Immer wieder richten Kinder in Worten oder Gesten an uns eine für sie sehr wichtige Frage: "Magst du mich? - Hast du mich lieb?" Und immer wieder können wir beobachten und spüren, wie wohl es ihnen tut, wenn sie die bestätigende Antwort hören: "Ja, ich mag dich!" Immer wenn Kinder unsere Nähe suchen, schwingt auch das Bedürfnis und die Sehnsucht nach Anerkennung mit.

Damit das kleine Kind seine Lebenskräfte und Fähigkeiten entfalten kann, muss es in der liebevollen Zuwendung der Bezugsperson spüren können, dass es erwünscht ist, dass sein Dasein anderen viel bedeutet. In solcher Anerkennung erfährt das Kind seine Existenzberechtigung. Es spürt, dass sein Dasein einen guten Sinn hat. Diese frühen Erlebnisse bilden die Wurzeln des sich entwickelnden Selbstgefühls und Selbstbewusstseins.

Zu unserem Leben gehören Fragen wie diese: Wer sind wir eigentlich? Warum leben wir auf dieser Welt? Welchen Sinn hat unser Leben? Die Antworten darauf können wir aber nicht allein in uns selbst finden. Wir gewinnen sie ganz wesentlich im Dialog mit anderen. Auf der Suche nach unserer eigenen Identität, unserem eigenen Selbstverständnis, sind wir auf die Kommunikation mit anderen angewiesen. Um uns selbst annehmen zu können, brauchen wir die Erfahrung, dass andere uns angenommen haben.

- Wir brauchen Anerkennung von außen - und doch sollten wir uns nicht zu sehr an die Anerkennung durch bestimmte Personen binden.

- Wir suchen Zuwendung, die uns selbst samt unseren Taten umgreift - und müssen doch immer wieder die Erfahrung machen, dass wir nur nach unseren Leistungen eingeschätzt und gemessen werden.

- Wir sehnen uns nach echter Zuwendung - und müssen oft erleben, dass sie nicht ganz aufrichtig ist.

- Wir brauchen Anerkennung von Menschen, die sich ihrer selbst sicher sind - und erleben, wie auch diese von der Anerkennung durch andere abhängig sind.

Von Gott erzählen

Anerkennung, die uns im Glauben von Gott her zugesprochen ist, überschreitet solche Grenzen. Sie ist verlässlicher als alle menschliche Zuwendung. Sie ist nicht beengt durch Sympathien und Antipathien, ist unabhängig von menschlichen Leistungserwartungen. Sie gilt uns, so wie wir sind. Sie hilft uns, unsere Abhängigkeit von den Meinungen und Urteilen anderer Menschen über uns zu vermindern und abzubauen.

Freilich sind uns damit auch bestimmte Aufgaben gestellt. Im Glauben an Gottes Zuwendung wird uns zugemutet, uns auf die Worte und Zeichen zu verlassen, in denen uns diese Anerkennung überliefert ist. Diese Worte sind kein absoluter, gleichsam magischer Schutz gegen Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle. Und doch bleibt Gott im Unterschied zu allen Bemühungen, allein aus uns selbst Sicherheit zu gewinnen, ein Gegenüber, das uns mit seiner Autorität und Glaubwürdigkeit Anerkennung zuspricht.

Hinweise zum Erzählen

In vielen biblischen Geschichten wird zunächst der Grund angedeutet, der zur Geringschätzung und Missachtung der Person führte, von der erzählt wird. Wichtig ist, dass die Sätze, welche die Anerkennung von Gott her aussagen, nicht beiläufig fallen, sondern gut vorbereitet den Höhepunkt der Geschichte bilden. Die Kinder sollen mit der Person der Erzählung die Spannung spüren, die den gewichtigen Worten vorausgeht, das Ahnen, dass jetzt etwas Wichtiges geschehen wird. Mit begleitenden Gesten der Zuwendung und Zuneigung, von denen erzählt wird, bekommt der Zuspruch noch mehr Gewicht. Die Zuhörenden sollen gut mitempfinden können, wie wohl die Worte und Zeichen des Zuspruchs tun, wie tief sie wirken, wie sie stärken und kräftigen, wie das Leben durch sie neu und anders wird.

Wenn in der Bibel von Erwählung die Rede ist, von der Zugehörigkeit zum Gottesvolk, wenn Menschen mit Gaben und Kräften ausgestattet werden, geht es um das Thema der Anerkennung. Oft sind es die Kleinen, Unscheinbaren, auf die Gottes erwählende Liebe fällt.

 

Kindersituationen und sich auf sie beziehende biblische Geschichten 

 

 

Kinder brauchen Anerkennung

- Wir feiern Geburtstag

- Was wir schon alles können

- Vom Loben

- Neue Kinder in der Gruppe

- Erfahrungen mit Freundschaft...

 

Erwählungsgeschichten der Bibel erzählen, wie Menschen von Gott angenommen werden

Durch das Alte Testament zieht sich als roter Faden die Glaubenserfahrung, dass Gott sich sein Volk erwählt, ihm seine Zuwendung geschenkt hat. Auf einzelne Personen bezogen, wird solche Erwählung sehr anschaulich z.B. in der Salbung Davids durch den Propheten Samuel (1. Sam 16): Der Kleine, an den niemand denkt, wird von Gott erwählt. Er bekommt den Auftrag und die Fähigkeit, zum Retter seines Volks zu werden.

Auch in verschiedenen Erzväter-Geschichten des Alten Testaments tritt neben dem Vertrauensmotiv das der Zuwendung deutlich hervor. So verspricht Gott dem Abraham einen großen Namen, Nachkommen und damit die Zukunft seiner Familie. Er schließt mit ihm einen Bund (1. Mose 12,2; 15,1-7.18).

Im Neuen Testament begegnet und die bekannte Zachäus-Geschichte (Lk 19), in der ein von den anderen Verachteter von Jesus und von Gott angenommen wird. Im Gleichnis vom verlorenen Schaf (Lk 15,1-6) gewinnt das im Blick auf die Gesamtzahl der Tiere eigentlich unbedeutende, namenlose und einzelne ganz große Bedeutung. Im kurzen Abschnitt von der Kindersegnung (Mk 10,13-16) erfahren auch wieder die Kleinen, die für die Erwachsenenangelegenheiten noch unbedeutenden Kinder Jesu liebevolle Zuwendung. Eine verkrümmte Frau kann nach ihrer Begegnung mit Jesus wieder aufrecht gehen. Ganz gewiss besteht zwischen der Zuwendung, die Jesus ihr schenkt, und ihrer Fähigkeit, sich aufzurichten, ein enger Zusammenhang (Lk 13,10-17).

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