Situationen und Anlässe

 

  • Kinder fragen, wieso Jesus ein Sohn von Gott ist
  • Ist der Heilige Geist eine Taube? Warum wird er immer so dargestellt?
  • Warum kann man den Heiligen Geist nicht sehen?
  • Wie kann Gott einer und zugleich drei sein?

Informationen


Kennzeichnend für den christlichen Glauben ist, dass von dem einen Gott in dreifacher Gestalt gesprochen wird. Getauft und gesegnet wird ‚im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes‘. Rechnerisch gesehen ist das ein Widerspruch in sich selbst: Wie kann ‚eins‘ zugleich ‚drei‘ sein? Von der Entstehungsgeschichte des Christentums her aber öffnen sich Zugänge zum Verständnis dieser „Dreieinigkeit“.

Christlicher Glaube wurzelt im jüdischen Monotheismus, dem Glauben an den einen Gott. Begegnungen und Erfahrungen mit diesem Gott sind uns vor allem in den Geschichten des Alten Testaments überliefert. Eindrucksvoll ist dabei, wie im Umfeld des Glaubens an unterschiedliche Götter und in der Abgrenzung von ihnen der Glaube an die Einzigkeit Gottes Gestalt angenommen hat. Menschen haben zu diesem einen Gott gebetet und er hat sich ihnen als wirksam gezeigt.

Menschen mit besonderer Berufung (> Propheten) haben Gottes Willen verkündet, so als Sprecher dieses einen Gottes fungiert.
In der Person Jesu hat nach christlichem Verständnis solche Vermittlerfunktion zwischen Gott und den Menschen eine ganz besondere, einmalige, einzigartige Intensität bekommen. Er wurde gleichsam zum Spiegel, in dem sichtbar wurde, wer Gott ist. In Jesus wurde Gott anschaulich und lebendig, sein Wort, sein Wille hat in ihm gleichsam menschliche Gestalt angenommen, so dass man sagen konnte: „Gott wurde Mensch“. Der theologische Begriff dafür ist Jesus als ‚Sohn Gottes‘. „Ich und der Vater sind eins“ bekennt Jesus in Worten des Johannesevangeliums. Gleichwohl bleibt auch für ihn Gott der ‚Vater im Himmel‘, zu dem er betet. Diese ‚Zweieinheit‘ endet auch nicht mit Jesu Tod, sondern entfaltet ihre ganze Bedeutsamkeit mit Jesu Auferweckung von den Toten. Rückblickend erscheint so noch intensiver und konsequenter das ganze Leben Jesu in allen sein en Facetten im Licht dieses unauflöslichen Verbundenseins des Menschen Jesus mit Gott selbst. In ihm ist Gott selbst zu den Menschen gekommen – nach wie vor der eine Gott.

Vorausschauend hat der Auferstandene den Jüngern seine unsichtbare Gegenwart versprochen: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt“ (Matthäus 28,20). Die bei Jesus erlebte Gottesbeziehung gewinnt neue Facetten, indem sie all denen zur beflügelnden Kraft wird, die sich ihr anvertrauen. Gott als Lebenskraft, Energie, Weisheit trägt Jesu Botschaft auch weiterhin ins menschliche Herz hinein. Gott nimmt auf diese Weise als ‚Heiliger Geist‘ Wohnung in Menschen. Anschaulich wird das in der Pfingstgeschichte (Apostelgeschichte 2) erzählt.

 

Ergänzungen


Besondere Herausforderungen für das theologische Denken von den ersten Jahrhunderten n.Chr. an war es, zum einen das eigenständige Wesen von Vater, Sohn und Heiligem Geist zu beschreiben und dennoch an der Einzigkeit Gottes festzuhalten. Bildliche Darstellungen der drei göttlichen Personen (Gott Vater mit Bart, Jesus als der Gekreuzigte, der Heilige Geist mit dem Symbol der Taube dargestellt) drohten das Bekenntnis zu dem einen Gott in den Hintergrund zu rücken. Umgekehrt schien mit der Erklärung der drei göttlichen Wesen als lediglich Erscheinungsweisen des einen Gottes das für den christlichen Glauben wesentliche sich Mitteilen Gottes in dreifacher Weise und Gestalt gefährdet zu sein. Im Spannungsfeld dazwischen siedelten sich mancherlei mehr oder weniger zufriedenstellende Erklärungsversuche an: <Beispiel Dreieck> Die Visualisierung in einem Dreieck betont in der gemeinsamen Mitte die Einzigkeit Gottes, die drei Winkel das eigenständige Wesen der drei göttlichen Personen.

Die unterschiedlichen Beziehungserfahrungen der Menschen mit Gott wurden auch als eine dreifache Beziehung Gottes in sich selbst beschrieben, als ewiges Gespräch in Gott selbst zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist. In den menschlichen Gotteserfahrungen wendet sich demnach dieses innergöttliche Gespräch in dieser Mehrgestaltigkeit auch den Menschen zu, indem sie die Einheit Gottes in der Verschiedenheit von Schöpfergott, Jesus in seiner Gottverbundenheit und Heiliger Geist als Gottes Aktivität in uns Menschen erleben.

All diese Erklärungsversuche stoßen aber an die Grenzen der Unerklärbarkeit Gottes und weisen so auch immer wieder zurück auf die Quellen menschlicher Gotteserfahrung: Menschen erfahren in unterschiedlicher Weise die Wirksamkeit Gottes - in Gott als dem unerforschlichen, ‚transzendenten‘ Gegenüber; in Jesus als dem, in dem so viel von Gott in seinem Wirken anschaulich geworden ist; im Heiligen Geist als der beflügelnden göttlichen Kraft, die in den Menschen zum Wirken kommt.

 

Religionspädagogische Anregungen

Zugänge zu dem für den christlichen Glauben so mehrgestaltigen Wirken Gottes bieten weniger spekulative Gedanken zur Dreieinheit Gottes als vielmehr das Bedenken der in diesem Sinne unterschiedlichen Gotteserfahrungen der Menschen:

 

  • Nachdenken über den Anfang von allem Leben und der Welt überhaupt, Freude an den zuverlässigen Gesetzen der Natur, auch wie dem Wachsen und Reifen in ihr Geschenke für uns sind – sie weisen auf Gott den Schöpfer hin, der zugleich der Bewahrer allen Lebens ist, der dem Leben trotz aller gegenteiligen Erfahrungen dem zum Leben wichtigen Sinn und Zuversicht gibt, zu dem wir beten und dem Kinder in ihren eigenen Gottesbildern immer wieder von Neuem nahe zu kommen versuchen.
  • Geschichten von Jesus zeigen uns den einzigartigen Gottesboten, der in seinen Worten und Taten ganz unmittelbar sichtbar gemacht hat, wer Gott für uns ist und auch immer wieder zum Staunen und Nachdenken auffordert, wie mit Jesu Wirken unter den Menschen in ganz neuer Weise Gottes Herrschaft angebrochen ist.
  • Die Pfingstgeschichte und auch Geschichten der frühen Gemeinden bis heute zeigen, wie Menschen Gottes Geist in sich spürten, von diesem Geist erfasst und ‚be-geist-ert‘ wurden, wie sie neues Leben in sich spürten und spüren.

Und mit dem Erzählen und Bedenken solcher Geschichten in einem lebendigen Wechsel wird deutlich, wie diese drei Bereiche des Erzählens von Gott eng miteinander verwoben sind, in jeder Geschichte mehr oder weniger ausgeprägt mitschwingen, immer wieder aufs Neue ineinander greifen.

 

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