Lazarus Spengler – Stadtschreiber in Nürnberg und Förderer der Reformation

Vorüberlegungen

Unter den Freien Reichsstädten, die sich der Reformation zuwandten, war Nürnberg sicherlich die bedeutendste. Sie stand im Rampenlicht besonderer Aufmerksamkeit, weil dort in der Hl. Geist-Kirche die Reichskleinodien aufbewahrt wurden und dies somit das sakralpolitische Zentrum des „Heligen Römischen Reichs Deutscher Nation“ war. Zudem tagte in Nürnberg seit 1521 das Reichsregiment als ständige Vertretung des Reichstags zwischen dessen Einberufungen.

Vorbereitet wurde die reformatorische Ausrichtung durch einen Kreis humanistisch gebildeter Bürger. Der wurde stark von Johannes von Staupitz geprägt. Er war Luthers Beichtvater im Erfurter Augustinerkloster und väterlicher Freund. Staupitz hatte dem Mönch Martin Luther in dessen verzweifelter Suche nach dem gnädigen Gott immer wieder den barmherzig zugewandten Gott nahezubringen versucht und damit dessen Wendung zur neuen Sicht des Glaubens mit angestoßen.

Als dann in Nürnberg Luther selbst mit seinen Schriften und persönlicher Begegnung in Erscheinung trat, konnte dieser Gesprächskreis gut dessen reformatorische Anstöße aufnehmen und zum Impulsgeber der Nürnberger Reformation werden.

Mit der Einführung des modernisierten Buchdrucks wurde Nürnberg zum deutschen Medienzentrum. Etwa 40% der Bevölkerung konnte lesen. So verbreiteten sich die neuen reformatorischen Impulse zunächst als Leseereignis. Ein weiterer Schritt war dann die Berufung reformatorisch gesinnter Prediger, unter denen sich Andreas Osiander zum Reformator Nürnbergs entwickelte.

Der breiten Aufnahme der reformatorischen Gedanken in der Bevölkerung stand ein zunächst eher zurückhaltender Stadtrat gegenüber, der den offenen Konflikt mit dem Kaiser hinsichtlich der von ihm durchgesetzten Verbote scheute. Erst als er sich 1524 zu einem Bekenntnis zur Reformation durchringen konnte, war der Weg frei zur konsequenten Umgestaltung des kirchlichen Lebens. Die brachte allerdings auch Zwänge und Gewaltmaßnahmen gegen Anhänger des alten Glaubens mit sich, vor allem in den Klöstern.

In all diesen Prozessen entwickelte sich der erste Stadtschreiber - also gewissermaßen der Chef der städtischen Regierungskanzlei - Lazarus Spengler als juristischer Fachmann zum Organisator der Reformation in Nürnberg, später auch in anderen Reichsstädten und ebenfalls im markgräflich-ansbach-brandenburgischen Umland. Als geistlicher Laie mit zugleich hoher theologischer Kompetenz und als Verfasser maßgeblicher Schriften mit großer Wirkung gehört er zu den herausragendsten Persönlichkeiten der Reformationsgeschichte.

Lazarus Spengler wurde 1479 (also vier Jahre vor Luther) als Sohn eines Nürnberger Stadtschreibers geboren. Er folgte seinem Vater in diesem Beruf nach und rückte dort bis in die höchste Position vor. Zu seinem Freundeskreis gehörten Stadträte wie Anton Tucher und Willibald Pirckheimer sowie auch Albrecht Dürer. Schon bald nach Luthers Thesenanschlag machte er die Reformation zu seiner eigenen Sache. Er verteidigte Luther in einer vielbeachteten Schutzrede und geriet deshalb selbst auf die päpstliche Bannbulle gegen Luther. In unzähligen Briefen und Gutachten trat er für reformatorische Anliegen ein, vertrat auch Nürnberg auf dem Reichstag in Worms 1521. Er organisierte den Städtetag der reformatorisch gesinnten Reichsstädte in Ulm 1524 und bahnte die wegweisende Unterscheidung zwischen politischer Kaisertreue und religiöser Selbstbestimmung der Städte an. Er drängte den Nürnberger Rat zur offiziellen Einführung der Reformation im Anschluss an ein großes Religionsgespräch 1525, brachte später auch mit Gutachten die Brandenburgisch-Nürnbergische Kirchenordnung auf den Weg. Er musste sich aber auch dem Vorwurf stellen, wichtige reformatorische Veränderungen über die Köpfe der Beteiligten hinweg vorangetrieben zu haben, nämlich in seinem Streben nach der alle verbindenden lutherischen Ausrichtung.

Der erste Erzählteil beleuchtet die Anfänge der reformatorischen Wende noch vor dem Thesenanschlag bis zur ersten Phase der Nürnberger Reformation als große Lesebewegung. Sie zeigt, wie Luther in Vielem an die theologische Orientierung seines Beichtvaters Johannes von Staupitz im Erfurter Kloster anknüpfte und stellt Lazarus Spengler als reformatorischen Mitstreiter von Anfang an vor. So wird anschaulich, wie die Impulse aus Wittenberg in Nürnberg ihren Widerhall fanden und reformatorisches Engagement in Gang setzten.

