1. Mose 4: Kain und Abel – Wut kann schlimme Folgen haben

Die biblischen Erzählungen von den Anfängen der Welt bringen im Gewand uralter Mythen menschliche Urerfahrungen zum Ausdruck. Zu ihnen gehört auch, wie sich aus oft nichtigen Anlässen Streit entzündet, wie Menschen in Wut geraten und einander nicht wieder gut zu machenden Schaden zufügen. Die biblischen Urgeschichten erklären nicht, warum das so ist. Sie beschreiben sehr genau, was da geschieht, und auch, wie es danach weitergehen kann. Denn das eine ist es, Gewalt zu vermeiden, das andere, angesichts des in Scherben zerschla-genen Miteinanders einen neuen Anfang zu suchen. Und die Botschaft lautet: Gott verhindert nicht Gewalt, greift nicht in die menschliche Handlungsfreiheit ein, aber hilft zum Weiterma-chen und Neuanfang.

Darum geht es auch in der Geschichte von Kain und Abel. So wie seine Vorfahren ist Abel Hirte; Kain macht neue Erfahrungen mit dem Ackerbau. Einen Teil ihrer Erträge bringen bei-de Gott als Opfer dar. In der Erzählung entzünden sie nebeneinander ihre Opfergaben auf ei-nem aus Steinen errichteten Opferaltar. Während Abels Opferfeuer gut brennt, kommt das von Kain nicht recht in Gang. Das ärgert ihn, und zugleich setzt sich in ihm der Gedanke fest, dass Gott sein Opfer verschmäht. Sein Ärger steigert sich zur Wut - an Abel lässt er sie aus. Er streitet mit ihm, blindwütig schlägt Kain zu – bis Abel tot am Boden liegt.

Soll den Kindern eine solch brutale Geschichte erzählt werden? Dafür spricht, dass Kinder auch warnende Signale in Geschichten brauchen: Wer in seiner Wut keine Stopp-Signale mehr wahrnimmt, kann Schlimmes anrichten, das nicht mehr gut zu machen ist.

In der Erzählung wird Kain von Gott zur Rede gestellt, versucht sich herauszureden, muss aber seine Schuld einsehen und eingestehen. Er kann nicht länger an diesem Ort bleiben. Aber Gott gibt ihm ein Zeichen seines Schutzes mit auf seinen Weg. Niemand darf an ihm Blutra-che vollziehen. Sein Leben soll gesichert sein. Die Kette von Gewalt und Gegengewalt soll – zumindest an dieser Stelle – nicht in Gang kommen. Das „Kainsmal“ – ein Zeichen an seiner Stirn, wandelt sich vom Zeichen seiner Schuld in das Zeichen des ihm gewährten Schutzes, zugleich zum Zeichen der mahnenden Erinnerung an die schlimmen Folgen von Wut, Hass und Gewalt. Zu dem Warnenden tritt auch das Erzählen von einem geschenkten Neuanfang hinzu. Je nach der gegebenen Situation gilt es da die Akzente zu setzen und aufmerksam zu hören, welche den Kindern besonders wichtig sind, mit welchen sie nach- und weiterdenken.

Der folgende Erzählvorschlag geht beiden Grundthemen nach: der aufkommenden Wut und ihren schlimmen Folgen – und dem Zuspruch von Gott, der dennoch wieder Möglichkeiten des Weiterlebens eröffnet. Kain muss seine Heimat verlassen, aber er bleibt unter Gottes Schutz. Dieses Versprechen darf er auf seinen weiteren Weg mitnehmen. Das Gespräch zwischen Kain und Gott konzentriert sich in der Erzählung deshalb auf diesen Aspekt.

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