Erzählvorschlag: Vom Suchen und Finden - Gleichnis vom verlorenen Groschen (Lukas 15)

Judith kommt gerade vom Markt zurück. Sie ist zufrieden, denn sie hat alles von ih-ren Waren verkaufen können. Schon in aller Frühe war sie mit den Früchten, die sie geerntet hatte, losgezogen – zusammen mit ihrem Esel und dem Karren, auf dem die Oliven und Feigen waren. Jetzt ist der Karren leer, aber in ihrer Geldtasche liegen etliche Münzen. Die meisten sind zwar nur Kupferpfennige, die nicht viel wert sind. Aber heute sind auch ein paar Silberdenare dabei, mit denen die Frau des reichen Jojachin bezahlt hatte. „Die will ich mir jetzt gleich noch einmal genauer anschauen“, murmelt Judith vor sich hin. „So etwas Wertvolles bekommt man ja schließlich nicht jeden Tag". Immerhin hat sie dafür eine Menge von ihren guten Sachen und auch etliche Münzen als Wechselgeld hergegeben. Während sie ihre Geldtasche auf dem Tischchen ausleert, überlegt sich Judith schon, für was sie die Silberdenare gut brauchen könnte. Vielleicht für das bunte Tuch, das ihr beim Tuchhändler so gut ge-fallen hat? Oder doch lieber für einen neuen Vorrat an Brennholz, das sie jeden Tag zum Kochen braucht?

Da purzeln schon die Münzen auf den Tisch, auch die Silberdenare. Einer von ihnen blitzt kurz im Licht auf, rollt dann mit Schwung über die Tischkante – und ist verschwunden. „Na, so was!“ denkt sich Judith und macht sich auf die Suche. Sie schaut auf dem Boden nach, bis in die Ecken des Zimmers. Aber nirgends glänzt ihr das Silber entgegen. „Das gibt es doch nicht“, schimpft Judith jetzt laut vor sich hin, „der Denar kann doch nicht einfach verschwunden sein! Ich habe ihn doch vorher am Tisch noch blitzen sehen!“ Da bleibt ihr nichts anderes übrig, als in alle Ritzen zu schauen. Aber o weh! Der Boden hat viele Ritzen. Schließlich ist er ja nur aus festgestampftem Lehm. Sie kniet sich auf den Boden und sucht jede Stelle genau ab. Aber sie findet nichts.

Jetzt sieht sie ein Loch, groß genug, dass eine Münze darin verschwinden könnte. „Der Denar wird doch wohl nicht da hinein gerollt sein!“ denkt Judith ganz erschrocken. „Dann finde ich ihn bestimmt nicht mehr!“ Ihre Stimme klingt jetzt schon ziemlich trostlos. „Dann ist er wohl für immer verschwunden! Ich kann doch nicht den ganzen Boden aufreißen, um die Münze zu finden!“ Judith ist nahe daran, alle Hoffnung aufzugeben. „Wenn er nicht da drin ist, wo soll ich denn sonst noch suchen?“ jammert sie.

Sie steht auf, setzt sich in eine Ecke und schluchzt. „Mein schöner Silberdenar! Was ich mit dem alles hätte kaufen können!“ Auf einmal reckt sie sich. Dort drüben, zwi-schen den Körben mit dem Brennholz, da hat doch gerade etwas im Sonnenstrahl geblitzt! Judith springt auf und läuft hin. Sie beginnt dort noch mal alles ganz genau abzusuchen. Jetzt ist sie wieder voller Eifer. „Hoffentlich habe ich mich nicht getäuscht“, denkt sie sich. Und da liegt er auf einmal vor ihr, der lang gesuchte Silberdenar. Sie nimmt ihn in die Hand, lacht und schaut ihn sich sehr genau an, voller Freude. Sie hält ihn mit der Hand ganz fest und tanzt mit ihm durch das Zimmer. Jetzt ist alles wieder gut!
Sie macht die Tür auf und geht hinüber zu ihrer Freundin ins Nachbarhaus: „Stell dir vor, was mir gerade passiert ist!“ ruft sie und fängt an zu erzählen.

Gesprächsanregungen

- Da kann man schon mutlos werden, wenn man etwas Verlorenes sucht und nicht findet. Kennst du das auch?
- Und manchmal ärgert man sich über sich selbst und wird ganz wütend. Oder ist es noch ganz anders?
- Das Finden ist so schön! Und auf einmal ist alles wieder anders. Kannst da davon erzählen?
- Wenn man etwas vergeblich sucht, dann verliert man nicht nur den Gegenstand, sondern auch manches in sich selbst.
    Was könnte das sein? Und umgekehrt gewinnt man auch beim Finden viel mehr als den Gegenstand.
 

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