Einführung: Von Jerusalem weiter in alle Welt

Höhe- und Zielpunkt der Evangelienberichte ist das Geschehen in Jerusalem: Jesu Leiden und Sterben, seine Auferweckung zu neuem Leben, die Erscheinung des Auferstandenen bei seinen Jüngerinnen und Jüngern, zuletzt in Galiläa. Diese Ge-schichten sind für den christlichen Glauben die zentralsten und zugleich für das Erzählen bei den Kindern wohl die schwierigsten.

Warum musste Jesus leiden und sterben? Die überlieferten theologischen Deutun-gen des Todes Jesu sind für Kinder kaum verständlich, und mit guten Gründen scheuen sich viele davor, die Kinder mit dem brutalen Geschehen des Leidens und Sterbens zu belasten.
Auch mit den Auferstehungsberichten gibt es so manche Schwierigkeiten. Wie ist das lebendig Werden des toten Jesus vorstellbar? Wie kann vermieden werden, dass es die Kinder als bloße Zauberei verstehen? Und mit der Himmelfahrtsgeschichte geht es weiter: Wie ist die ‚Auffahrt’ in den Himmel angesichts des auch schon kleinen Kindern vertrauten modernen Weltbilds des Planeten und Sonnen zu erzählen? Und schließlich weckt auch die Pfingstgeschichte viele Fragen: wie ist das mit den Feuer-flammen und dem Verstehen fremder Sprachen?

Die folgenden Erzählungen sind als ein zusammenhängender Erzählbogen gedacht, in dem man sicherlich bei der einen oder anderen Facette ausführlicher verweilen kann, dabei aber nicht den Gesamtzusammenhang aus den Augen verlieren sollte.

- Es beginnt schon weit vorher, dort, wo Jesus auch Widerspruch erntet, weil er die gewohnte Ordnung stört (z.B. Heilung der verkrümmten Frau am Sabbat, Lukas 13). Es gilt die Kinder darauf einzustimmen, dass den Jüngern in Jerusalem Schweres bevorsteht – zugleich aber auch, dass am Schluss wieder große Freude in ihr Leben einziehen wird.

- Das rückt die Abendmahlsgeschichte besonders nah: Brot und Wein werden zum einen Hinweis auf Jesu bevorstehenden Tod und zugleich auf ein neues Festmahl. Das äußere Geschehen des Leidens Jesu begegnet in den Erzählungen als innere Seite in der Gefühlswelt der Menschen um Jesus von fröhlicher Zuversicht zu Angst und Trauer und weiter zu neuer österlicher Freude.

- Die Ostergeschichten erzählen nun gerade nicht die Rückkehr Jesu ins irdische Leben, sondern in eine neue, andere Lebendigkeit bei Gott, welche die Jüngerinnen und Jünger in sich spüren können. Begegnungen mit dem Auferstandenen entzün-den diese Freude, die in dessen unsichtbarer Gegenwart in ihnen brennt. Das ist die Bewegung, die jede der vorgestellten Auferstehungsgeschichten bestimmt.

- Das gilt auch für die Himmelfahrtsgeschichte, welche noch einmal die Brücke von der sichtbaren Gegenwart des neuen Lebens Jesu Christi in die unsichtbare schlägt und zugleich den Weg von Jerusalem in alle Welt eröffnet.

- Auch die Pfingstgeschichte steht im Zeichen der unsichtbaren Nähe Jesu Christi, jetzt in der Bewegung von anfänglicher Mutlosigkeit hin zu einer kaum fassbaren Be-geisterung, die nur in den Symbolen von Feuer und Sturm, wunderbarer Verständi-gung und wachsender Gemeinschaft annäherungsweise zugänglich wird.

- Damit ist das Feld bereitet für nachösterliche Begegnungs- und Reisegeschichten, vom Kämmerer als Äthiopien bis zur Lydia in Philippi.
 

Weiter zu: Mit Petrus in Jerusalem

Zurück zu Situationen und Bezüge

Zurück zu Bibelgeschichten