Der zweite Erzählabschnitt zeigt an zwei Beispielen, wie Spengler im Rahmen seiner beruflichen Aufgaben und auch seiner besonderen Fähigkeiten die Reformationsbewegung unterstützt. Zum einen als Stadtpolitiker, der dem Rat Vorschläge zu einem geordneten Übergang zur Reformation macht, zum anderen als theologischer Laie, der in beeindruckender Weise Luthers neue Sicht des Glaubens verteidigt. Beides lädt zu kritischen Nachfragen ein: Kann man die von den Reformatoren verkündete Freiheit des Glaubens mit Verordnungen unterstützen? Ist es überheblich, sich als Laie öffentlich auf theologische Auseinandersetzungen einzulassen?

Im dritten Erzählteil geht es um ein Dilemma, das damals alle Freien Reichsstädte betraf: Der Treue zum Kaiser als ihrem Schutzherrn steht der Wille zur Reformation und damit die Missachtung der vom Kaiser durchgesetzten Beschlüsse gegenüber. Die gefundene Lösung des Konflikts geht wesentlich auf Spenglers politische Klugheit zurück, mit der er sich weit über Nürnberg hinaus zum unverzichtbaren Berater entwickelt. Die Erzählung lädt zu einem Denkweg ein, auf dem das Ergebnis immer deutlicher zum Vorschein kommt.

Ein vierter, abschließender Erzählabschnitt bringt auch einen kritischen Blick auf Spenglers Wirken ein: Geht sein Traum von einer Stadt unter der Leitung des Evangeliums nicht an den realen Spannungen im Miteinander der Bürger vorbei? Auf solche Widersprüche hat vor allem Hans Sachs in seinen Schriften aufmerksam gemacht. In einer erdachten Gesprächsszene stellt sich Lazarus Spengler der Kritik des berühmten Handwerker-Dichters und lädt die Zuhörenden zum eigenen Weiterdenken ein.

 

Erzählung – Teil 1: Wie die Reformation in Nürnberg beginnt

An einem Herbsttag im Jahr 1516 steht vor dem Augustinerkloster in Nürnberg ein Grüppchen Männer beisammen. Gerade ist dort ein Gottesdienst zu Ende gegangen, in dem Johannes von Staupitz gepredigt hat. „Es war wieder eine so gute und eindringliche Predigt“, meint Anton Tucher, ein hoch angesehenes Mitglied im Rat der Stadt. „Er spricht so von Gott und von Jesus Christus, dass es eine frohe Botschaft für uns ist, durchdrungen von der Liebe zwischen Gott und uns Menschen“. „Ja“, nimmt Lazarus Spengler, der oberste Stadtschreiber den Faden auf, „nicht diese Angstmacherei, die wir so oft von unseren Priestern hören. Wie sehr habe ich ihre Worte im Ohr, mit denen sie uns klein machen und niederdrücken, um uns dann großmächtig die Vergebung der Sünden zu verkünden“. „Freilich gegen Geld oder gute Werke, die sie uns wie Waren berechnen“, wirft Willibald Pirckheimer ein, der auch Mitglied des Rats ist. „Wir wissen ja alle, dass wir keine fehlerfreie Menschen sind und Gottes Vergebung der Sünden brauchen.

Aber erinnert ihr euch, was Staupitz gesagt hat? Die Bitte um Vergebung muss von innen heraus, aus einem aufrichtigen Herzen kommen. Das darf nichts mit Bezahlung oder Aufrechnen zu tun haben“. Anton meint: „So hat ja auch Staupitz gesagt, dass echter Glaube unser Herz erfüllt, dass er in jedem von innen heraus zum Wirken kommt und dass er ein unbezahlbares Geschenk von Gott ist“. Lazarus meint noch: „Mit Drohungen und Druck regiert unser Bischof in Bamberg von außen her mit seinen Priestern in unsere Stadt und in uns selbst hinein. Aber so kann kein echtes Verständnis füreinander wachsen. Nur mit einem Glauben, der von innen her aus dem Herzen kommt, kann das Zusammenleben in unserer Stadt gedeihen“. Anton Tucher wirft ein: „Meint ihr, dass es dann keine Betrüger, Diebe und Lügner mehr in unserer Stadt gibt?“ „Ganz bestimmt nicht“, antwortet Lazarus, „aber wo der Gemeinsinn der Bürger stark ist, wenn er aus ihrem Herzen und Gewissen heraus wirkt - dann wird er immer stärker sein als das, was schief läuft, Ärger und Verdruss bereitet“. Die beiden andern nicken zustimmend. Einer meint noch: „Lasst uns weiter darüber reden, wenn wir wieder in der Runde der Staupitz-Freunde beieinander sitzen“.

