Ein Denar für jeden - Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20)

- Wertschätzung erleben
- Empathiefähigkeit
- Vom Warten
- Theologisieren: Was ist gerecht?

Indem Jesus in seinen Gleichnissen auch Ereignisse aus dem Wirtschaftsleben auf-nimmt, bekommt seine Botschaft von der bedingungslosen Annahme jedes Menschen durch Gott auch manchen provokativen Zug. Es werden Spannungen sichtbar zwischen Jesu Botschaft und sonst üblichen Maßstäben, an denen menschliche Erträge gemessen werden - und oft auch der Wert des Menschen.

Die Gleichnisszene führt uns auf einen Marktplatz. Am frühen Morgen warten Tagelöhner auf ihre Arbeit. Einige werden zur Arbeit mitgenommen – zum vereinbarten Tagelohn von einem Denar. Etliche bleiben untätig zurück. Eine Stunde später heuert der Verwalter weitere Arbeiter an. Offensichtlich hat er sich mit dem Arbeitsanfall verschätzt, denn Stunde um Stunde wiederholt sich diese Szene, bis auch die letzten noch für die letzte Stunde des Tages im Weinberg arbeiten.
Dann geht es zur Lohnauszahlung. Die Letzten kommen zuerst dran – und bekommen einen Denar. Das reicht aus, um Brot für den nächsten Tag zu kaufen, um nicht hungern zu müssen. Es sichert so die Grundversorgung. Aber die nächsten bekommen auch einen Denar, und so geht es weiter. Langsam macht sich Unmut breit: denn diejenigen, die viele Stunden gearbeitet haben, die haben sich wohl schon eine überaus großzügige Entlohnung ausgerechnet, die viel mehr sein müsste als der vereinbarte Denar für den Tag.

Am Ende der Auszahlung kommt es zum Protest derer, die den ganzen Tag gearbeitet haben: Das ist doch ungerecht! Aber der Weinbergverwalter erwidert: Ich habe niemand getäuscht! Habe ich nicht das Recht, einen anderen Maßstab anzulegen, nämlich Maß zu nehmen an dem, was jeder Mensch zum Leben braucht? Ich habe alle zur Arbeit benötigt. Alle sollen das Gefühl haben können, dass sie für den Erfolg dieses Tages wichtig waren. Alle haben ihren Beitrag zum Gelingen geleistet. Alle haben Wertschätzung verdient – und das Brot für den morgigen Tag.

Dieses Gleichnis stellt auch das Gerechtigkeitsempfinden der Kinder auf eine harte Probe: denn wer mehr leistet, soll doch auch mehr bekommen. Deshalb begleitet einer der zuletzt Gekommenen durch die Erzählung – von seiner Enttäuschung über die mehrfache Zurückweisung bis zur übergroßen Freude über den erhaltenen Denar.
 

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