48 - Hinweise zum Psalm 57
 
       (zu: Daniel und die gebannte Löwenangst, Seite 207)
 
In einem Bittpsalm (Ps. 57) heißt es:

„Sei mir gnädig, Gott, sei mir gnädig!
Denn auf dich traut meine Seele,
und unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht,
bis das Unglück vorübergehe.
Ich rufe zu Gott, dem Allerhöchsten, zu Gott,
der meine Sache zum guten Ende führt. ..

Ich liege mitten unter Löwen;
verzehrende Flammen sind die Menschen,
ihre Zähne sind Spieße und Pfeile und ihre Zungen scharfe Schwerter.
Sie haben meinen Schritten ein Netz gestellt und meine Seele gebeugt;
sie haben vor mir eine Grube gegraben
– und fallen doch selbst hinein.
Mein Herz ist bereit, Gott, mein Herz ist bereit, dass ich singe und lobe.
Wach auf, meine Seele, wach auf, Psalter und Harfe,
ich will das Morgenrot wecken!
Denn deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen“.
 
In diesem Psalmgebet erleben wir mit, wie sich konkrete Probleme mit übel wollenden Menschen zu bedrohlichen Bildern verdichten, zu Feuerflammen und zu Löwen. Dagegen setzt der Beter das Bild der bergenden Flügel; der Fallensteller wird selbst in seine Grube stürzen und – damit sind wir schon nahe bei der Danielsgeschichte – die Löwen sind von einer höheren Kraft gebannt, so dass von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht. Vertrauen auf Gott zeigt sich da in den kraftvollen Gegenbildern, die das Ängstigende zurückdrängen, in Bilder des Vertrauens verwandeln.
 

Anhand dieses Psalms haben Kinder im Unterricht von ängstigenden Begegnungen mit Tieren erzählt, auch von Träumen, in denen sie von Tieren verfolgt wurden, und denen sie mit unglaublicher Schnelligkeit zu entkommen suchten. Oder sie mussten ganz nah an Tieren mit aufgerissenen Mäulern vorbei, um zu ihren Eltern zu gelangen. Da geht es dann wirklich nicht mehr um Furchtlosigkeit vor den Löwen, wie sie etwa der Dompteur im Zirkus zeigt, sondern um die Verarbeitung von Bedrohungserfahrungen.

 

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