Begleiten eignen sich besonders die Töne ‚e‘ und ‚h‘.

l Gestaltet im Sandkasten oder mit Tüchern und Gegenständen die Landschaft, durch die Abraham und Sara ziehen, und die Landschaft, in die Gott sie führt.

l Du möchtest Abraham und Sara viele Dinge und gute Wünsche mitgeben. Hast du Lust, ein Reisesäckchen zu packen mit verschiedenen Dingen, die von deinen Wünschen für die beiden erzählen können?

l Malt auf lange Papierstreifen den Weg von Abraham und Sara mit ihren Begleitern und Tieren durch die Wüste. Malt, mit welchen Gefühlen sie aufbrechen.
Malt, wie die Strapazen der Reise durch die Wüste auf sie wirken!
Malt, wie sie in gutes Land kommen und wieder neuen Mut bekommen!
Malt, wie sie am Ziel sind, sich freuen und Gott loben!

l An den verschiedenen Stationen dieses langen Weges sucht oder spürt Abraham etwas von Gottes Begleitung.  
Schreibt seine Gebete dazu!

l Als Sara von  Gottes Versprechen an Abraham hört, hat sie gemischte Gefühle in sich. Du kannst die – nur mit Farben – in einem Stimmungsbild zum Ausdruck bringen.

l Als Sara von Gottes Versprechen an Abraham hört, kämpfen in ihrem Inneren zwei Meinungen miteinander. Spielt diesen Kampf der Meinungen! 

 

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