17 - Zum besonderen literarischen Rang der Josefserzählung
 
        (zu: Familiengeschichten aus Israels Frühzeit, Seite 56)
 
In der Bibel begegnet uns hier aus der Zeit um 1000 v.Chr. – also aus viel späterer Zeit - eine ausgiebige Erzählung von hohem literarischem Rang.
 
Allerdings erschließt sich Josefs Glaubensgeschichte erst am Höhepunkt seines Lebensweges. Dort kommt es zu einer ursprünglich kaum für möglich gehaltenen Wendung, in der Gottes unsichtbares Leiten und Führen deutlich benannt wird: Die Menschen gedachten es böse mit ihm zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen (1. Mose 50, 20).
 
Mit dem Aktionsfeld Ägypten weist die Josefsbiografie in die Zeit des aufblühenden Königtums in Israel und Juda. Das zum Staat gewordene Gottesvolk unterhält auch Beziehungen zum ägyptischen Nachbarreich und öffnet sich der dort gepflegten Weisheitsliteratur (> S.139f.). Das wird auch in Josefs Läuterung vom Lieblingssohn des Vaters zum verantwortlichen Staatsmann erkennbar. Gott handelt in dieser Geschichte nicht mehr durch unmittelbare Weisungen an die Sippenführer, sondern kaum erkennbar durch die Irrwege des von ihm ausersehenen Retters der ganzen Familiengruppe hindurch. Erst ganz zum Schluss wird das rückblickend benannt.
 

 

In diesem literarischen Kunstwerk aus späterer Zeit werden die überlieferten Erfahrungen mit dem begleitenden, das Leben sichernden Gott (> S.54f.) zu einem Beispiel dafür ausgeweitet, wie dieser Gott über schier unglaubliche Umwege dieses Mannes hinweg seinem Versprechen treu bleibt. 

 

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