Sie verabschieden sich voneinander, und Lazarus geht noch mit aufmerksamem Blick über den Hauptmarkt. Er erinnert sich, wie er vor vielen Jahren oft mit seinem Vater über den Markt gegangen ist. Damals war sein Vater Stadtschreiber. Er hatte nicht nur die Aufgabe, Wichtiges aufzuschreiben und dem Rat der Stadt, also der Stadtregierung vorzulegen. Er war auch eine wichtige Verbindung zwischen den Bürgern und dem Rat. Er überbrachte und erklärte die Verordnungen des Rats den Kaufleuten und Handwerkern und teilte seine Beobachtungen dem Rat mit. Er hatte also darauf zu achten, dass alles in der Stadt in guter Ordnung war. Jetzt ist Lazarus nach dem Tod seines Vaters an dessen Stelle getreten. Jetzt gilt seine Sorge dem guten Zusammenleben in der Stadt. Jetzt freut er sich, wenn die Bürger spüren, dass die Entscheidungen des Rats für alle einen guten Sinn haben.

In seinen Gedanken wird er von Willibald Pirckheimer unterbrochen, der plötzlich neben ihm steht, ihn begrüßt und zu Lazarus sagt: „Vorhin habe ich noch mit Staupitz gesprochen. Er hat ja die vielen Augustinerklöster im ganzen Land zu besuchen und dort nach dem Rechten zu sehen. Aber bei uns, das hat er betont, fühlt er sich besonders wohl. Bei uns spürt er ganz besonders, wie seine Gedanken über den Glauben auf fruchtbaren Boden fallen“. Lazarus meint: „Noch besser wäre es, wenn er als Leiter des Klosters ständig bei uns wäre“. Willibald lacht: „Das wünschten wir uns alle. In unserem Gespräch hat er aber vorsichtig angedeutet, dass wohl bald ein neuer Prediger im Kloster eingesetzt wird, der in seinem Sinne glaubt und redet“. Lazarus horcht neugierig auf und meint: „Das wäre wunderbar für uns, für unsere Gesprächsrunde und für die ganze Stadt“.

Einige Monate später ist der neue Priester da. Wenzeslaus Linck heißt er und kommt aus Wittenberg. Er hat seinen Ordensbrüdern, den Staupitz-Freunden und allen Nürnbergern viel Neues zu berichten. Er erzählt von seinem Freund und Ordensbruder Martin Luther. Er berichtet von dessen Entdeckungen in der Bibel und von ihren gemeinsamen Gesprächen darüber. So langsam beginnt der Staupitz-Kreis zu einem Luther-Kreis zu werden. Als am 31. Oktober 1517 Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablass veröffentlicht, sind sie auf schnellstem Wege auch bei seinem Freund Wenzeslaus in Nürnberg. Gleich werden sie da vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt und pausenlos arbeiten die Buchdrucker. Viele Tausend Blätter entstehen und der Text wird in der ganzen Stadt aufmerksam gelesen. Auch Lazarus freut sich über diese Sätze. Sie sprechen ihm aus der Seele. Noch eindringlicher als Staupitz betont der Mönch Martin, dass der Glaube eine froh machende Botschaft ist. Noch angriffslustiger schreibt er, dass dieser Glaube den Menschen von innen heraus erneuert und nichts mit dem zu tun hat, was man für Geld erwerben kann. Noch schärfer kritisiert er kirchliche Verkündigung, die Angst erzeugt und den Menschen zum bloßen Befehlsempfänger ihrer Lehre macht. Noch einleuchtender begründet er seine Kritik mit Worten der Bibel als dem obersten Maßstab unseres Glaubens.

Als Lazarus Spengler wieder einmal mit Wenzeslaus Linck zu einem Gespräch zusammentrifft, meint er: „Eigentlich könnte ich Euch um Eure Freundschaft mit Luther beneiden“. Da lächelt der Mönch und meint zurück: „Was noch nicht ist, kann ja bald werden“. Und auf den erstaunten Blick von Lazarus erklärt er: „Es war ja zu erwarten, dass Martin Luther wegen seiner Kritik an der Kirche angeklagt und ihm der Ausschluss aus ihr angedroht wird. Jetzt hat er noch Gelegenheit, in einem Gespräch mit dem päpstlichen Gesandten Cajetan in Augsburg seine Kritik zu widerrufen. Auf seinem Weg nach Augsburg wird er auch bei uns in Nürnberg Station machen und unsere Gesprächsgruppe wird ihn kennenlernen und viel mit ihm reden können“.

Und so geschieht es auch. Wenzeslaus Linck hat seine Luther-Freunde gut auf den Besuch eingestimmt. Sie wissen schon eine Menge über den Reformator und können so das, was er sagt, viel besser aufnehmen. Sie erleben ihn mit seiner ganzen Überzeugungskraft, mit seiner mitreißenden Sprache, mit seinem Mut und seiner Zuversicht. Jetzt sind die Freunde wirklich zu einer Luther-Runde geworden. Jetzt sind sie noch begieriger darauf, seine Schriften zu lesen. Zum Glück bekommt sein Freund Wenzeslaus alle neuen Luther-Schriften sofort zugeschickt. Rasch werden sie von den Nürnberger Buchdruckern in großer Zahl vervielfältigt und unter die Leute gebracht. Alle spüren, dass sich in ihrer Stadt nun bald Etliches ändern wird, dass dem Lesen der Worte auch Taten folgen müssen. Lazarus Spengler weiß, dass auch er einiges dazu beitragen kann. Als Luther von Gegnern in Druckschriften angegriffen und beleidigt wird, da verfasst er eine eigene Schrift zur Verteidigung des Reformators. So sehr hat er schon dessen Anstöße und Gedanken zu seinen eigenen gemacht.

