Aus der Vergangenheit sind zwei Grundmuster moralischer bzw. ethischer Bildung und Erziehung bekannt. Vertikale Ethik (von oben nach unten) ist Gehorsamsethik, weist den Inhabern von Autorität die Aufgabe zu, in ihrer Gesamtverantwortung Weisungen zu erteilen, denen die Untergebenen zu folgen haben. Im Gegensatz dazu ist horizontale Ethik (auf gleicher Augenhöhe) eine Aushandlungsethik, die von der anzustrebenden Beteiligung aller Mitglieder der Gemeinschaft ausgeht. Alle Beteiligten werden in ihrer Selbständigkeit und Fähigkeit zum Problemlösen ernstgenommen – in ihren individuellen Bedürfnissen, in ihrer Fähigkeit, sich in die Bedürfnisse anderer hineinzuversetzen und so einen gerechten Ausgleich finden zu können. In der Praxis kann es wohl nicht um nur eines dieser Grundmuster gehen. „Gute Autorität“ geht davon aus, welchen Autoritätsrahmen Kinder brauchen. Sie nimmt zugleich Fähigkeiten der Kinder zur ethischen Mitverantwortung auf und setzt in pädagogischer Verantwortung den Autoritätsrahmen so, dass die Kinder reichlich Gelegenheit haben, gerechte Vereinbarungen und Regeln auszuhandeln, in gegenseitiger Verständigung Konflikte zu lösen und so in der eigenen Verantwortlichkeit stark zu werden und zu wachsen.
(> Hoffnung leben S.44.)
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