Erzählvorschlag zu: Petrus verleugnet seine Freundschaft mit Jesus

Die Szene im Hof des Hauses, in dem Jesus verhört wird, spielt gleichzeitig auf zwei Ebenen: Im Haus des amtierenden Hohenpriesters wird Jesus eindringlich befragt, ob er seinen Anspruch, der ‚neue König der Juden’ zu sein, aufrechterhalten wolle. Der Verzicht darauf, der Widerruf seiner Botschaft von Gott könnte ihm dann womög-lich das Leben retten. Aber Jesus bleibt fest, beharrlich, konsequent: ‚Ich bin es’, sagt er immer wieder. Unter im Hof kommt es auch zu einer Art Verhör. Petrus ist Jesus doch noch gefolgt, bis in diesen Hof. Eine Magd glaubt ihn zu erkennen und fragt ihn eindringlich nach seiner Zugehörigkeit zu Jesus. Petrus fürchtet um sein Leben, be-kommt immer mehr Angst und leugnet seine Freundschaft mit Jesus ab. Im Gegen-über zum Versagen des Petrus wird Jesu Standfestigkeit umso deutlicher. Petrus dagegen muss mit seiner bitteren Niederlage zurechtkommen.

 

Als Petrus wieder zur Ruhe kommt, wird ihm klar, dass er Jesus im Stich gelassen hat. Aber er wollte sich nicht einfach gefangen nehmen lassen. Jetzt schleicht er sich unauffällig hinter der Gruppe der Soldaten mit Jesus hinterher. Er wagt sich sogar bis in den Hof des Gerichtsgebäudes hinein, in dem Jesus nun verhört wird. Petrus sucht sich einen Platz mehr im Dunkeln, wo er nicht auffällt, aber doch bei einem Feuerbe-cken, damit er nicht frieren muss. Er horcht genau, ob er aus dem Haus etwas hören kann. Tatsächlich, er hört die Stimme des Hohenpriesters und auch die Stimme Jesu, der ruhig und bestimmt Antwort auf die Fragen gibt: „Ja, ich bin der neue König“, sagt er gerade. „Ich bin ein anderer König als ihr wohl meint, aber ich bin von Gott beauf-tragt, die gute Nachricht von Gott allen Menschen zu sagen.“ – „Wir brauchen deine Botschaft nicht“, antwortet der Hohepriester barsch. „Wir wissen wohl am besten selbst, was Gott uns zu sagen hat. Du bringst mit deiner Botschaft nur Unruhe unter die Menschen. Das können wir nicht erlauben. Erkläre uns, dass es ein Fehler von dir war, so von Gott zu reden. Dann können wir vernünftig miteinander umgehen. Sonst müssen wir dich auf andere Weise zum Schweigen bringen“. Petrus hört ganz gespannt zu. Was wird Jesus antworten? Wird er seine Botschaft verraten? Jesus antwortet: „Von dem, was ich gesagt und getan habe, gilt jedes Wort und es wird immer gültig bleiben.“ Petrus atmet erleichtert auf. Aber dann ruft der Hohepriester ganz entrüstet: „Wenn du so auf deiner Botschaft beharrst, müssen wir dich den rö-mischen Soldaten übergeben, und die werden dich töten“. Wieder erschrickt Petrus: So ernst steht es jetzt um seinen Freund Jesus.

Er ist ganz in seinen Gedanken versunken und muss immer wieder über Jesu Worte und die des Hohenpriesters nachdenken. Da reißt ihn plötzlich die Stimme einer Frau aus seinen Gedanken. Sie hatte ihn wohl beobachtet und spricht ihn nun an: „Ge-hörst du nicht auch zu den Leuten von diesem Jesus, den sie gerade verhören?“ Die Stimme klingt nicht freundlich, und er brummt zuerst so was wie „lass mich in Ruhe!“ Aber die Frau fragt weiter: „Ich meine, ich habe dich schon einmal mit diesem Wan-derprediger gesehen!“ Und sie winkt andere her und fragt sie: „Habe ich nicht Recht, habt ihr ihn nicht auch schon mal gesehen?“ Jetzt sucht sich Petrus herauszureden, aber die Frau spricht weiter: „So wie du reden doch die Leute vom See Genezareth! Da kommt doch dieser Jesus her. Gib doch zu, dass du zu ihm dazugehörst!“ Jetzt schauen ihn auch die Soldaten aufmerksam an, mustern ihn scharf. Da bekommt Petrus schreckliche Angst. Ihm wird ganz heiß. Und er presst die Worte aus sich heraus: „Lasst mich in Ruhe, ich kenne diesen Menschen nicht!“ Die anderen glau-ben ihn, wenden sich ab. Aber da hört Petrus einen Hahn krähen. Und auf einmal fallen ihm die Worte von Jesus ein, die er ganz und gar vergessen hatte: ‚Petrus, du sagst jetzt, dass du immer mein Freund sein wirst. Aber bald, wenn du den Hahn krähen hörst, wirst du unsere Freundschaft verraten haben’. Jetzt klingen ihm diese Worte ganz laut in seinen Ohren. Jetzt ist es geschehen, was er vorher nie für möglich gehalten hätte. In der großen Not seines besten Freundes hat er gelogen, dass er ihn nicht kennt. Petrus läuft aus dem Hof, verkriecht sich zwischen den Bäumen und Sträuchern und weint und weint. So weh tut das, wie er sich schämt über das, was er getan hat.
 

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