 

Gesprächsanregungen

  • Mit der Gruppe der Staupitz-Freunde war Nürnberg auf die Reformation gut vorbereitet.
  • Versuche diesen Satz mit Gedanken aus den erzählten Gesprächen zu begründen.
  • Das Lesen von Luthers Schriften war das eine, die persönliche Begegnung mit ihm das andere. Was hat wohl die Begegnung noch mehr gebracht als das Lesen? Kennst du dazu auch Beispiele aus deiner eigenen Erfahrung?
  • In der Erzählung kommen mehrere Personen vor: Willibald Pirckheimer, Anton Tucher, Johannes von Staupitz, Lazarus Spengler, Wenzeslaus Linck und Martin Luther. Welche dieser Personen kannst du mit einem Satz kennzeichnen?

 

Erzählung – Teil 2: Lazarus Spengler verschafft den Predigern des Evangeliums mehr Aufmerksamkeit

So wie Lazarus Spengler als oberster Stadtschreiber wichtige Briefe verfasst, Mitteilungen des Rats den Bürgern vorstellt und erklärt, so tut er es jetzt auch mit den Schriften Martin Luthers. Er ist kein Theologe, kein Priester. Aber er wird zur Stimme des Reformators in der großen Reichsstadt Nürnberg. Als er nach einer Sitzung des Rats der Stadt zusammen mit Willibald Pirckheimer das Rathaus verlässt, meint er zu seinem Freund: „Unser Drucker Koberger arbeitet gut. Die Leute sind begierig darauf, alle neuen Schriften von Luther und auch anderen Reformatoren zu lesen. Aber wir sollten noch mehr für die neue Lehre tun. Erinnerst du dich, wie im letzten Jahr Martin Luther zu uns in unseren Kreis kam und wir von seinen Worten begeistert waren? Auch Prior Linck erreicht mit seinen Predigten viele Leute. Wir sollten in unserer großen Stadt mehr gute Prediger haben, die unseren Nürnbergern die Schätze der Bibel auftun“. Willibald stimmt zu, und bald beschließt der Rat, Prediger der Reformation an den großen Stadtkirchen St. Lorenz und St. Sebald und am Heilig-Kreuz-Stift anzustellen. Am Sonntagvormittag findet weiterhin zur gewohnten Zeit der Messgottesdienst in der üblichen Form statt, am Nachmittag sind fortan die Prediger dran. Lazarus beobachtet mit großer Freude, dass die Predigten von vielen gerne gehört werden und auch hinterher etliche Gespräche um die Botschaften der Prediger kreisen.

Aber nach einiger Zeit missfällt ihm doch manches. Häufig bleiben Besucher nur eine Weile, verlassen die Kirche bald und Lazarus erkennt sie in den Gaststätten der Innenstadt wieder, wo sie lieber mit Bier und Wein ihre Freizeit verbringen. Das stört ihn gewaltig, und so setzt er sich hin und schreibt einen Antrag an den Rat: Er möge doch die Gottesdienstzeiten tauschen - am Sonntagmorgen der Gottesdienst mit ausgiebiger Predigt, weil da die Aufmerksamkeit noch frischer ist und auch die Weinstuben noch geschlossen sind. Im Rat gehen die Meinungen hin und her. Die einen folgen gerne dem Antrag Spenglers, die neue Sicht des Glaubens kräftig voranzubringen - auch mit solchen Verordnungen. Aber andere wiegen bedenklich die Köpfe: „Der Gottesdienst ist das Herzstück unseres gemeinsamen Glaubens in der Stadt. Da sollten wir mit Veränderungen ganz besonders vorsichtig sein“. Ein anderer meint: „Auf den von Martin Luther gezeigten neuen Weg des Glaubens führen uns nicht Verordnungen, sondern leitet allein die persönliche Einsicht, und die braucht ihre Zeit“. Ein Dritter wirft ein: „Unser Recht, selbst Prediger zu berufen, haben wir mühsam dem Bischof abgetrotzt. Wir sollten ihn nicht unnötig verärgern!“

