Situationen und Bezüge

  • Osterfeiern in der Kita
  • Viele anschauliche Bilder der christlichen Kunst legen mit ihren realistischen Darstellungen die Wiederbelebung des Leichnams Jesu nahe
  • Fragen, was denn am Ostermorgen wirklich geschehen ist, stoßen an ihre Grenzen
  • Suche nach Verbindungen zwischen den allseits bekannten Ostereiern und Osterhasen und den weithin weniger bekannten biblischen Ostergeschichten herstellen?

Informationen

Ostern ist das älteste Fest der Christenheit. Es bestimmt zum einen den Wochenrhythmus: an Stelle des siebten Tages der Woche - des alttestamentlich-jüdischen Sabbat-Tages - wurde der Tag danach, der Tag der Auferstehung Jesu Christi zum Fest- und Ruhetag der Woche.

Zum anderen war Ostern bald das Hauptfest im christlichen Jahreskreis. Da die Verurteilung Jesu in Jerusalem unmittelbar vor dem jüdischen Passafest geschah, wurde das christliche Osterfest etwa zur gleichen Zeit gefeiert. Und weil der jüdische Festkalender an den Mondzyklen orientiert ist, folgt auch der Ostertermin den damit verbundenen wechselnden Festterminen im Jahr. Er liegt auf dem Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond (> Feste im Jahreskreis).

 

Osterfestkreis

Um die eigentlichen Osterfesttage herum entwickelte sich der Osterfestkreis. Vierzig Tage vorher beginnt die Passions- und Fastenzeit. Die Zahl 40 erinnert an die Tage der Sintflut (1.Mose 7,4ff.), an die Jahre der Wüstenwanderung des Volkes Israel (Josua 5,6), an Jesu Aufenthalt in der Wüste (Markus 1,13).
An das Osterfest schließt sich die 40-tägige österliche Freudenzeit an bis zum Himmelfahrtstag an und nach weiteren zehn Tagen folgt das Pfingstfest.
Nur die Sonntage des Osterfestkreises tragen eigene Namen (die meisten anderen Nummern, so die Sonntage im Advent, nach Weihnachten und nach dem Trinitatisfest).

In der Passionszeit sind es meist die lateinischen Anfänge der den Sonntagen zugeordneten Psalmen:

  • Invokavit: Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören (Psalm 91,15)
  • Reminiscere: Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit (Psalm 25,6)
  • Okuli: Meine Augen sehen stets auf den Herrn (Psalm 25,15)
  • Lätare: Freude dich, Jerusalem (Jesaja 66,10)
  • Judica: Richte mich, Gott (Psalm 43,1)
  • Palmarum: Einzug in Jerusalem

Nach Ostern folgt der „Weiße Sonntag“ (Quasimodogeniti = wie die Neugeborenen): die in der Osternacht Getauften kamen vormals noch einmal in ihren weißen Taufkleidern zum Gottesdienst. Es folgt Misericordias Domini: Ich will singen von der Gnade des Herrn (Psalm 89,2). Die nächsten drei Sonntag-Namen sind Aufrufe: Jubilate – Kantate (Singt) – Rogate (Betet), und nach Christi Himmelfahrt noch Exaudi: Herr, höre meine Stimme (Psalm 27,7).

 

Österliches Brauchtum

Das Wort ‚Ostern‘ geht wohl auf die griechische Göttin der Morgenräte, ‚Eos‘, zurück. Auf althochdeutsch heißt Morgenröte ‚eostarum‘. Vermutet werden auch Bezüge zu einem germanischen Frühlingsfest.

Österliches Brauchtum ist sehr auf das Wiedererwachen der Natur zu neuem Leben bezogen.

