16 - Das Bild des Hirten in der Bibel
 
      (zu: Familiengeschichten aus Israels Frühzeit, Seite 55)
 
Der Beruf des Hirten in der Frühzeit des Glaubens an den Gott Israels wurde zum Gleichnisbild für dessen fürsorgliches Leiten und Führen zu gutem Land. Der wohl bekannteste Psalm ist der Psalm 23, der unter dem Leitgedanken „Der Herr ist mein Hirte“ Satz um Satz das alltäglich vertraute Verhältnis der Hirten zu ihren Schafen auch auf die Beziehung Gottes zu ihnen selbst überträgt. Als später in Israel und Juda Könige regieren, sollen sie im Auftrag Gottes als gute Hirten ihr Volk regieren. In der biblischen Erzählung, wie David zum König gesalbt wurde (> S.143ff.), wird sein Hirtenamt mit der Rettung eines seiner Schafe aus dem Rachen eines Löwen bekräftigt (> 1. Samuel 17,34). Auch in umliegenden Königreichen war das Hirtenmotiv ein Leitbild für gutes Herrschen. Als in der Spätzeit des Königtums in Israel und Juda die Herrscher von Propheten heftig kritisiert werden, geschieht das an dem Maßstab, den der gute Hirte setzt: „Wehe den Hirten, die die Herde meiner Weide umkommen lassen und zerstreuen, spricht der Herr“ (Jeremia 23,1). Und später (> S.164ff.) verkündet Jeremia, dass Gott nach der politischen Katastrophe sein Volk wieder sammeln wird und „hüten wie der Hirte seine Herde“ (Jeremia 31,10).
 
Im Neuen Testament weist Jesu Gleichnis vom „verlorenen Schaf“ auf seine Botschaft hin (> S.262ff.). Im Johannesevangelium nennt er sich eindrücklich selbst den guten Hirten: „Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich“ (Johannes 10,14).
 
Eine der frühesten Christusdarstellungen aus dem 3. Jahrhundert ist das Bild des guten Hirten.
 
Die berühmten Mosaiken in Ravenna zeigen im Mausoleum der Galla Placidia auch (5. Jh,) dieses Motiv.
 
Mit der Entstehung der Leitungsstrukturen in den frühen christlichen Gemeinden wurde das Amt des Bischofs als Hirtenamt gekennzeichnet. Und vor allem in Norddeutschland hat sich der Titel des Pfarrers als Pastor, also Hirte seiner Gemeinde eingebürgert.

 

Auch mit der zunehmenden Technisierung hat das Bild des Hirten als Gleichnis für Gott und Jesus keineswegs seine Anziehungskraft verloren. Das gilt umso mehr mit der Wiederbelebung der Hirtendienste zur Erhaltung unserer natürlichen Umwelt. 

 

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