Lazarus geht nach der Ratssitzung unzufrieden nach Hause. Er will doch alles dafür tun, dass die Reformation in seiner Stadt gut vorankommt. Er setzt sich an seinen Schreibtisch und grübelt vor sich hin: „Vielleicht stimmt es doch, dass man die Reformation nicht mit Verordnungen erzwingen kann. Sie muss in den Herzen der Menschen heranwachsen. Das haben wir ja bei Staupitz gelernt. Und dann kommt ihm eine andere Idee. Er beginnt das aufzuschreiben, was ihm an den neuen Einsichten Luthers zum Glauben so wichtig ist, was ihn daran begeistert, beflügelt, was ihm zu Herzen geht. Doch dann zögert er und murmelt: „Darf ich mich so in die Aufgaben unserer Theologen von Wenzeslaus Linck bis zu den Predigern einmischen? Ich habe doch nicht Theologie studiert. Ich habe als Stadtschreiber für Ordnung in der Stadt zu sorgen und nicht Predigten zu halten“. Er schiebt das angefangene Blatt beiseite, stützt die Hände in den Kopf. Aber dann zieht er es doch wieder her, nimmt die Schreibfeder und murmelt: „Aber meine Aufgabe ist es, zwischen unserer Stadtregierung im Rat und den Bürgern zu vermitteln. Ich habe den Leuten zu erklären, was für das Miteinander in unserer Stadt wichtig ist. Und dazu gehört auch das Neue über unseren Glauben. Glauben und Leben gehören schließlich zusammen. Ich kenne unsere Stadt, ihren Rat und die Bürger durch mein Amt wie kaum ein anderer. Für sie will ich aufschreiben, wie unsere Stadt mit der Reformation neu aufblühen kann“. Und so schreibt er weiter bis tief in die Nacht. Er erinnert sich an viele Gespräche, in denen Bürger der Stadt ihre Zweifel an Luthers Lehre geäußert haben und schreibt mit kühlem Kopf und brennendem Herzen gegen sie an. Er ahnt noch nicht, dass diese Schrift unzählige Male gedruckt und von unglaublich Vielen gerne gelesen wird. Ihm wird noch nicht bewusst, dass er damit in der Rolle des Stadtschreibers zu einem Reformator seiner Stadt wird und dass seiner Werbeschrift für die von Luther angefangene Reformation noch viele weitere Schriften folgen werden.

Gesprächsanregungen

  • Zu Spenglers Anregung, die Gottesdienstzeiten zu tauschen, gab es im Rat unterschiedliche Meinungen. An welche kannst du dich erinnern? Welche Meinung hättest du im Rat vertreten?
  • Lazarus Spengler hatte Bedenken, sich als Nicht-Theologe zu Luthers Wirken öffentlich-schriftlich zu äußern. Mit welchen Vorwürfen hat er wohl gerechnet? Was waren wohl seine Widerstände?
  • Was hat ihn wohl dazu gebracht, trotzdem die Verteidigungsschrift für Luther zu verfassen?
  • Seine Schrift hat eine erstaunlich große Leserschaft gefunden. Was könnten wohl die Gründe dafür gewesen sein?

 

Erzählung – Teil 3: Lazarus Spengler gibt dem Umgang des Rats mit dem Kaiser eine neue Ausrichtung

Ein paar Jahre später geht Lazarus wieder einmal wie so oft mit aufmerksamem Blick durch seine Stadt. Je näher er zum Hauptmarkt kommt, desto geschäftiger wird das Treiben. Von überall her drängen Sprachfetzen an sein Ohr. Aber es geht in ihnen nicht nur um die alltäglichen Dinge, um das Einkaufen, die Familien und Nachbarschaft. Die Leute reden auch über die neue Sicht des Glaubens. „Habt ihr auch gelesen, wie Luther so treffend die Missbräuche in der Kirche kritisiert? ..... Seit uns die Prediger immer wieder zu den Worten der Bibel hinführen, lese ich auch selbst in der Bibel …… Ich versteh ja gar nicht, wie man heutzutage überhaupt noch Mönch oder Nonne sein kann. Damit macht man sich doch bloß noch lächerlich! … Mir geht das alles viel zu schnell mit dem neuen Glauben. Ob das nicht bloß eine Sache ist, die auch bald wieder verpufft? … Ich bin so dankbar, dass ich vor Gott keine Angst mehr haben muss. … Ich lese gerne auch von anderen Reformatoren wie dem Ulrich Zwingli in Zürich. …. Für mich hat der Bischof in Bamberg nichts mehr zu sagen … Aber wir brauchen doch die eine Kirche, die Gemeinschaft der Glaubenden! … Gut, dass wir unseren Stadtschreiber haben, der sich so sehr für die Reformation einsetzt. ….“ Lazarus freut sich über diese Gespräche. Er weiß damit: Jetzt ist die Reformation in der Nürnberger Bürgerschaft wirklich angekommen.

Im Unterschied zu früher sieht Lazarus auch viel mehr Personen, die er an ihrer vornehmen Kleidung als Abgesandte der deutschen Fürsten erkennt. Da zeigt sich eine Sorgenfalte in seinem Gesicht. Er muss an den Reichstag in Worms im Herbst 1521 denken, auf dem er als Sprecher der Freien Reichsstadt Nürnberg dabei war. Er hatte miterlebt, wie Martin Luther seine Botschaft mutig vor dem Kaiser und den Abgesandten der deutschen Fürsten verteidigt hat. Er hatte Luther noch besser kennenlernen und noch vertrauter als bei seinem Besuch in Nürnberg mit ihm reden können. Dann wurde die päpstliche Bannschrift verlesen, auf der neben Luther auch sein Name stand. Das hat ihn noch mehr mit dem Wittenberger verbunden.

