Erzählvorschlag: Wie Jesus als Kind gelebt hat

Als der kleine Jesus am Morgen aufwacht, ist die Mutter in dem großen Wohnraum schon bei der Arbeit. Sie richtet in der Küchenecke die Feuerstelle her für das Brotbacken, füllt Ziegenmilch in einen Becher für das Frühstück der Kinder. Der Vater hämmert im Nebenraum Holzbalken zurecht, die er für die Reparatur eines Hauses in der Nachbarschaft braucht.
Jesus rollt seine Schlafmatte zusammen, auf der die Nacht über gelegen hat, geht zu seinen Geschwistern, die gleich neben ihm liegen und weckt sie.

Draußen vor der Tür auf dem kleinen Hof ist der Brunnen, in dem das Regenwasser gesammelt wird. An einer langen Schnur lässt Jesus einen Eimer aus Leder hinunter, lässt ihn ins Wasser hinein sinken und zieht ihn wieder gefüllt nach oben. Mit diesem Wasser wäscht er sich und hilft auch beim Waschen seiner jüngeren Geschwister.

Nach dem Frühstück geht er mit den Geschwistern in die Schule. Das ist die Syn-agoge. Dort finden am wöchentlichen Feiertag, dem Sabbat (das ist der Samstag) die Gottesdienste statt, aber an den anderen Tagen der Woche ist dort auch Schulunter-richt. Alle sitzen am Boden, der Lehrer (er heißt Rabbi) und auch die Kinder.

Der Rabbi holt eine Schriftrolle aus einem kostbar geschnitzten Schrank, breitet sie vorsichtig aus und liest aus ihr vor. Es sind Worte, die wir heutzutage auch in der Bibel lesen können. Er rollt sie dann wieder zusammen und legt sie wieder in den Schrank zurück. Gemeinsam wiederholen alle diese Worte solange, bis die Kinder sie auswendig aufsagen können. So geht das jeden Tag, immer wieder mit anderen Sätzen aus der Heiligen Schrift.


Tipp: Mit zwei Holzstäbchen und einem aufgewickelten Papierstreifen lässt sich solch eine Schriftrolle nachbauen.

Als die Kinder nach Hause kommen, hat die Mutter das Mittagessen schon vorberei-tet: es gibt flache, gebackene Brotfladen, von denen man Stück um Stück abbricht, dazu ein paar Oliven und dann auch noch etwas Obst, Weintrauben oder auch Feigen, die im Garten hinter dem Haus wachsen. Das Wasser hat die Mutter von der Quelle mitten im Dorf geholt. Sie hat es in einen großen Tonkrug eingefüllt und den auf dem Kopf nach Hause getragen. Alle sitzen beim Essen auf dem Boden, die Esssachen stehen auf einem ganz niedrigen Tischchen.

Nach dem Mittagessen hilft Jesus seinem Vater. Sie laden die zurecht geschnittenen Bretter auf den Esel und machen sich auf den Weg. Der Vater ist Zimmermann und wird zum Reparieren von Häusern geholt. Die sehen wie riesige Würfel aus und haben alle flache Dächer. Auf einer Treppe an der Seite eines Hauses steigen sie hoch auf das Dach, und der Vater bessert eine Stelle aus, wo der Boden nicht mehr fest genug ist. „So, jetzt können die Leute abends wieder auf ihrem Dach sitzen, wenn es in dem großen Zimmer noch zu heiß ist“, meint der Vater.

Am nächsten Tag geht Jesus mit seinem Vater Josef in die Stadt. Da gibt es noch viel, viel größere Häuser, mit vielen Zimmern und prächtigen Türen und Fenstern. Jesus staunt. „Dort wohnen die reichen Leute“, meint der Vater, „nur die können sich solch vornehme Häuser leisten“.
Auf dem Markt der Stadt gibt es auch noch ganz andere Sachen zu kaufen, als Jesus es von zu Hause kennt: Kleider aus Seide, kostbare Gewürze wie Myrrhe und Balsam. Die riechen ganz wunderbar. Auch Teppiche gibt es da. Von zuhause kennt Jesus nur den fest gestampften Lehmfußboden. „Wo kommen denn all diese Sachen her?“ fragt Jesus.

Da sehen sie, wie sich gerade eine Kamelkarawane dem Stadttor nähert. „Die kommt aus Ägypten“, meint der Vater, „und bringt von dort all die kostbaren und teueren Sa-chen mit, die dann hier verkauft werden“.

„Warum gibt es eigentlich arme und reiche Leute?“ fragt Jesus nach einer Weile. „Warum wohnen die einen mit der ganzen Familie in nur einem Raum, und die ande-ren in schön geschmückten Häusern mit vielen Zimmern?“ Der Vater zuckt die Schultern. „So ist es wohl immer auf der Welt“, meint er nachdenklich.


Gesprächsanregungen

- Als Jesus gelebt hat, war so vieles anders als heute. Was ist euch beim Erzählen aufgefallen?
- Kamen in der Geschichte auch Sachen vor, die es auch bei uns heute noch gibt?
- Worüber bist du froh, dass es heute anders ist?
- Was würdest du auch gerne mal erleben oder gar ausprobieren?

Tipp: Wir backen ein Fladenbrot! Dazu folgendes Rezept:
Wir brauchen zwei Tassen Mehl, einen TL Salz, 50 ml Öl, eine halbe Tasse lauwar-mes Wasser
Alle Zutaten werden zu einem festen Teig verarbeitet und kräftig geknetet. Mit ihm lassen sich zehn kleine Kugeln formen und zu dünnen Fladen ausdrücken. In einer sehr heißen Pfanne werden sie von beiden Seiten gebacken, bis sie braunfleckig werden. Sie sollten sofort gegessen werden, evtl. zusammen mit Feigen und Oliven. Dazu wird Wasser getrunken.

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