Vom Hirten wiedergefunden - Gleichnis vom guten Hirten (Lukas 15) 

- Verloren gehen und gefunden werden
- Fehler machen und wieder neu beginnen
- Zur Gemeinschaft dazugehören

Das Gleichnis erzählt davon, wie sich ein Schaf verlaufen hat und wie der Hirte die restlichen 99 Schafe alleine zurücklässt, um das verlorene zu suchen. Besonders anschaulich wird das Gleichnis da, wo der Hirte das verloren gegangene Schaf auf seine Schultern nimmt – das ist zugleich das Motiv der wohl ältesten Christusdarstel-lung in der kirchlichen Kunst. Kinder finden sich vermutlich sofort in dem verloren gegangenen Schaf wieder und genießen auch die Freude des Hirten mit, in der die besondere Wertschätzung des Schafes zum Ausdruck kommt. Sie durchleben in der Geschichte die Angst des verirrten Schafs, die sie vielleicht schon selbst aus einer analogen Situation kennen, und die Erleichterung nach dem Gefundenwerden. Darin liegt schon eine wesentliche Aussage der Geschichte: vom großen Vertrauen auf den Hirten, vom Angenommensein und erfahrener Zuneigung und Liebe trotz des Fehlers, sich von der Herde zu entfernen, und trotz der Mühen, die der Hirte auf sich nehmen musste.

Unter diesem Aspekt des Verlorengehens und Gefundenwerdens rücken andere Einzelzüge der biblischen Vorlage etwas zurück. Da ist zum einen das Verhältnis des verlorenen Schafs zu den 99 anderen der Herde, die der Hirte zurücklässt. Weil es ihn braucht, ist es jetzt wichtiger als die anderen. Die Verlässlichkeit des Hirten steht so im Vordergrund, und die passt durchaus zu dem im Lukasevangelium vorgestellten Gottesbild.

Eine deutlichere Abgrenzung erfolgt von dem Thema der Sünde und Schuld. Um Umkehr und Buße des Verlorenen geht es vor allem in der biblischen Deutung des Gleichnisses, um Einsicht und Vergebung. In der Erzählanregung wird dies hinein genommen in die gemeinsame Freude, die den evtl. vorhandenen Ärger und Groll über den Leichtsinn des Schafs in den Hintergrund rückt.

Noch ein Hinweis zur Erzählstruktur: Die Geschichte wird konsequent aus der Sicht des verlorenen Schafs erzählt. Gerade bei den Kleinen ist es wichtig, bei der Person zu bleiben, für die man sich entschieden hat. Das nötigt auch dazu, das, was der Hir-te zwischenzeitlich erlebt und tut, an anderer Stelle als gewohnt zu erzählen.

Gerade im Blick auf die Kleinen und Möglichkeiten der (Mit-)Gestaltung durch sie wird hier konsequent das Konzept der aufeinander folgenden Szenenbilder verfolgt. Beim zweiten und dritten Erzählteil wird die Handlung jeweils durch ein mehr reflek-tierendes Element ergänzt, das nach Bedarf auch weggelassen werden kann.

Soll schon bei den Kleinen der Bezug auf Gott mit ins Spiel kommen? Festzuhalten ist zunächst, dass diese Erzählung auch ohne direkten sprachlichen Bezug auf Gott hin schon viel von dem enthält, was dann auch später zu gegebener Zeit eigens thematisiert werden kann.
Soll es doch geschehen, erscheint es anstelle einer bloßen Erklärung viel angemes-sener, Gott in der Weise der eigenen „Erstbegegnungen“ der Kinder mit ihm einzu-bringen, nämlich im Gebet, in dem das Schaf selbst solch eine Beziehung herstellt - die dann je nach Gegebenheit von den Kindern aufgegriffen und weitergeführt wer-den kann.
Für geübtere Kinder kann dieser Bezug auch als Frage hergestellt werden, zu der die Kinder selbst Antworten suchen und im Bild des Hirten Züge entdecken, die sie auch Gott zuschreiben.
 

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