Ein Gruß reißt ihn aus seinen Gedanken. Er ist vom Ratsmitglied und Freund Anton Tucher. Der sagt: „Seit in unserer Stadt das Reichsregiment tagt, sind wir sozusagen die deutsche Regierungshauptstadt geworden. Wir sind die dem Kaiser am engsten verbundene Reichsstadt. Alle Welt schaut auf uns, wie wir es mit der Reformation und mit dem Auftrag des Kaisers halten, die Reformation zu verbieten. Da werden wir noch einiges zu beraten haben“.

Am nächsten Abend trifft sich eine Gesprächsrunde in den Herrenstuben am Hauptmarkt. Es sind Mitglieder aus dem Rat der Stadt, Vertreter der Handwerkerzünfte, Kaufleute und auch die Prediger. Sie beraten, wie es wohl am besten mit der Reformation weitergehen kann und soll. „Wir sind in einer schwierigen Situation“, beginnt Spengler. „Auf der einen Seite ist der Kaiser unser Schutzherr. In unserer Stadt sind die Reichskleinodien aufbewahrt, also die kostbare Kaiserkrone und das Schwert, der goldene Reichsapfel und weitere Dinge. Es sind die Zeichen dafür, dass der Kaiser im Auftrag Gottes das Volk regiert. Das verpflichtet uns zur uneingeschränkten Treue dem Kaiser gegenüber. Die Leute der Reichsregierung beobachten uns genau, ob und wie wir das tun. Auf der anderen Seite ist die Reformation, sind die neuen Gedanken Luthers und seiner Freunde in unserer Bürgerschaft mit großer Zustimmung aufgenommen worden. Die Leute sind begeistert davon und wollen immer mehr hören. Sie drängen darauf, dass unser Rat laut und deutlich Nürnberg zu einer evangelischen Stadt erklärt und die entsprechenden Verordnungen erlässt. Unsere Prediger haben viel zu diesem mehrheitlichen Willen in unserer Bevölkerung beigetragen“. Andreas Osiander, der Prediger von St. Lorenz meint: „Das ergibt sich zwingend aus unseren Predigten zur frohen Botschaft der Bibel. Wir Prediger fordern entschieden, dass alles, was diesem Evangelium nicht entspricht, abgeschafft wird“.

Willibald Pirckheimer entgegnet: „Erstens sind noch lange nicht alle unsere Bürger der Stadt zu Lutheranhängern geworden und sollten auch nicht dazu gezwungen werden. Und zweitens wäre das ein offener Bruch unserer Treue zum Kaiser“. Ein Vertreter der Kaufmannsgilde meint: „Wir sind doch bisher ganz gut damit gefahren, dass der Rat immer einen Mittelweg gesucht hat. Der Beschluss vom Wormser Reichstag gegen Luther wurde bei uns erst viel später bekannt gemacht. Als das Verbot der reformatorischen Predigt kam, hat der Rat dann den Predigern eine Weile Schreibverbot erteilt - aber das selbst gar nicht ernst genommen. Der Vertreter des Kaisers, Erzherzog Ferdinand, hat sich darüber beschwert, aber das war es dann auch. Kann man denn so nicht weitermachen?“ „Nein“, antwortet Lazarus Spengler, „denn jetzt liegt dem Rat ein Antrag des päpstlichen Gesandten vor, unsere Prediger gefangen zu nehmen oder gleich aus der Stadt zu vertreiben. Jetzt gibt es nur noch ein Ja oder Nein. Das hat der Rat zu entscheiden“.

Bald darauf sitzt Lazarus wieder in seiner Schreibstube und arbeitet ein Schreiben aus, das er dem Rat vorlegen wird. Es ist eine Antwort auf die Forderung des päpstlichen Gesandten. Immer wieder murmelt er Sätze vor sich hin, wiegt den Kopf unentschlossen hin und her, nimmt die Schreibfeder zur Hand, taucht sie in die Tinte ein und schreibt ein paar Sätze. Und dazu murmelt er: „Das Zusammenleben in unserer Stadt kann nur gelingen, wenn alle einen Glauben haben, der den Leuten dazu hilft, gut miteinander auszukommen. Das ist bei uns der Glaube, der in der biblischen Botschaft begründet ist, so wie sie unsere Prediger verkündigen. Darum können wir auf diese Botschaft nicht verzichten“. Dann sagt er laut zu sich: „Auch der Wille des Kaisers muss es sein, dass in unserer Stadt Frieden herrscht und das Miteinander gut gelingt“. Das schreibt er auf. Dann stützt er den Kopf in die Hand und sagt noch: „Der Wille zum guten Miteinander verbindet uns mit dem Kaiser. Das verpflichtet uns gegenseitig. Es ist auch Gottes Wille“. Auch das schreibt er auf das Blatt.

