Verständnisvoller Umgang mit solchen, die anders sind als man selbst, das fällt oft schwer - Erwachsenen oft schwerer als Kindern. Gleichwohl gehört es zu den zentra­len Aufgaben sozialer und religiöser Erziehung. Kinder lernen leider oft schon frühzeitig einen ausgrenzenden Umgang mit Fremdem kennen. Deshalb sind eindringliche Gegenerfahrungen unverzichtbar. Das gilt sowohl für den konkreten Umgang mit anderen als auch für Geschichten, die von solchem Umgang erzählen. 

 

4.1. Immer wieder finden sich Kinder in der Rolle des Fremden als Außenseiter vor. Sie brau­chen Geschichten, die – oft dem alltäglich Erlebten zum Trotz – davon erzählen, wie sol­che Außenseiterrollen aufgebrochen werden.

Jesu Begegnungen mit Ausgestoßenen und Kranken erzählen eindrücklich davon. Es geht in ihnen weniger um das medizinische Phänomen der Heilung als vielmehr um eine ganzheitliche, nämlich seelische und soziale „Heilung“, mit der Etikettierungen als Außenseiter überwunden werden.

Ziel: Miterleben, wie Menschen durch die Begegnung mit Jesus aus ihrer Fremden- und Außenseiterrolle befreit werden.

 

4.2. Für Kinder sind zum Glück die kulturell und religiös "Anderen" oft noch kein Problem . Wichtig aber bleibt dennoch das Einüben angemessener Verhaltensweisen und Kennenlernen gelungener Beispiele in Geschichten.

Josef kommt als Fremdling nach Ägypten (1. Mose 37ff.). Alles ist für ihn anders als bisher, neu und fremd. In der Dienst­botenrolle lernt er nach und nach das Land kennen. Mit einer glücklichen Wendung der Verhältnisse, die er als Führung Gottes erfährt (Deutung der Träume des Pharao), gewinnt er das Vertrauen des Pharao und erlebt einen atemberaubenden Aufstieg, der ihn bis zur Funktion des Vize-Pharao führt.

Der Kämmerer aus Äthiopien (Apg.8,26ff.) kommt als Ausländer mit großen Erwartungen nach Jerusalem – und erlebt eine große Enttäuschung. Er versteht nichts von all dem, was da geschieht. Auch die Schriftrollen bringen ihn nicht weiter, die er auf der Heimreise aufmerksam, aber erfolglos studiert. Philippus, einer der Jünger Jesu, spricht ihn unterwegs an. Er kann ihm viel erklären und von Jesus erzählen. Nichts hin­dert nun den Kämmerer daran, sich zu den Christen zugehörig zu fühlen.

Ziel: Erfahren, wie Menschen trotz ihres Andersseins geachtet werden – und dass dies dem Willen Gottes entspricht.

Weiter: Methodische Anregungen zum anschaulichen, lebendigen Erzählen