  • Das Ei ist in vielen Kulturen Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. An Ostern bezahlten Landpächter den Gutsherren ihre Zinsen mit Eiern, und das letzte wurde rot gefärbt.
  • Den Hasen schrieb man lange die Eigenschaft zu, nie zu schlafen – ein Symbol der Überwindung des Todesschlafs, also der Auferstehung. Auch die Hasen stehen für Fruchtbarkeit und neues Leben.
  • Die Fastenzeit endet im festlichen Osterfrühstück - in der katholischen Tradition mit geweihten Speisen.
  • In der Osternacht geschöpftes Wasser mag zu den in dieser Nacht geschehenen Taufen Bezug haben. In vielen Dörfern sind die Brunnen mit Girlanden aus bunten Ostereiern geschmückt.

Biblische Bezüge


Es gibt keinen einheitlichen Bericht von Jesu Auferstehung und seinen Begegnungen mit Personen seines Jüngerkreises. Am ältesten ist die kurze Notiz im
1. Korintherbrief des Apostels Paulus: „…dass er auferstanden ist am dritten Tag nach der Schrift, und dass er erschienen ist dem Kephas (= Petrus), danach den Zwölfen“ (1. Kor.15,4). Vom leeren Grab ist da noch nicht die Rede.

Das älteste Evangelium ist das des Markus (um 70 n.Chr.). Es berichtet von drei Frauen am Grab und ihrer Begegnung mit einem Engel. Der gibt ihnen einen Auftrag: Sie sollen den Jüngern sagen, dass Jesus auferstanden ist und er sich ihnen in Galiläa - wo Jesus gewirkt hatte - zeigen wird. Die erste Person, die dem Auferstandenen selbst begegnet, ist Maria von Magdala. Es folgen in einer kurzen Notiz die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus, von denen das Lukasevangelium dann mehr erzählt.

Etwa zehn Jahre nach dem Markusevangelium wurde das Matthäusevangelium verfasst. Es folgt ziemlich wörtlich dem schon bekannten Markusevangelium, fügt aber noch Einiges ein: zum einen ein kosmisches Ereignis – ein Erdbeben, in dem ein Engel vom Himmel herabkommt und den Stein vom Grab wälzt. Matthäus geht es um die Widerlegung der offensichtlich verbreiteten Meinung, der Leichnam Jesu sei von Jesusfreunden aus dem Grab entfernt worden, um so mit dem leeren Grab die Auferstehung Jesu glaubhaft machen zu können. Außerdem begegnet in diesem Evangelium der Auferstandene selbst den Frauen auf ihrem Heimweg.

Lukas, dessen Evangelium etwa zeitgleich mit dem des Matthäus erscheint, folgt auch weithin der Markus-Vorlage. Er fügt noch Petrus ein, der zum Grab eilt und sich wundert, dass es leer ist. Dann gestaltet Lukas erzählerisch das Erlebnis der beiden Männer auf dem Weg nach Emmaus und berichtet von einem Erscheinen des Auferstandenen im Jüngerkreis, bei dem er seine Wundmale zeigt und gemeinsam mit ihnen isst.

Im Johannesevangelium kommt am Ostermorgen nur Maria von Magdala zum leeren Grab, kehrt zu den Jüngern zurück; Petrus und Johannes gehen mit ihr zum Grab, und sie hat dort ihre Begegnung mit dem auferstandenen Jesus. Sie hält ihn zunächst für den Gärtner. Als er sie beim Namen nennt, erkennt sie ihn, darf ihn aber nicht anrühren. Jesus erscheint dann auch dem ganzen Jüngerkreis und noch einmal, um sich auch dem zweifelnden Thomas zu zeigen. Eine dritte Begegnung mit den Jüngern erfolgt am See Tiberias, wo der Auferstandene dem Petrus, der noch unter der Leugnung seiner Freundschaft mit Jesus aus Angst vor einer Verhaftung leidet, erneut seine Freundschaft bestätigt.

 

Die unterschiedlichen Darstellungen des Auferstehungsgeschehens in den vier Evangelien zeigen, dass es den biblischen Autoren nicht auf einen historisch korrekten Ablauf der Ereignisse ankam, sondern vielmehr auf die Botschaft und Zusage Jesu, als der Lebendige auch in nicht-irdischer Gestalt bei ihnen zu sein: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an das Ende der Welt“. Er gibt sich zu erkennen als der Jesus von Nazareth, der er war und bleibt, auch in seiner anderen Lebendigkeit und künftigen Unsichtbarkeit.