Bei der nächsten Sitzung schaut er gespannt auf die Mienen der Stadträte, nachdem er seinen Text vorgelesen hat. Er ist erleichtert, als sie ihm zustimmen. Anton Tucher meint: „Wir halten dem Kaiser als dem Schutzherrn unserer Stadt die Treue und halten an dem fest, was gut für unser Miteinander ist. Würden wir unseren Predigern das Reden verbieten, würden wir nur Unfrieden in unserer Stadt säen. Das kann nicht der Wille des Kaisers sein. Ja, das ist eine gute Antwort auf den Antrag des päpstlichen Gesandten“. Ein anderer meint: „Wenn ich es recht verstehe, heißt das also: Der Kaiser handelt im göttlichen Auftrag, wenn er das friedliche Zusammenleben in unserer Stadt fördert und schützt. Dazu gehört aber nicht, dass er uns vorschreibt, welche christliche Lehre die Grundlage für dieses gute Miteinander zu sein hat. Das bleibt unsere eigene Entscheidung als Rat der Stadt“. Die anderen nicken zustimmend.

Ein weiteres Ratsmitglied meldet sich und sagt: „Daraus ergibt sich also, dass wir als Stadtregierung klar und deutlich sagen, was die Glaubensgrundlage für unser gutes Miteinander ist, und dass wir diese Grundlage mit Leben füllen“. Wieder nicken die anderen zustimmend. „Lasst uns weiter bedenken“, meint ein anderer noch, „dass das ja nicht nur für unsere Stadt gilt, sondern auch für die anderen Freien Reichsstädte, die sich der Reformation zuwenden“. Er zählt einige auf: „Ulm, Memmingen, Lindau, Straßburg, Konstanz, um nur die wichtigsten zu nennen. Es wäre doch sehr sinnvoll, wenn nicht nur wir Nürnberger den Brief an den Kaiser unterschreiben, sondern die anderen auch“. Und da schaut er den Stadtschreiber Lazarus an und auch die anderen blicken auf ihn. Der hat gut verstanden, was damit gemeint ist.

In den nächsten Tagen und Wochen ist Lazarus viel mit seinem neuen Auftrag beschäftigt. Er schreibt Briefe an die Räte der anderen Reichsstädte und bittet um Zustimmung zu seinen Gedanken und Anregungen. Die Briefe gehen hin und her. Die einen wünschen sich da noch deutlichere Worte, die anderen an einer anderen Stelle. Aber schließlich sind sich alle einig, dass sie sich bald zu einer Konferenz in Ulm treffen wollen, um dort dem Antrag an den Kaiser noch den letzten Schliff zu geben. Lazarus arbeitet unermüdlich daran, diese Konferenz gut vorzubereiten, damit der gemeinsamen Zustimmung nichts mehr im Wege steht. Er ist erleichtert, als alles gut klappt. Ganz besonders freut er sich, als ein anderer Stadtschreiber zu ihm sagt: „Lazarus Spengler, Ihr habt unserer Bindung an den Kaiser eine ganz neue Bedeutung gegeben: Treue zum Kaiser und Treue zum eigenen Glauben sind nun deutlich voneinander getrennt. Das ist ein großer und hilfreicher Schritt zum Gelingen der Reformation in unseren Städten. Ich denke, wir werden noch öfter Euren guten Rat, Eure klugen Gedanken und scharf geschliffenen Sätze brauchen“.

Gesprächsanregungen

  • Lazarus Spengler hat in der kniffligen Frage zum Umgang mit dem Kaiser und seinen Verordnungen eine gute Lösung gefunden. Wie könntest du mit deinen eigenen Worten das Problem und seine Lösung vorstellen?
  • Versetze dich in die Lage des Kaisers: Zu welchen der Sätze hätte er wohl zugestimmt? Welchen hätte er wohl widersprochen?
  • Kennst du Situationen, in denen es besser ist, einen eher vorsichtigen, aber auch unklaren Mittelweg zu suchen - und solche, in denen es wichtig ist, deutlich den eigenen Standpunkt zu vertreten?

 

Erzählung – Teil 4: Lazarus Spengler im Gespräch mit Hans Sachs

Wieder zurück in Nürnberg trifft Lazarus eines Tages auf seinem Weg durch die Altstadt den weit über die Stadt hinaus bekannten Schuhmachermeister und Dichter Hans Sachs. Freundlich begrüßen sich die beiden und Lazarus sagt zu ihm: „Wie Ihr, lieber Meister Sachs, in Euren Gedichten Martin Luther als die Nachtigall von Wittenberg besingt, und dass die Worte des Reformators wie der liebliche Gesang dieses Vogels klingen, das ist so treffend und so wunderbar“. Hans Sachs antwortet: „Und ich freue mich sehr darüber, wie Ihr den Rat unserer Stadt und auch andere Städte dazu gebracht habt, offen für die Reformation einzutreten. Beide wollen wir, dass die Stimme des Evangeliums die Menschen erreicht und sie aus der Angst vor Gottes Strafen befreit. Trotzdem sind wir in Manchem auch verschiedener Meinung, und darüber möchte ich gerne mit Euch reden“.

