Dialogisches Theologisieren mit Kindern lässt keine Überlegenheit der Erwachsenen über die Beiträge der Kinder zu. Mit ihrer Spontaneität, ihren phantasievollen Lösungsvorschlägen, ihren anschaulichen Vorstellungen bringen sie viel ein, das sie im theologischen Gespräch auf ihre Weise zu ebenbürtigen Partnern der Erwachsenen macht – die mit ihrem Wissen, ihren Erfahrungen anderes, aber deswegen nicht Wertvolleres ins Spiel bringen.

Gleichzeitig nimmt die erwachsene Person die Aufgabe der Gesprächsleitung wahr – eine Rolle, in der sie sich von den anderen Gesprächsteilnehmern unterscheidet. An ihr liegt es, für eine Gesprächsatmosphäre zu sorgen, in der alle Kinder die Wertschätzung ihrer Beiträge, die Anerkennung ihrer oft so staunenswerten Gesprächsbeiträge spüren.

Unter diesem Vorzeichen

  • würdigt die das Gespräch leitende Person jeden Beitrag,
  • fragt auch nach („Habe ich richtig verstanden, dass…“; „kannst du uns das genauer erklären…“),
  • macht auf Übereinstimmungen und Widersprüche aufmerksam („wie passt das, was du gesagt hast, zu dem…“; „du siehst das also ganz anders als…“; „du denkst also anders als die Person in der Geschichte. Kannst du das begründen?“),
  • ordnet den Gesprächsverlauf („das ist ein neuer Gedanke…“; „bleiben wir doch noch ein bisschen bei dem, was …. gesagt hat, da steckt noch so viel Interessantes drin“; „du erinnerst uns nochmal an etwas, das wir vorhin besprochen haben…“),
  • fordert Bezüge zu den christlichen Überlieferungen ein („denkt noch einmal an das, was … in der erzählten Geschichte gesagt hat…“).

Es ist die Kunst der Gesprächsleitung, in der respektvollen, anerkennenden Wahrnehmung aller kindlichen Beiträge, in der Ermutigung zu eigenen Beiträgen die Kinder zugleich herauszufordern, an den entstandenen Fragen dranzubleiben, Unklares zu präzisieren, konsequent weiterzudenken, zu Aussagen des christlichen Glaubens Stellung zu nehmen, Beziehungen zu ihnen herzustellen. Aufgabe der Gesprächsleitung ist es also, in dieser Weise zum Theologisieren zu motivieren.

Das geschieht nach einer erzählten Geschichte mit Impulsen, die – wenn möglich – schon in der Geschichte angelegt sind und zur theologischen Denktätigkeit auffordern, z.B.:

  • „Hast du das auch so empfunden wie die Person(en) der Geschichte?“
  • „Wie hättest du dich verhalten?“
  • „Wie hast du es verstanden, was … in der Geschichte gesagt hat?“
  • „Worüber möchtest du gerne noch weiter nachdenken?“
  • „Wie hätte deiner Meinung nach die Geschichte an der einen oder anderen Stelle anders weitergehen sollen und warum?“

(In diesem Sinne sind zu allen Erzählbeispielen in der Suchhilfe biblische Geschichten auch Gesprächsimpulse formuliert.)

Aufgabe solcher Impulse ist es, an eröffneten Fragestellungen dranzubleiben, sie von verschiedenen Seiten zu beleuchten und erst dann eine neue Aufgabenstellung ins Spiel zu bringen.

Am Ende des Gesprächs, aber auch schon an bestimmten Wendepunkten im Gesprächsverlauf gilt es das Benannte zu bündeln. Das heißt gerade nicht, alles Gesagte auf einen bestimmten – oder gar erwünschten – Nenner zu bringen, sondern den Reichtum der vielfältigen Beiträge der Kinder zu betonen („Unsere Gesprächsschale ist unsichtbar reich gefüllt. An was erinnerst du dich noch, was andere hineingelegt haben?“). Und nach so vielen kognitiven Denkbewegungen sollte auch die Kreativität anderer Ausdrucksmöglichkeiten nicht fehlen: in einer Gestaltungsaufgabe, einer meditativen Übung oder Fantasiereise, mit Spielszenen u.a.

 

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