Erzählvorschlag zu: Lydia aus Philippi - Die erste Christin in Europa (Apostelgeschichte 16,12-15)

Nach einem langen Tag kehrt Lydia von der Arbeit heim. Es gab wieder einmal viel zu tun in ihrem Geschäft. Sie musste mit vielen Leuten Gespräche führen, die bei ihr die kostbare, teure Purpurfarbe bestellten, musste die Lieferungen überprüfen, die von den Schiffen im Hafen zu ihr ins Haus kamen und von dort aus durch Boten zu den Käufern gebracht wurden. Aber jetzt will sie an etwas anderes denken. Sie freut sich schon auf heute Abend. Denn da trifft sie sich wieder mit ihren Freundinnen unten am Fluss. Da machen sie es sich unter schattigen Bäumen gemütlich, essen und trinken und erzählen sich, was sie erlebt haben. Wenn es regnet, gehen sie in ein Haus in der Nähe, aber heute ist es draußen am angenehmsten. Sie erzählen sich auch Geschichten von Gott, die sie in der Bibel, genauer gesagt in den Schriftrollen lesen konnten. Lydia kennt schon viele dieser Geschichten, von Abraham und Sara, von Josef in Ägypten, von Mose und Mirjam und viele andere. Ihr gefällt es, dass das Geschichten sind von Gott, der den Menschen hilft, ihnen Mut macht und sie behütet.

Sie ist so in ihre Gedanken versunken, dass sie gar nicht merkt, wie zwei Männer auf sie zutreten und sie ansprechen: „Ich bin Paulus“, sagt der eine, und das hier ist mein Begleiter Silas“. Wir sind erst seit wenigen Tagen hier in der Stadt. Wir sind auf der Suche nach einem Haus, in dem sich Leute Geschichten von dem einen Gott erzählen und zu ihm beten. Wir kommen aus Jerusalem“. Jetzt ist Lydia hellwach. Sie stellt sich zuerst den beiden Männern vor und sagt dann: „Wir treffen uns heute Abend neben der Gebetsstätte unter den Bäumen, meine Freundinnen und ich. Wir lieben die Geschichten von Gott sehr und kennen auch schon viele. Aber wenn ihr aus Je-rusalem kommt, dann kommt ihr doch aus dem Land, in dem Abraham und Sara, Jakob und Josef, David und Salomo gelebt haben. Dann könnt ihr uns vielleicht Ge-schichten erzählen, die wir noch nicht kennen!“ Die beiden Männer nicken und sa-gen: „Das können wir dir jetzt schon versprechen. Wir kennen die neuesten Ge-schichten, die noch niemand hier in Philippi gehört hat!“ Lydia lädt die beiden ein, sie kommen zu den anderen an den Fluss, essen und trinken und erzählen dann. Sie erzählen Geschichten von Jesus. Von dem haben die Frauen tatsächlich bisher noch nichts gehört. Aufmerksam hören sie zu, wie die beiden von Jesu Taufe erzählen, von Zachäus und von dem blinden Bartimäus, von den Fischern am See, die zu Jesu Freunden wurden. Es ist schon Nacht geworden, aber es ist noch angenehm warm, und die Frauen können nicht genug hören von diesen interessanten Geschichten. Und so erzählen Paulus und Silas auch, wie Jesus in Jerusalem verhaftet und ge-kreuzigt wurde, wie die Jünger dem Auferstandenen begegneten und er ihnen den Auftrag gegeben hat, die Botschaft von Gott und Jesus weiterzusagen. Und darum sind wir hier“, beenden die beiden ihre ausführlichen Erzählungen. „Ihr Jesus-Leute“, sagt Lydia nach einer Pause, „seid doch eine große Gemeinschaft“. – „Ja“, sagt Pau-lus, „so oft wie möglich treffen wir uns, essen zusammen, hören Geschichten von Gott und von Jesus und beten, so wie wir es hier tun“. Lydia fragt weiter: „Kann man auch als Ausländerin zu dieser Gemeinschaft dazugehören?“ – „Ja“, sagt Paulus wieder, „das ist kein Problem“. Lydia fragt weiter: „Und gibt es irgendein Zeichen da-für, dass man dazugehört?“ – „Ja“, antwortet Paulus wieder, „ es ist das Zeichen der Taufe. Wir haben euch ja vorhin von Jesu Taufe erzählt. Jesus hat uns den Auftrag gegeben, die Menschen, die zur Jesus-Gemeinschaft dazugehören wollen, auch zu taufen.“ Das gefällt Lydia gut. Lasst und doch morgen hier weiterreden, dann können wir uns alles genau überlegen“.

Am nächsten Abend treffen sie sich wieder. Paulus und Silas erklären den Frauen genau, was bei einer Taufe geschieht. Und ein paar Tage später ist es soweit. Pau-lus und Silas machen es genauso, wie es Johannes der Täufer mit Jesus gemacht hat. Die Frauen steigen ein paar Schritte in den Fluss hinein, tauchen ins Wasser ein und wieder auf. Aber jetzt sagt Paulus noch etwas anderes, als er Wasser über ihre Köpfe gießt: „Ich taufe dich im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes Jesus Christus und des Heiligen Geistes“. Und nachher sagt er noch: „Jetzt hat mit euch etwas Neu-es begonnen: ihr gehört zur Gemeinschaft der Christen mit dazu. Gottes Kraft, Got-tes guter Geist soll in euch sein. Es segne euch Gott der Vater, der Sohn und Heilige Geist und behüte euch auf allen euren Wegen!“

Die Frauen haben an diesem Abend ein richtiges Fest vorbereitet, sie essen und trinken gute Sachen, sie feiern auch das Abendmahl miteinander, singen und beten. Und dann hält Lydia eine feierlich Rede, bedankt sich bei Paulus und Silas und sagt zum Schluss: „Bleibt bitte noch so lange wie möglich hier! Ich habe ein großes Haus und viel Platz, für euch und für alle, die zusammenkommen möchten, um von Jesus zu hören, zu singen und zu beten“.


Gesprächsanregungen:

- Lydia hat aufmerksam den Geschichten zugehört, die Paulus und Silas von Jesus erzählt haben. Kennst du auch eine solche
    Geschichte, die du den Frauen erzählt hättest?
- Kannst du dich noch erinnern, was bei der Taufe geschehen ist?
- Die Frauen und auch Paulus und Silas waren gerne am Fluss vor der Stadt Philippi. Die Geschichten von Jesus waren für die
    Frauen wie ein Geschenk. Was meinst du, was es ihnen bedeutet hat, mit diesem Wasser getauft zu werden?
- Was meinst du, warum Lydia gerne zur Gemeinschaft der Jesus-Leute, der Chris-ten dazugehören wollte?
- Bei den Taufen bei uns ist Manches anders als bei Lydia, aber auch vieles ge-meinsam. Was meinst du dazu?
 

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