Die verschiedenen Akzente in den Osterevangelien zeigen das Ringen darum an, Kontinuität und Diskontinuität gleichermaßen zum Ausdruck zu bringen: Kontinuität darin, dass der Auferstandene kein anderer ist als der irdische Jesus von Nazareth und an sein bisheriges Wirken bis zu seinem Tod anknüpft. Er bricht das Brot, nennt Maria Magdalena bei ihrem Namen, erscheint im Jüngerkreis wie früher, redet und isst mit seinen Freunden, verzeiht Petrus.
Diskontinuität besteht, insofern er zugleich jetzt ein anderer ist, nämlich unsichtbar bei Gott. Als der ehemals irdische Jesus und jetzt göttliche Christus ist er überall bei den Seinen, die in seinem Namen versammelt sind.

Die Basis des christlichen Glaubens sind Erscheinungserlebnisse vielfältiger Art, die viel mehr sind als bloße individuelle Visionen und Phantasien. Mit den Berichten vom leeren Grab beanspruchen sie überindividuelle Gültigkeit – im Sinne eines Verständnisses von Wirklichkeit, das weit über das bloße Registrieren und Anerkennen nachweisbarer Fakten hinausgeht.

Die biblischen Osterzeugnisse schützen gerade in ihrer Verschiedenheit vor Missverständnissen. Die Erscheinungsgeschichten zeigen den Auferstandenen im geheimnisvollen Licht seines Erscheinens und Verschwindens, das ihn von irdischen Menschen unterscheidet. Es geht eben nicht um die Wiederbelebung des Leichnams, sondern um etwas ganz und gar Neues. Umgekehrt weisen die Bezüge auf das leere Grab darauf hin, dass die Begegnungen mit dem Auferstandenen mehr sind als bloße Visionen oder gar Halluzinationen, sondern ihnen eine Wirksamkeit zukommt, die sich fortan in der Ausbreitung des Evangeliums von Jesus Christus entfaltet, im Bekenntnis der Zugehörigkeit zu ihm, im Vertrauen auf seine unsichtbare Gegenwart.

Beim Erzählen der Ostergeschichten wird es deshalb darauf ankommen, zwischen der Anschaulichkeit des Sichtbaren und dem geheimnisvoll Unsichtbaren eine gute Balance zu finden. Es geht um das Erzählen von Personen, die in konkreten Bildern den Auferstandenen vor sich sehen, ihn als ihren Jesus von Nazareth wiedererkennen und doch zugleich Abschied nehmen müssen von seiner irdischen Gestalt. Aber sie werden zugleich zum Vertrauen auf seine unsichtbare Gegenwart und zum Weitertragen seiner Botschaft ermutigt.

 

Religionspädagogische Anregungen


Die Ostergeschichten sollten beim Erzählen in der Kita nicht für sich stehen, sondern der Abschluss eines Erzählbogens sein, der vom Einzug in Jerusalem (oder schon vorher) bis zu den Begegnungen mit dem Auferstandenen reicht. Das bedeutet auch, diesen Erzählbogen nicht durch die Feiertage oder Ferien zu unterbrechen, sondern ihn schon vorher zum österlichen Ziel zu führen. Nach den Osterfeiertagen kann er dann evtl. mit einer anderen biblischen Ostergeschichte erneut aufgegriffen werden.

Roter Faden der vorösterlichen Erzählung wird die Spannung zwischen Ängstlichkeit und dann Trauer einerseits und Hoffnung und Zuversicht andererseits sein. Mit der Ostergeschichte vollzieht sich dann die entscheidende Wende von der Trauer zu neuer Freude.

Ausgeführte Erzählungen zu den biblischen Osterberichten :

 

Zurück zu Theologisch-religionspädagogische Stichworte