Lazarus willigt ein, und so sitzen die beiden bald in der Wohnstube neben der Werkstatt des Schuhmachers beisammen. „Verehrter Herr Stadtschreiber“, beginnt Hans Sachs, „Ihr legt großen Wert darauf, dass alle unsere Bürger, Männer und Frauen gemeinsam den neuen Weg des Glaubens gehen“. Lazarus nickt: „Ja, mein Ziel ist es, dass wir uns alle von der Botschaft des Evangeliums leiten lassen und sie so unser Miteinander regiert“. „Aber“, wirft der Schuhmacher ein, „von dieser Gemeinsamkeit sind wir trotz der freien Predigt des Glaubens und trotz der neuen Gottesdienste noch weit entfernt“. Lazarus schaut ihn fragend an, und Hans Sachs fährt fort: „Unsere Stadt ist tief gespalten. Da sind auf der einen Seite die reichen Kaufleute. Sie drücken die Preise der Waren, die sie uns Handwerkern abkaufen, verkaufen sie teuer weiter und füllen mit dem Gewinn ihre Taschen. Aber die Handwerker haben kaum genug zum Leben und die Reichen werden so immer reicher. Entspricht das dem Evangelium? Ihr wollt doch die Worte der Reformation in die Tat umsetzen. Hier warten noch große Taten auf uns. Die biblische Botschaft der Nächstenliebe muss hier erst noch zur Tat werden. Achtet doch bitte im Rat auch auf die Stimmen der einfachen Handwerker und die Nöte, mit denen sie zu kämpfen haben. Im Rat haben sie keine Stimme. Gebt Ihr sie ihnen im Namen des Evangeliums, der geschwisterlichen Liebe. Das gilt übrigens auch für die Bauern rings um unsere Stadt, die von dem Geld, das sie für ihre Arbeit bekommen, kaum leben können!“

Lazarus hört aufmerksam zu und meint nachdenklich: „Ihr öffnet mir die Augen für etwas, das ganz gewiss auch zur Botschaft des neuen Glaubens dazugehört“. Er seufzt: „Wenn ich an diese Ungerechtigkeiten denke, dann ist es noch ein weiter Weg, bis das Evangelium wirklich unsere Stadt regiert. Dann gibt es dazu ja noch eine Menge zu tun“. Aber Hans Sachs ist mit seiner Kritik noch nicht zu Ende. „Das Evangelium soll uns doch im Glauben frei machen. Aber was ist, wenn Menschen in unserer Stadt zum neuen Glauben gezwungen werden, wenn Klöster geschlossen und Mönche und Nonnen aus ihnen vertrieben werden? Haben sie denn nicht das Recht, auf ihr Gewissen zu hören, ihm zu folgen und auch ihrem alten Glauben treu zu bleiben?“ Lazarus wendet ein: „Aber brauchen wir denn nicht einen gemeinsamen Glauben in unserer Stadt, der uns alle miteinander verbindet und so stark macht gegen den Zwang und Druck des Kaisers und der Bischöfe. Die wollen uns doch zum alten Glauben zurücktreiben und die Reformation beenden!“ Hans Sachs antwortet: „Die Stärke des Glaubens muss doch im Inneren der Menschen wachsen. Und das braucht Zeit, auch wenn es mühsam und vielleicht sogar gefährlich für uns alle ist“.

Nachdenklich sitzen die beiden noch eine Weile zusammen. Dann verabschieden sie sich in versöhnlichem Ton und Lazarus sagt noch: „Wenn ich an das denke, was Ihr gesagt habt, dann frage ich mich, ob es uns wohl jemals gelingen kann, wirklich im Sinne des Evangeliums zusammen zu leben“

Gesprächsanregungen

  • Hans Sachs hat Lazarus Spengler auf Trennendes in der Bürgerschaft aufmerksam gemacht. Wie wichtig erscheint es dir, solche Spaltungen zu überwinden?
  • Gehört es deiner Meinung nach zum Auftrag der Christen, die Gegensätze zwischen arm und reich im Miteinander zu überwinden? Suche nach Gründen für deine Meinung.
  • Lazarus Spengler war die Einheit im Glauben wichtig, Hans Sachs eher die Gewissensfreiheit jedes einzelnen. Was spricht für das eine, was für das andere?
  • Wo wäre es deiner Meinung nach heutzutage wichtig, sich zu gemeinsamen Überzeugungen zusammen zu finden - und wo, das Recht auf die eigene Meinung zu verteidigen?

Literaturhinweise

Berndt Hamm: Bürgertum und Glaube. Konturen der städtischen Reformation. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1996.
Claus-Jürgen Roepke: Die Protestanten in Bayern. Süddeutscher Verlag, München 1972.
Deutschlands Auge und Ohr. Nürnberg als Medienzentrum der Reformationszeit. Schriftenreihe der Museen der Stadt Nürnberg, Bd.8, 2015.

 

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